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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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ließen es zum Abtrocknen stehen. Onkel Paul klemmte sich eine wichtig aussehende Dokumentenmappe unter den Arm, und dann machten sie sich auf den Weg.
    Der Gastraum war fast leer. Als Bille hinter den Eltern das Nebenzimmer, einen kleinen Festsaal, betrat, sah sie, warum: Alle Bauern, Inhaber von Handwerksbetrieben oder Läden und sonstige Unternehmer Wedenbrucks saßen hier versammelt. Am Kopf der langen Tafel entdeckte sie den Bürgermeister, neben ihm Hans Tiedjen und Herrn Henrich. Onkel Paul führte Mutsch und Bille an einen der kleineren Tische, die rund um die lange Tafel standen, dann nahm er auf der anderen Seite des Bürgermeisters Platz.
    Bald war der Saal bis auf den letzten Stuhl besetzt. Die Tür wurde geschlossen, und die Herren am oberen Ende der Tafel steckten die Köpfe zusammen, schoben Papiere hin und her und tauschten letzte Informationen aus. Gespannte Stille breitete sich aus.
    Bille sah sich um. Da drüben saßen Tom, Bettina und Florian und winkten herüber, am Nebentisch waren Frau Henrich mit Joy und Daniel, ihnen gegenüber Frau Brodersen mit Karlchen und seinen Schwestern. Und ganz in die dunkelste Ecke verdrückt, Bille traute ihren Augen kaum, waren Hubert und seine Bruni.
    Alle waren sie da; auch der alte Petersen, Mirko und Johnny, der Indianer, und sogar die beiden Mädchen der Reitanlage im Ferienpark.
    Jetzt wurde es ernst. Der Bürgermeister nickte Onkel Paul zu, und der schlug mit seinem Ring an ein Glas, um sich Gehör zu verschaffen, obgleich das eigentlich gar nicht mehr nötig war, denn jeder blickte ihn erwartungsvoll an.
    „Ich erkläre die Sitzung für eröffnet“, sagte Onkel Paul und räusperte sich, ehe er mit lauter Stimme fortfuhr: „Meine Freunde, ich danke euch, daß ihr so zahlreich erschienen seid. Mit den meisten von euch habe ich ja in den vergangenen Wochen schon über das Problem gesprochen, das uns heute beschäftigen wird. Für die anderen möchte ich kurz zusammenfassen, worum es geht.
    Gerd Karsten hat, wie wir wissen, beschlossen, die Reitanlage am Ferienpark zu schließen, weil er kurz vor dem Konkurs steht und sie ihm täglich mehr Verluste einbringt. Die ganze Sache war von vornherein falsch kalkuliert und ein Zuschußgeschäft, weil Karsten wichtige Unterhaltskosten gar nicht erfaßt hatte.
    Da diese Anlage nun aber einmal vorhanden ist, auch wenn sie in wesentlichen Teilen der Verbesserung bedarf, haben wir Wedenbrucker uns in den vergangenen Wochen Gedanken darüber gemacht, was man zur Rettung des Betriebes tun könnte. Überall im Bezirk gibt es ländliche Reitvereine zur Förderung der Reiterjugend und als Anlaufstelle für die Pferdezüchter in den bäuerlichen Betrieben. Außerdem nimmt das allgemeine Interesse am Reitsport ständig zu. Warum also nicht auch in Wedenbruck einen solchen Reitclub gründen, haben wir uns gefragt. Natürlich hat das nur einen Sinn, wenn das Unternehmen finanziell auf einer gesunden Basis steht.
    Ich freue mich, euch heute mitteilen zu können, daß wir zwei, wenn ich so sagen darf , ,zahlungsfreudige Mäzene’ für unseren Plan gewinnen konnten. Unseren verehrten Reiter und Pferdefachmann Hans Tiedjen, der ja eigentlich mit seinem eigenen Betrieb genug um die Ohren hat, sollte man meinen ...“
    Hans Tiedjen wehrte lachend ab, als kräftiger Applaus Onkel Pauls Rede unterbrach.
    „... und Herrn Henrich aus Peershof“, fuhr Onkel Paul fort. „Aber das ist nur der Anfang. Ich habe hier eine Liste mit ein paar Dutzend Namen von Wedenbrucker Mitbürgern, angefangen bei unserem Herrn Bürgermeister, die bereit sind, Mitglied im Reitclub Wedenbruck zu werden. Um wirklich überleben zu können, müssen es allerdings noch viel mehr werden. Und je mehr es werden, desto niedriger können wir den Mitgliedsbeitrag ansetzen. Abgesehen davon kann ich euch die erfreuliche Mitteilung machen, daß uns ein paar beträchtliche Spenden zugesagt sind.
    Bevor wir jetzt in die Diskussion um die Statuten eintreten und formell die Gründung beschließen, möchte ich gern eure Fragen beantworten.“ Onkel Paul sah auffordernd in die Runde.
    Uwe, der Sohn des Klempnermeisters Möller, meldete sich zuerst zu Wort. „Ja, wie ist denn das gedacht? Dürfen da nur noch die Vereinsmitglieder reiten?“
    „Natürlich nicht.“ Onkel Paul schaute noch einmal in die Runde und wandte sich an alle Anwesenden. „ Wir werden Reitstunden abhalten und stets ein paar Schulpferde zur Verfügung halten. Daneben allerdings werden die Mitglieder ihre
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