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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt
Autoren: Jules Verne
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Vorbereitungen zur »Abreise« wurden nun mit einem Eifer sonder Gleichen betrieben. Alle konnten es kaum erwarten, die Gallia zu verlassen.
    Lieutenant Prokop’s Montgolfière schien ein beruhigendes Hilfsmittel, die Erdkugel ohne Gefahr zu erreichen. Aus der Gallia-Atmosphäre in die der Erde hinüberzugleiten, was hätte noch leichter und bequemer sein können. Freilich vergaß man hier die tausend Gefahren einer bei allen früheren Luftreisen noch nicht dagewesenen Lage. War das nicht ganz natürlich?
    Lieutenant Prokop wiederholte indessen mehrmals, daß die Montgolfière durch die plötzliche Hemmung ihre Bewegung jedenfalls in Brand gerathen und ihre Insassen ebenso verbrennen würden – wenn nicht ein Wunder geschähe.
    Kapitän Servadac erwies sich jetzt wie immerdar als unverbesserlicher Enthusiast. Ben-Zouf endlich hatte stets den Wunsch gehegt, einmal eine Ballonfahrt mitzumachen; er sah sich also am Ziele seiner Wünsche.
    Der kühler überlegende Graf Timascheff und sein Lieutenant Prokop vergegenwärtigten sich fast allein die Gefahren dieses waghalsigen Unternehmens. Nichtsdestoweniger waren sie zu Allem bereit.
    Jetzt verschwand die Eisdecke auch wieder von dem Meere. Die Dampfschaluppe wurde in Stand gesetzt und mit dem Reste der Steinkohlen zu einigen Fahrten nach der Insel Gourbi benutzt.
    Kapitän Servadac, Lieutenant Prokop und einige Russen führten die erste Reise dahin aus. Sie fanden die Insel, den Gourbi und das Wachthaus durch den langen Winter in keiner Weise verändert. Da und dort rannen einige muntere Bäche über das Land. Die Vögel, welche Warm-Land wieder verlassen hatten, schwärmten über diesem Restchen fruchtbaren Bodens, nach dem sie das Grün der Wiesen und Bäume gelockt hatte. Schon keimten junge Pflanzen unter dem Einflusse der Aequatorhitze der dreistündigen Tage hervor. Die Sonne goß lothrechte Strahlen von außerordentlicher Intensität über sie aus.
    Hier herrschte der glühende Sommer, der dem harten Winter so gut wie unvermittelt folgte.
    Auf der Insel Gourbi sammelte man auch die trockenen Blätter und das Stroh, welche zur Erzeugung der erwärmenden Luft für die Montgolfière dienen sollten. Wäre dieser ungeheure Apparat nicht gar so umfangreich gewesen, so hätte man ihn wohl gern über das Meer nach der Insel Gourbi geschafft. Da das nicht anging, zog man es vor, sich von Warm-Land aus zu erheben und dahin das Brennmaterial zu transportiren, welches die Verdünnung der Luft in dem Ballon hervorbringen sollte.
    Jetzt schon verbrannte man für die Zwecke der täglichen Bedürfnisse die Trümmer der beiden Fahrzeuge. Als die Planken der Tartane demselben Schicksal verfallen sollten, versuchte Isaak Hakhabut sich dem zu widersetzen. Ben-Zouf machte ihm jedoch begreiflich, daß er für seinen Platz in der Gondel werde 50.000 Francs bezahlen müssen, wenn er es wagte, noch ferner den Mund aufzuthun.
    Isaak Hakhabut seufzte und schwieg.
    Der 25. December kam heran. Alle Vorbereitungen zur Abfahrt waren beendet. Weihnachten wurde in gleicher Weise wie das Jahr vorher, doch eher in gehobener religiöser Stimmung gefeiert. Den bevorstehenden Neujahrstag gedachten die wackeren Leute alle ja auf der Erde mit zu begehen, und Ben-Zouf versprach sogar dem jungen Pablo und der kleinen Nina schon jetzt allerliebste Neujahrspräsente.
    »Seht Ihr, sagte er, es ist wirklich so gut als hättet Ihr sie schont«
    Obwohl man es in Anbetracht des herannahenden letzten Augenblickes kaum glauben sollte, so dachten Kapitän Servadac und Graf Timascheff doch an ganz andere Dinge als an die Gefahren der »Landung«. Die Kälte, welche sie gegen einander zur Schau trugen, war keineswegs eine erkünstelte. Die beiden Jahre, die sie fern von der Erde zusammen verlebt, erschienen ihnen jetzt wie ein halbvergessener Traum, wo sie so nahe daran waren, einander auf der alten Erde wieder Auge in Auge gegenüberzutreten. Ein reizendes Bild drängte sich wieder zwischen sie und ließ sie gegenseitig sich nicht mehr so sehen wie vordem.
    Dem Kapitän Servadac fiel es nun auch wieder ein, das berühmte Rondeau zu vollenden, bei dessen letztem Verse jene unangenehme Unterbrechung eintrat. Noch einige Zeilen fehlten dem kleinen Gedichte zu seiner Vollendung. Einen Dichter hatte die Gallia einst der Erde entführt – einen Dichter sollte sie ihr jetzt wiedergeben.
    Von Zeit zu Zeit wiederholte sich Kapitän Servadac also alle die widerspenstigen Reime.
    Was die anderen Bewohner der Kolonie
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