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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt
Autoren: Jules Verne
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Baumwolle, Wolle, Thieren, Feigen und Weintrauben. Zur Zeit, in der unsere Erzählung spielt, hätte man aber vergeblich den alten Ankerplatz gesucht, auf dem sich ehedem die Schiffe vor den gefährlichen West-und Nordwestwinden nicht zu halten vermochten. Mostagenem besaß jetzt einen wohlgeschützten Hafen, welcher der Verwerthung der reichen Producte der Mina und des unteren Cheliff ungemein förderlich war.
    Dank diesem sicheren Zufluchtsorte, konnte es die Goëlette Dobryna wagen, an einer Küste zu überwintern, welche sonst fast nirgends einen Schutz gewährte. Hier flatterte schon seit zwei Monaten an ihrer Gaffel die russische Flagge und am Top des Großmastes der Wimpel der Yacht
Club de France
mit dem unterscheidenden Zeichen:
M. C. W. T.
    Kapitän Servadac eilte, sobald er in die Stadt kam, nach dem Militärquartier von Matmore. Dort begegnete er einem Officier vom 2. Tirailleur-und einem Kapitän vom 8. Artillerie-Regimente – zwei Kameraden, auf welche er sich verlassen konnte.
    Mit großem Ernste vernahmen die beiden Officiere das Verlangen Hector Servadac’s, ihm bei dem bevorstehenden Ehrenhandel als Zeugen zu dienen; aber sie lächelten, als ihr Freund ihnen als wirkliche Ursache dieses Zweikampfes eine musikalische Discussion angab, die zwischen ihm und Graf Timascheff stattgefunden habe.
    »Vielleicht ließe sich das beilegen? äußerte der Commandant der Tirailleure.
    – Das darf selbst nicht versucht werden, entgegnete Hector Servadac schnell.
    – Einige unwesentliche Zugeständnisse ….. fuhr der Artillerie-Kapitän fort.
    – Zwischen Wagner und Rossini ist keine Annäherung möglich, erwiderte ernsthaft der Stabsofficier. Beide sind Originale. Uebrigens ist Rossini in diesem Falle der Beleidigte. Dieser Narr, der Wagner, hat über Rossini verschiedene Albernheiten geschrieben; ich will Rossini rächen.
    – Im schlimmsten Falle, meinte der Commandant, ist ein Degenhieb nicht allemal tödtlich.
    – Vorzüglich, wenn man, wie ich, entschlossen ist, einen solchen gar nicht zu erhalten!« bestätigte Hector Servadac.
    Nach dieser Antwort hatten die beiden Officiere nichts Anderes zu thun, als sich nach dem Generalstabsgebäude zu begeben, woselbst sie, genau um zwei Uhr, die Secundanten Graf Timascheff’s treffen sollten.
    Es sei hier die Bemerkung eingeschoben, daß der Commandant der Tirailleure und der Kapitän der Artillerie sich von ihrem Kameraden keineswegs hatten dupiren lassen. Doch, was war in Wirklichkeit der Grund, der ihm die Waffen in die Hand drückte? Sie ahnten ihn vielleicht, hatten aber nichts Besseres zu thun, als jenen Vorwand gelten zu lassen, den es Kapitän Servadac gefallen hatte, ihnen mitzutheilen.
    Zwei Stunden später waren sie zurück, nachdem sie die Zeugen des Grafen getroffen und mit ihnen die Einzelheiten des Duells verabredet hatten. Graf Timascheff, Adjutant des Kaisers von Rußland, wie so viele Russen, welche sich im Auslande aufhalten, hatte sich für den Degen, die Waffe des Soldaten, entschieden Beide Gegner sollten sich nächsten Tages, am 1. Januar Morgens neun Uhr, an einer drei Kilometer von der Mündung des Cheliff entfernten Stelle treffen.
    »Also morgen, mit soldatischer Pünktlichkeit! sagte der Commandant.
    – Sogar mit größter Pünktlichkeit!« versicherte Hector Servadac.
    Kräftig drückten die beiden Officiere die Hand ihres Freundes und begaben sich nach dem Café Zulma, um dort ihre gewohnte Partie Piquet zu spielen.
    Kapitän Servadac dagegen drehte wieder um und verließ eiligst die Stadt.
    Seit etwa vierzehn Tagen befand sich Hector Servadac nicht in seiner gewöhnlichen Wohnung in dem Waffenplatze. Betraut mit einer topographischen Aufnahme, hauste er jetzt in einem Gourbi (arabische Hütte) an der Küste von Mostagenem, etwa acht Kilometer vom Cheliff, wo ihm nur seine gewöhnliche Ordonnanz Gesellschaft leistete. Es war daselbst nicht gar zu reizend und jeder Andere, als der Kapitän des Generalstabes, würde sein Exil auf diesem abscheulichen Posten mehr für eine Strafe angesehen haben.
    Er machte sich also in der Richtung nach seinem Gourbi auf den Weg und quälte sich mit einigen Reimen ab, die er sich Mühe gab, in die etwas veraltete Form eines Rondeaus einzufügen. Dieses beabsichtigte Rondeau – es ist ja unnütz, es verheimlichen zu wollen – war für eine junge Witwe bestimmt, die er heimzuführen gedachte; jetzt suchte er ihr dichterisch zu beweisen, daß, wenn man in seiner Lage sei, eine der höchsten Achtung
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