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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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bis zum Abend hatte die hervorbrechende Sonne auch den letzten Rest Nässe von den Wegen und Rasenflächen vertrieben. Hof und Scheune leuchteten festlich im Glanz unzähliger Lampions und bunter Glühbirnen. In der Scheune war ein Tanzboden verlegt, auf dem Podium spielte eine eigens aus der Stadt angereiste Band. Um die Tanzfläche herum waren runde Tische angeordnet, die älteren Gäste, die sich aus dem Trubel ein wenig zurückziehen wollten, fanden auf einer Empore auf der linken Seite des riesigen Raumes Platz. Auf der rechten Seite stand das Buffett , eine sieben Meter lange Tafel, dicht bestückt mit Schüsseln und Platten, die die in holsteinische Trachten gekleidete Küchenmannschaft laufend auffüllte. Weitere Helfer in Tracht gingen von Tisch zu Tisch und kümmerten sich um die Getränke.
    Ganz Wedenbruck schien zu dem Fest erschienen zu sein; das Gegengewicht bildete Joys Familie, die mit zahlreichen Verwandten und Freunden aus dem Hunsrück eingetroffen war. Reden auf das Paar, auf die gastgebenden Eltern und auf die von weither angereisten Gäste wurden gehalten, Gedichte verlesen, immer neue Trinksprüche ausgebracht.
    „Ein Jammer!“ seufzte Bille und ließ ihren Blick sehnsüchtig über das kalte Büfett kreisen. „Allein die Nachspeisen sind eine Sünde wert!“
    „Und was ist daran so tragisch?“ erkundigte sich Onkel Paul lachend.
    „Daß mir vor lauter Lampenfieber so schlecht ist, daß ich keinen Bissen herunterbringe!“
    „Nun, wie ich die Sachlage einschätze, wird auch nach eurem Auftritt noch genügend vorhanden sein, so daß du nicht darben mußt.“
    Onkel Paul hatte natürlich recht. Die Aufführung war, von Jubel und Applaus begleitet, kaum vorüber, als sich Bille mit der zufriedenen Feststellung über das Büfett hermachte, hier sei wohl ein „Tischleindeckdich“ am Werk, das wie von Zauberhand alle halbleeren Platten und Schüsseln sofort durch frische ersetzte. Sie füllte sich einen Teller randvoll und verzog sich mit den Freunden an einen Tisch ganz in der Nähe dieses magischen Platzes.
    „Kinder, ist das ein Fest! Hollywood ist nichts dagegen“, stellte Nico fest und boxte Florian freundschaftlich in die Seite. „Ich beginne, ernsthaft darüber nachzudenken, ob ich dich nicht doch vielleicht heiraten sollte.“
    „Du hast mich noch nicht gefragt!“
    „Ich bin ja auch noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen.“
    „Ich schon!“ Simon beugte sich zu Bille hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    „Keine Intimitäten bei Tisch!“ sagte Bettina streng. „Wo kommen wir denn da hin!“
    „Eben!“ Tom schaute strafend in die Runde, dann beugte er sich schnell zu Bettina und küßte sie auf den Mund.
    Die Band spielte einen Walzer, und Joy und Daniel mußten den Tanz eröffnen.
    „Der Arme!“ kommentierte Bettina. „Er hat vom Walzertanzen keine Ahnung. Und dann noch, wenn alle hinsehen.“
    „Gräßlich!“ Florian schüttelte sich. „Ich glaube, ich heirate doch nicht.“
    „Denkst du. Morgen fangen wir an zu üben“, verkündete Nico.
    Die anderen sahen sie amüsiert an.
    „Das Walzertanzen meine ich doch!“ fügte Nico schnell hinzu. „Na kommt, stehen wir ihnen ein bißchen bei.“ Simon ergriff Billes Hand und zog sie auf die Tanzfläche. „Wir müssen’s ja alle mal können.“
    Die kirchliche Trauung fand am nächsten Vormittag um elf Uhr statt. Schon zwei Stunden vorher begannen sie, die Pferde auf Hochglanz zu bringen. Den rosaroten Schmuck allerdings sollte es erst für die Heimfahrt von der Kirche geben - als besonderen Gag.
    Von der Zeremonie bekamen sie nur die Hälfte mit. Vorsorglich hatten sie in der letzten Reihe der Kirche Platz genommen und schlichen sich während der Predigt hinaus.
    „Ziehen wir uns zuerst um?“ fragte Bettina flüsternd.
    „Nein, vorher machen wir die Pferde fertig.“
    Vor der Kirche warteten bereits junge Reiter im Turnierdreß auf ihren Auftritt als Ehrengarde. Anke und Rita standen für Bille und ihre Freunde als Helfer bereit. Mit fliegenden Fingern schmückten sie die vier Schimmel, die über die raschelnden Schleifen und riesigen Papierrosen nicht gerade begeistert waren. Mirko hatte alle Mühe, sie zur Ruhe zu bringen.
    „Schaut mal da rauf!“ Bille zeigte besorgt auf eine schwarze Wolkenbank, die langsam näherzog .
    „Ach was, das ist noch weit weg. Bis dahin sind wir längst zu Hause“, beruhigte Florian sie. „Sie singen schon, los, wir müssen uns umziehen.“
    Auf dem Parkplatz
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