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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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Psyche verdorbener oder verhaltensgestörter Pferde befassen. Außerdem habe ich in letzter Zeit sehr viel gelesen über alternative Trainingsmethoden und über Naturheilkunde bei Pferden. Und wenn Simon nun anfängt, Tiermedizin zu studieren, um sich als ,Pferdedoktor’ zu spezialisieren, dann könnte ich das durch meine Arbeit auf diesen Gebieten ergänzen. Für die Ausbildung müßte ich zwar für eine Weile nach England oder Amerika gehen, aber Simons Studium bedeutet für uns ohnehin eine längere Zeit der Trennung.“
    „Ich finde es großartig, daß du dich dazu entschlossen hast. Das Turnierreiten ist zwar eine reizvolle Sache, aber keine Lebensaufgabe.“
    „Die wichtigste Lebensaufgabe wäre es vielleicht, für bessere Bedingungen in den Reitställen und Vereinen zu sorgen. Das werde ich bestimmt nie aus den Augen verlieren. In der Puszta, bei den großen Pferdeherden, ist mir so vieles klargeworden; wie Pferde wirklich leben sollten, um zufrieden und glücklich zu sein!“
    Sie konnten das Gespräch nicht fortführen, denn jetzt stürmten Tom und Bettina, erhitzt und glücklich von einem wilden Querfeldeinritt, die Stufen herauf. In der Tür erschien, mit ebenso gerötetem Gesicht, Frau Engelke und sah die beiden strafend an. „Seid ihr endlich da! Mein Essen ist schon fast verbrutzelt!“
    „Gib uns noch fünf Minuten zum Händewaschen und Umziehen“, Tom faßte die Haushälterin um die Taille und schwenkte sie einmal herum, „dann sitzen wir brav am Tisch, Engelchen.“
    „Na schön, aber beeilt euch!“
    Natürlich war das Essen nicht verbrutzelt, im Gegenteil. Und Frau Engelke hatte in weiser Voraussicht von allem die doppelte Portion gemacht, denn nach dem arbeitsreichen Tag standen Bille und Bettina, was den Appetit anbelangte, Tom in nichts nach.
    Noch während sie beim Nachtisch saßen - riesige Portionen Erdbeeren mit Vanilleeis - klingelte das Telefon. Tom sprang auf und ging ins Wohnzimmer hinüber, kam aber gleich darauf zurück. „Für dich, Daddy! Billes Onkel Paul. Er sagte, er müsse dich persönlich sprechen!“ Bille runzelte in komischem Entsetzen die Stirn. „Onkel Paul? Ich hab doch nichts ausgefressen?“
    Hans Tiedjen ging hinein und schloß die Tür hinter sich. Bille hätte zu gern gewußt, was es da Geheimnisvolles zu besprechen gab. Wußte Tom etwas? Er machte sein Pokerface und schien mit nichts anderem beschäftigt zu sein als mit seiner dritten Portion Eis mit Erdbeeren. Es wäre sinnlos, ihn zu fragen. Wenn Daddy ihn gebeten hatte, den Mund zu halten, würde er sich eher die Zunge abbeißen, als ein Wörtchen zu verraten. Also verkniff sich Bille die Frage.
    Nicht so Bettina. Sie gab ihrer Neugier nach. „Weißt du, was er will, Tom?“
    „Irgend etwas Geschäftliches“, brummte Tom, als wenn ihn die Angelegenheit nicht im mindesten interessierte. „Es geht um Geld. Um eine Menge Geld.“
    Nun waren sie so schlau wie vorher, Bille hatte es ja gleich gewußt. Doch ihre Neugier sollte eher befriedigt werden, als sie zu hoffen gewagt hatte. Als sie Stunden später, nach einem herrlichen Abend auf der Terrasse, ein bißchen beschwipst vom Wein und von dem anstrengenden langen Tag, nach Hause zurückkehrte, saßen auch Mutsch und Onkel Paul noch auf der Veranda. Ein Windlicht gab schwaches Licht und beleuchtete einen halbleeren Krug mit Erdbeerbowle. Mutsch und Onkel Paul träumten schweigend in die Dunkelheit hinein und machten einen äußerst zufriedenen Eindruck. „Na, mein Deern? Da bist du ja endlich! Komm, setz dich zu uns und trink einen Schluck.“
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, schenkte Onkel Paul Bille ein Glas Bowle ein. Sie hatte eigentlich protestieren wollen, aber nun war es auch egal; heute war ein besonderer Tag, sie hatte schwer gearbeitet, und jetzt waren Ferien, sie konnte am Morgen ausschlafen und sich ihr Training einteilen, wie sie wollte.
    „Mal darf man auch über die Stränge schlagen“, sagte Mutsch, als hätte sie Billes Gedanken gelesen. „Und heute ist schließlich ein besonderer Tag.“
    Bille sah fragend von einem zum anderen. „Wollt ihr mir nicht allmählich mal verraten, was es mit der Geheimniskrämerei auf sich hat?“
    „Machen wir, machen wir“, versprach Onkel Paul fröhlich. „Morgen abend, wenn du mit uns in den Krug kommst. Um acht Uhr abends findet im Nebenzimmer eine außerordentliche Versammlung aller Wedenbrucker Bauern und Unternehmer statt.“
    Mehr wollte er nicht verraten. Aber bis morgen würde sie sich nun
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