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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt
Autoren: Jules Verne
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betrifft, so hatten Graf Timascheff und Lieutenant Prokop alle Eile, die Erde wiederzusehen, die übrigen Russen aber nur den einen Gedanken, ihrem Herrn zu folgen, wohin er sie auch führen werde.
    Die Spanier befanden sich auf der Gallia so wohl, daß sie auch den Rest ihrer Tage gern hier verlebt hätten; immerhin freuten sich Negrette und seine Landsleute darauf, die Fluren Andalusiens einmal wieder zu begrüßen.
    Pablo und Nina schienen entzückt, mit allen ihren Freunden zurückzukehren, freilich unter der Bedingung, diese auch später niemals zu verlassen.
    Nur ein einziger Unzufriedener befand sich unter Allen – der Brummbär Palmyrin Rosette. Er kam aus seiner verbissenen Stimmung gar nicht mehr heraus und schwur Tag für Tag, daß er sich in der Gondel nicht mit einschiffen werde. Nein! Er bestand darauf, seinen Kometen nicht zu verlassen. Er wollte Tag und Nacht seine astronomischen Beobachtungen fortsetzen. O, wie beklagte er den Verlust seines Fernrohrs! Gerade jetzt, wo die Gallia die Zone der Sternschnuppen durcheilte! Waren da keine wichtigen Erscheinungen zu beobachten, keine neuen Entdeckungen zu machen?
    In seiner Verzweiflung bediente sich Palmyrin Rosette eines wahrhaft heroischen Mittels, indem er die Pupille seiner Augen vergrößerte, um durch deren verstärktes Sehvermögen das verlorene Fernglas möglichst zu ersetzen. Er tröpfelte sich in die Augen nämlich eine BelladonnaLösung, die sich in der Apotheke des Nina-Baues vorfand, und sah und sah hinaus in’s Weite, daß er fast blind ward! Doch, obwohl er die Lichtempfindlichkeit seiner Netzhäute durch jenes Mittel wesentlich erhöhte, er sah doch nichts, er entdeckte nichts!
    Die letzten Tage verstrichen unter einer wahrhaft fieberhaften Erregung, von der Niemand frei blieb. Lieutenant Prokop überwachte die letzten nothwendigen Details. Am Strande wurden die beiden Masten der Goëlette aufgerichtet, um als Träger der ungeheuren Montgolfière zu dienen, die jetzt zwar noch nicht aufgebläht, doch schon mit ihrem Netze umgeben war. Auch die Gondel stand bereit, hinlänglich groß, um alle Passagiere aufzunehmen. Einige an deren Seitenwänden befestigten Schläuche verliehen ihr die Fähigkeit, eine Zeit lang zu schwimmen, für den Fall, daß die Montgolfière nahe einer Küste in ein Meer niederfallen sollte. Sank sie freilich in den offenen Ocean hinab, so mußte sie mit allen ihren Insassen zu Grunde gehen, wenn sich nicht zufällig Schiffe in der Nähe befanden, um jene aufzunehmen.
    So verstrich der 26., 27., 28., 29. und 30. December. Nur achtundvierzig Erdenstunden sollten sie noch auf der Gallia zubringen.
    Der 31. December brach an. Nur noch vierundzwanzig Stunden, dann sollte die von warmer, verdünnter Luft geschwellte Montgolfière sich in die Gallia-Atmosphäre erheben. Freilich war diese Atmosphäre weniger dicht als jene der Erde, doch darf man hierbei nicht außer Acht lassen, daß sich der ganze Apparat in Folge der allgemein verminderten Anziehungskraft eben auch leichter emporschwingen mußte.
    Die Gallia befand sich jetzt 24 Millionen Meilen, also etwas weiter als die Erde, von der Sonne entfernt. Mit ungeheurer Schnelligkeit strebte sie gegen das Erdsphäroïd zu, das sie in seinem aufsteigenden Knoten, genau an dem von ihm eingenommenen Punkte der Ekliptik, treffen sollte.
    Die Distanz zwischen Erde und Kometen maß jetzt kaum 1 1 / 4 Million Meilen. Da sich die beiden Weltkörper auf einander zu bewegten, so durcheilten sie diesen Zwischenraum mit einer Schnelligkeit von 52.000 Meilen in der Stunde, von denen etwa 34.000 auf die Gallia und gegen 18.000 auf die Erde kamen.
    Endlich, um zwei Uhr Morgens, bereiteten sich die Bewohner des Kometen zum Aufbruch. Binnen siebenundvierzig Minuten fünfunddreißig Secunden sollte der Zusammenstoß stattfinden.
    In Folge der beschleunigten Rotationsbewegung der Gallia um ihre Achse war es jetzt schon hell, ebenso wie auf derjenigen Seite der Erdkugel, an welche der Komet antreffen mußte.
    Seit einer Stunde schwebte die Montgolfière bereits vollständig gefüllt zwischen den Masten. Sie bewährte sich vollkommen. Der ungeheuere Apparat war zur Auffahrt fertig. Seine an dem Netze befestigte Gondel harrte nur noch der Passagiere. Die Gallia gravitirte jetzt 45.000 Meilen von der Erde entfernt.
    Isaak Hakhabut nahm zuerst in der Gondel Platz.
    Da bemerkte Kapitän Servadac, daß der Jude einen schwer gefüllten Gürtel um die Hüften trug.
    »Was ist das? fragte er.
    – O,
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