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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt
Autoren: Jules Verne
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Herr Gouverneur, antwortete Isaak Hakhabut, es ist mein bescheidenes Vermögen, das ich mit mir nehme.
    – Wie viel wiegt denn Euer bescheidenes Vermögen?
    – Ach, kaum sechzig Pfund.
    – Sechzig Pfund! Und die Montgolfière besitzt nur eine Tragkraft, um uns selbst emporzuheben. Entledigt Euch dieser unnützen Last!
    – Aber Herr Gouverneur …
    – Keine Einrede, sag’ ich Euch, wir dürfen die Gondel nicht überlasten.
    – Herrgott Israel’s, jammerte der Jude, mein ganzes sauer erworbenes Hab’ und Gut!
    – Ei was, Meister Isaak, Ihr wißt ja recht gut, daß Euer Gold auf der Erde später so gut wie gar keinen Werth haben kann, da die Gallia allein hundertsechsundvierzig Sextillionen Francs an Gold enthält! …
    – Erbarmen, gnädiger Herr, Erbarmen!
    – Vorwärts, Mathathias! mischte sich Ben-Zouf ein, befreie uns von Deiner Person oder entledige Dich Deines Goldes – ganz nach Belieben!«
    Es half dem unglücklichen Juden kein Klagen, er mußte sich seiner enormen Geldkatze entledigen, was natürlich nur unter einem Schwall von Jammertönen geschah, den wir hier vergeblich wiederzugeben versuchen würden.
    Mit Palmyrin Rosette lag die Sache ganz anders. Der gelehrte Wütherich bestand darauf, von dem Kerne seines Kometen nicht zu weichen. Niemand sollte ihn seinem eigenen Gebiete entreißen! Diese Montgolfière wäre auch ein ganz widersinnig erdachtes Rettungsmittel. Beim Uebergange aus einer Atmosphäre in die andere mußte sie ja auflodern wie ein Stück Papier. Seiner Ansicht nach war weniger Gefahr dabei, auf der Gallia auszuharren, und wenn dieselbe gegebenen Falles die Erde doch nur streifen sollte, so würde wenigstens Palmyrin Rosette mit ihr weiter durch den Weltraum schweben. Dazu begleitete er tausend andere Gründe noch mit den wüthendsten und auch lächerlichsten Drohungen, so z.B., daß er den Schüler Servadac mit Strafarbeiten überhäufen werde u. dergl. m.
    Trotz seines Widerstrebens ward der Professor aber doch als Zweiter in der Gondel untergebracht und durch zwei handfeste Matrosen an seinem Platze gehalten. Kapitän Servadac, entschlossen, ihn auf keinen Fall auf der Gallia zurückzulassen, hatte ihn deshalb in dieser etwas rücksichtslosen Weise eingeschifft.
    Die beiden Pferde und Nina’s Ziege mußte man freilich opfern! Das gab ein rechtes Herzeleid für Ben-Zouf und das kleine Mädchen. Es war indessen gar nicht daran zu denken, jene mitzunehmen. Von allen vorhandenen Thieren erhielt nur Nina’s Taube einen Platz. Möglicher Weise konnte sich diese ja noch als Bote zwischen den Insassen der Gondel und irgend einem Punkte der Erdoberfläche nützlich erweisen.
    Graf Timascheff und Lieutenant Prokop nahmen auf die Einladung des Kapitäns hin ihre Plätze ein.
    Zuletzt stand dieser mit seinem treuen Ben-Zouf nur allein noch auf dem Boden der Gallia.
    »Nun vorwärts, Ben-Zouf, jetzt ist die Reihe an Dir, sagte er.
    – Nach Ihnen, mein Kapitän.
    – Nein, nein! Ich muß bis zuletzt an Bord bleiben, gleich dem Befehlshaber eines Schiffes, wenn er gezwungen ist, dasselbe zu verlassen.
    – Ja, aber …
    – Thu’ wie ich Dir sage!
    – Auf Ihren Befehl also!« antwortete Ben-Zouf.
    Die Ordonnanz stieg über den Rand des Nachens. Kapitän Servadac folgte.
    Die letzten Leinen wurden gelöst und majestätisch erhob sich die Montgolfière in die Lüfte.
Neunzehntes Capitel.
In welchem Minute für Minute die Empfindungen und Eindrücke der Gondel-Isassen nebst anderen Dingen verzeichnet werden.
    Die Montgolfière erreichte eine Höhe von zweitausend fünfhundert Metern und Lieutenant Prokop beschloß, sie in dieser Zone zu erhalten. Auf einem unter dem Ballon befestigten und mit trockenem Laube beschickten Netze von Eisendraht konnte leicht das nöthige Feuer entzündet werden, um die Luft im Innern des Apparates auf dem gewünschten Grade von Verdünnung zu erhalten und dem Sinken der Montgolfière vorzubeugen.
    Die Passagiere der Gondel ließen ihre Blicke unter sich, rings umher und über sich schweifen.
    Unten breitete sich ein großer Theil des Gallia-Meeres aus, das ein concaves Becken zu bilden schien. Im Norden zeigte sich ein einzelner dunkler Punkt, das war die Insel Gourbi.
    Im Westen hätte man vergeblich die Eilande von Ceuta und Gibraltar gesucht. Diese waren und blieben verschwunden.
    Im Süden erhob sich der Vulkan, der das Ufer und das ausgedehnte Gebiet von Warm-Land beherrschte. Diese Halbinsel grenzte an den Continent an, welcher das ganze Gallia-Meer als
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