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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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standen zwei Transporter, die ihnen jetzt als Garderobe dienten. Noch während sie in ihre weißen Turnierhosen stiegen, setzte sich ein langer Zug geschmückter Kutschen in Bewegung, die später die Gäste aufnehmen sollten. Auch Zottel und Moischele mit der Ponykutsche waren darunter, von Mutsch phantasievoll mit Blumen besteckt. Bille klopfte im Vorübereilen ihrem kleinen Freund zärtlich den Hals. Gerade noch rechtzeitig erreichten sie ihre hinter der Kirche wartenden Pferde und sprangen in den Sattel.
    Alle ritten sie Füchse. Bille hatte sich zu dieser Gelegenheit Troja ausgeliehen, ihr gegenüber stand Simon mit San Pietro. Fünf Mädchen schlossen sich an Billes Seite an, fünf Jungen an Simon, in einer Linie ausgerichtet wie die englischen Horseguards auf der Parade. Die Hände an den Reitkappen, so salutierten sie, als nun die Glocken erklangen und das Brautpaar, angeführt vom Pastor und gefolgt von Familienmitgliedern und Gästen, langsam die Stufen der Kirche hinunterschritt und zwischen dem Spalier aus jungen Reitern auf die geschmückte Hochzeitskutsche zuging. Joy und Daniel rissen ungläubig die Augen auf, als sie die bonbonrosa Pracht erblickten.
    Im gleichen Augenblick geschah es. Ohne Vorwarnung, ohne einen Windstoß oder ein Donnern rauschte ein Regenschauer hernieder. Die Gäste flüchteten unter das Vordach. „Regen auf den Brautschleier, das bringt Glück!“ rief jemand. Die Kutscher beeilten sich, die Sitze mit vorsorglich mitgeführten Planen abzudecken, und holten die Regenschirme heraus. Mirko blieb wie erstarrt auf dem Kutschbock sitzen. Um die Polster brauchte er sich nicht zu sorgen, da er keinen offenen Wagen fuhr, doch sein Blick war wie gebannt auf das Vierergespann gerichtet, das sich innerhalb von Sekunden unter der Einwirkung ganzer Bäche von himbeerroter Farbe, die aus den Papierrosen quoll, von Schimmeln zu rosigen Riesenmarzipanschweinen verwandelte.
    Joy und Daniel wollten sich ausschütten vor Lachen. „Rosa Pferde zur Hochzeit, das hat es bestimmt noch nicht gegeben, solange die Welt besteht!“ rief Joy und fiel Daniel um den Hals. „Ein besseres Glückszeichen kann man sich gar nicht wünschen in der ersten Stunde einer Ehe!“
    „Na ja, wie Glücksschweine sehen sie ja auch aus“, murmelte Tom und grinste zu Bille hinüber. „Ich habe eben immer die tiefsinnigsten Ideen!“
    Wenig später traf sich die Gesellschaft in der großen Halle des Peershofer Gutshauses wieder. Bald waren alle Spuren des Regens beseitigt, Braut und Bräutigam mit dem Fön getrocknet. Die rosa Schimmel waren geputzt und getrocknet und standen zufrieden im trockenen Stall. Champagner wurde gereicht, und die große Zahl der Glückwünschenden formierte sich zu einer Schlange.
    „Wie beim Neujahrsempfang des Bundespräsidenten“, flüsterte Bille Simon zu. „Bin ich froh, daß das nicht meine Hochzeit ist. Als Gast hat man viel mehr von so einem Fest.“
    „Eines Tages wird auch an dir der Kelch nicht vorübergehen“, gab Simon lächelnd zurück und kniff sie unauffällig.
    Bille sah ihren Freund strafend an. Doch unvermittelt wurde ihr Blick ernst und nachdenklich. „Eigentlich stimmt das nicht, was ich da eben gesagt habe. Ich wäre sehr froh, an Joys Stelle mit dir da vorn zu stehen. Dann wüßte ich nämlich ...“
    „Was wüßtest du?“
    Billes Stimme klang kläglich. „Daß ich nicht mehr so schrecklich oft von dir getrennt sein müßte.“
    Simon zog seine Freundin an sich. Doch ehe er etwas darauf sagen konnte, tönte eine Stimme wie eine Fanfare durch den Saal.
    „Ist hier eine Sibylle Abromeit? Sie möchte bitte ihr Pony aus der Küche abholen!“
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