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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot
Autoren: dtv
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gewusst, dass das Ding etwas mit Gus Mortimers Angriff auf seine Frau zu tun gehabt habe, da noch nicht. Aber irgendwie habe es sich wie etwas
angefühlt,
das so ein Schwein tun würde. Den ganzen Taghätten sie darüber debattiert und den Knüppel dabei vor den anderen im Haus versteckt. Oben in Wendys Zimmer. Als er und Kevin aus dem Bestattungsinstitut zurückgekommen seien, hätte jemand, Big Bob vielleicht, den Polizeiaufruf auf Channel Four gehört gehabt, in den Sieben-Uhr-Nachrichten. Natürlich hätten sie daraufhin wieder angefangen zu diskutieren und sich am Ende auf einen Plan geeinigt. Tags drauf, dienstags, habe einer von ihnen das Ding diskret beiseiteschaffen sollen, so dass die Polizei es finden würde. Falls nicht, hätten sie einen anonymen Hinweis abgeben wollen. Wendy habe gesagt, sie werde es machen. Sie habe nachmittags sowieso in der Stadt zu tun, um sich arbeitslos zu melden, da werde sie das Ding schon irgendwo unterbringen. »Das war es, Mann. Da war es schon nach elf, und wir hatten nach unserer Rückkehr aus Wiltshire ein paar anstrengende Tage hinter uns.«
    Weshalb sie, soweit er es sagen könne, anschließend alle im Bett verschwunden seien. Alle drei. Ja, er wisse, bisher habe er nach Mitternacht gesagt, aber ehrlich gesagt dehne das die Wahrheit ein wenig. Und jetzt sei er ehrlich.
    »Mehr weiß ich nicht, Mann. Aber ich hab noch was in die Wagschale zu werfen, wenn Sie interessiert sind.«

34
    Aus dem Mittwoch wurde ein Donnerstagmorgen. Um zwanzig nach eins war Jacobson endlich so weit, die Anklagepunkte zusammenzustellen. Fahren Sie nach Hause, alter Junge, hatte er zu Kerr im Aufzug hinauf in den fünften Stock gesagt. Es mussten sich schließlich nicht alle die Nacht um die Ohren schlagen. Besonders nicht die, denen ein Übermaß an begehrenswerten Schlafarrangements zur Verfügung stand. Schließlich konnte er problemlos einen DC der normalen Nachtschicht mitnehmen. Keine Chance, Frank, sagte Kerr, ohne auf die Anspielung zu reagieren, und sah zu, wie die Zahlen über der Aufzugstür nacheinander aufleuchteten: eins, zwei, drei, vier,
fünf.
    Auf dem Weg zurück nach unten konnte Jacobson nicht aufhören zu grinsen. Er hatte gerade Chivers und Salter angerufen, wobei es ihm ein ganz besonderes Vergnügen bereitet hatte, die Salters in ihrem innerstädtischen Adlerhorst aufzuscheuchen,
Chrissie
aufzuwecken, damit sie
Greg
weckte. Es tue ihm so leid, so spät noch zu stören, aber er müsse den Kontakt halten, um, nun,
Greg
über den neuesten Stand der Dinge in Kenntnis zu setzen. Sein Grinsen verschwand jedoch von seinem Gesicht, als sie dem Wachhabenden den engen Gang hinunter in den vordersten Vernehmungsraum folgten.
    Bis jetzt waren die spurentechnischen Ergebnisse noch alles andere als eindeutig. Es gab Kleidungsspuren, ja, aber wie sie an den Tatort gekommen waren, ließ sich nicht eindeutig sagen. Sie konnten genauso gut auch indirekt, zum Beispiel über Kevin Holland, in Mortimers Garten getragen worden sein. Auch die Computerbeweise würden am Ende nicht mehr als Indiziencharakter haben, egal wie oft man sie noch drehen und wenden mochte. Zu sagen, dass jemand umgebracht werden sollte, war nicht gerade nett. Unter bestimmten Umständen, wahrscheinlich auch im vorliegenden Fall, war es sogar absolut illegal. Aber es war immer noch nicht das Gleiche, wie es tatsächlich zu tun. Die Ironie dabei: Sämtliche Hightechanalysen schienen völlig für die Katz zu sein. Gut möglich, dass am Ende eine scharfäugige alte Dame, die nicht schlafen konnte und regelmäßig hinaus auf die Straße starrte, den Ausschlag gab.
    Er sah Alan Slingsby über den Tisch hinweg an, dessen Interesse neu geweckt worden war, nachdem sich der Fall mit einem Mal als erfrischend komplex erwies: Mortimer hatte seine Frau umgebracht, und dann hatte ihn jemand getötet – wobei das längst noch nicht alles war.
    Eines Tages, dachte Jacobson, werde ich auf mein Leben zurückblicken und nur das sehen: schäbige Vernehmungsräume spät in der Nacht, eingebildete Anwälte und überführte Verdächtige, fertig.
    Er benutzte wie immer die Standardformulierung. Präzise, schmucklos.
    »Ich nehme Sie wegen Mordes an Angus Anthony Mortimer fest.«
    Slingsby erinnerte sie, dass Schweigen nicht notwendigerweise als Schuldeingeständnis zu verstehen sei. Essei ein Schock und könne einen Menschen sogar in Panik versetzen, wenn eine ernste Anklage gegen ihn erhoben werde. Noch die unschuldigste Person könne
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