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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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für ein Gebäude? Es sieht aus wie eine Scheune oder ein Stall. Oder...“
    „... eine Reithalle“, vollendete Simon ihren Satz.
    „Das will ich aus der Nähe sehen.“
    Bille drückte Black Arrow leicht die Absätze in die Flanken, und der Wallach trabte auf die Ferienanlage zu. Die anderen folgten ihnen.
    Das Gebäude war gerade erst fertig geworden, aus großen Platten im Eilverfahren zusammengesetzt und mit einem Kunststoffdach versehen. Es handelte sich tatsächlich um eine Reithalle, mit einer Einstreu aus Sägemehl und schmalen, rundum laufenden Fenstern, die eher Lichtschlitzen glichen.
    „Igitt, stinkt das hier nach Holzschutzmittel, da kriegt man ja kaum Luft!“ schimpfte Nico. „Hoffentlich lüften sie noch ein paar Wochen, ehe sie das Ding in Betrieb nehmen!“
    „Die haben ziemlich gespart an allem“, brummte Daniel. „Wer da wohl reiten soll?“
    „Die Feriengäste, wer sonst?“ meinte Bille. „Vielleicht solche, die ihre Pferde mitbringen. Oder habt ihr gehört, daß sich jemand bei uns einen Privatstall zulegen will?“
    „Nicht, daß ich wüßte. Vielleicht weiß Daddy etwas, ich werde ihn nachher gleich fragen“, sagte Tom. „Seit ich auf der Uni bin, kriege ich kaum noch mit, was hier so läuft. Und daß die Ferienanlage schon kurz vor der Eröffnung steht, davon hatte ich keine Ahnung.“
    Ziemlich schweigsam kehrten sie nach Groß-Willmsdorf zurück. Unterwegs waren Daniel und Joy nach Peershof abgebogen, während Florian darauf bestand, seine Nico zurück zum Internat zu begleiten.
    „Ich möchte wissen, warum mich der Anblick der Feriensiedlung so deprimiert hat“, sagte Bille leise zu Simon, als der Gutshof vor ihnen auftauchte. „Genauso ein Gefühl hatte ich damals, als Daddy uns ankündigte, er würde aus dem Schloß ausziehen und ein Reiterinternat daraus machen.“
    „Wir möchten eben, daß unsere Kinderträume für immer erhalten bleiben. Der Gutsherr in seinem schönen weißen Schloß, das romantische alte Dörfchen Wedenbruck, das war einmal. Alles wandelt sich, auch wir selbst. Schau dich doch an: bist du noch das kleine Mädchen von damals? Möchtest du es noch sein?“
    Bille schaute ihrem Freund lächelnd in die Augen. „Ehrlich gesagt, nein, denn damals hast du mich noch nicht eines Blickes gewürdigt! Ich war Luft für dich. Du warst in meinen Augen ein hochnäsiger kleiner Prinz auf einem dicken Pony, und doch hätte ich mir sehnlichst gewünscht, daß du mich mal ansprichst!“
    „Sicher nur, um einen einzigen Satz zu sagen“, gab Simon grinsend zurück. „Möchtest du mal mein Pony reiten, Kleine?“
    „Genau!“ Bille lachte.
    „Ich dagegen hielt dich für das vom Glück begünstigtste Kind der ganzen Schule.“
    „Warum das?“
    „Weil deine Mutter jede Menge Bonbons und Schokolade in ihrem Laden hatte und ich mir einbildete, du könntest davon nehmen, soviel du wolltest. Bei uns zu Hause waren Süßigkeiten streng rationiert, wie du weißt.“
    „Du Ärmster. Daher deine unstillbare Leidenschaft für Sahnekaramellen. “
    Sie waren vor dem Stall angekommen und sprangen aus dem Sattel. Bille band Black Arrwow an der Außenwand fest und nahm ihm den Sattel ab. Florian ritt mit Nico weiter zum Schulstall. Bille winkte den beiden nach, während sie den Sattel über die Paddock-Umzäunung warf. Simon hatte den Wasserschlauch herangezogen, um Pünktchen die Beine abzuspritzen.
    „He, was ist denn mit Hubert los!“ Bille sah in die Richtung, in die Florian und Nico verschwunden waren und aus der jetzt eine in feierliches Schwarz gekleidete Gestalt auf sie zuschritt. „Mit Hut und Krawatte! Nicht wiederzuerkennen.“
    Daß der Pferdepfleger Hubert sich in dieser Aufmachung nicht besonders wohl fühlte, sah man ihm schon von weitem an. Ja, es schien, als überlege er einen Augenblick, den jungen Reitern auszuweichen und auf einem Seitenweg den Hof zu verlassen.
    „Er scheint bei meinem Vater gewesen zu sein“, sagte Tom, der mit Bettina erst jetzt am Stall ankam. „Daddy erwähnte heute mittag etwas von einem Gespräch, um das Hubert ihn gebeten hatte.“
    Hubert hatte offensichtlich eingesehen, daß es lächerlich gewesen wäre, den jungen Reitern auszuweichen, er kam zögernd näher.
    „Ist etwas Besonderes los heute?“ erkundigte sich Bille. „So elegant erscheinst du doch sonst höchstens auf Hochzeiten oder Beerdigungen!“
    Hubert suchte eine Weile nach den passenden Worten. Dann reckte er sich noch ein wenig mehr, so daß der in den
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