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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Autoren: Brian Jacques
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Methusalem hatte in all seinen Jahren erst dreimal einen solchen Sommer erlebt. Daher hatte er vorgeschlagen, ihn im Kalender und in der Abteichronik als »Sommer der Späten Rose« zu vermerken. Kornblumes Kopf sank tiefer, sie war eingeschlafen.
    Der alte Karren fuhr langsam weiter, die lange, staubige Straße hinunter. Sie hatten bereits mehr als die Hälfte des Weges zur Kirchenruine von St. Ninian hinter sich gebracht. Dort lebte Hans Kirchenmaus wie auch sein Vater, Großvater und Urgroßvater vor ihm. Matthias war fest eingeschlafen. Selbst Konstanze konnte ihre Augen kaum noch offen halten. Sie wurde immer langsamer. Es war, als würden der kleine Karren und seine Insassen von einer verzauberten Sommernacht in ihren Bann geschlagen.
    Plötzlich und völlig unvorbereitet wurden sie von dem Lärm donnernder Hufe aufgeschreckt.
    Es ließ sich nicht feststellen, aus welcher Richtung er kam. Er schien die ganze Luft um sie herum zu erfüllen und wurde immer ohrenbetäubender; die Erde zitterte unter dem lauten Dröhnen.
    Ihr sechster Sinn gebot Konstanze, die Straße zu verlassen und sich in ein Versteck zu flüchten. Mit einem kräftigen Ruck zog die starke Dächsin an. Ihre stumpfen Klauen gruben sich in den Boden am Straßenrand, als sie den Karren durch eine Lücke in der Rotdornhecke zum Abhang des Grabens zerrte. Dort krallte sie ihre Pfoten in die Erde, um den Karren zu stoppen, während Hans Kirchenmaus und Kornblumes Vater hinuntersprangen und die Räder mit Steinen fest verkeilten.
    Matthias hielt vor Schreck den Atem an. Ein riesiges Pferd mit fliegender Mähne und panisch rollenden Augen galoppierte vorbei. Es zog einen Heuwagen hinter sich her, der wie wild von einer Seite zur anderen hüpfte. Matthias konnte Ratten im Heu erkennen, aber es waren keine gewöhnlichen Ratten. Es waren riesenhafte, zerlumpte Nagetiere, größer als alle, die er jemals gesehen hatte. Starke, tätowierte Arme schwangen eine Vielzahl von Waffen – Spieße, Messer, Speere und lange, rostige Entermesser. An der Rückwand des Heuwagens stand der verwegenste, grimmigste und bösartigste Rattenkoloss, der je einem Albtraum entsprungen war! Mit einer Klaue umklammerte er einen langen Stock, auf den ein Frettchenschädel gespießt war, während er in der anderen seinen gewaltigen, dicken Schwanz wie eine Peitsche schwang. Er lachte wie ein Verrückter, kreischte merkwürdige Flüche und schaukelte hin und her, während Pferd und Wagen die Straße hinunterratterten und im Dunkel der Nacht verschwanden. So plötzlich, wie sie gekommen waren, waren sie verschwunden!
    Matthias ging mit seinem Stock in der Hand auf die Straße. Hinter ihm sanken vereinzelt Strohhalme zu Boden. Seine Knie zitterten unkontrolliert.
    Konstanze schleppte den Karren wieder zurück auf die Straße. Kornblume half ihrer Mutter und Frau Kirchenmaus, die Kleinen zu beruhigen.
    Gemeinsam standen sie in der Spur des Heuwagens, während der Staub um sie herum sich legte.
    »Habt ihr das gesehen?«
    »Gesehen schon, aber ich kann es nicht fassen!«
    »Was um Himmels willen war das?«
    »Was um der Hölle willen wohl eher.«
    »All diese Ratten! Und solche großen!«
    »Genau, und dann der an der Rückwand! Der sah aus wie der Teufel selbst.«
    Konstanze, die bemerkt hatte, dass Matthias von dem Erlebnis noch wie benommen war, übernahm die Führung. Sie wendete mit Schwung den Karren.
    »Ich denke, es ist das Beste, wir fahren zur Abtei zurück«, sagte sie entschlossen. »Der ehrwürdige Abt muss sofort davon unterrichtet werden.«
    Matthias wusste, dass die Dächsin viel mehr Erfahrung hatte als er, und so übernahm er ohne Umschweife die Rolle des Ersten Offiziers. »In Ordnung, Kornblume, du setzt dich in den Karren und passt auf die Mütter und Babys auf«, sagte er. »Herr Feldmaus und Herr Kirchenmaus setzen sich bitte nach vorne zu Konstanze.«
    Schweigend folgten die Mäuse seinen Anordnungen. Der Karren fuhr wieder an, diesmal saß Matthias hinten und bildete die Nachhut. Der junge Mäuserich umklammerte seinen Stock fest. Er saß mit dem Rücken zu seinen Schützlingen und blickte die Straße hinunter in die Richtung, in die der Heuwagen verschwunden war.

 
6
     
    Das Pferd war den Ratten mit heiler Haut entronnen.
    Der Heuwagen hatte das meiste abbekommen. Das Tier ging durch und raste kopflos im Zickzack die Straße hinunter, wo es wegen seiner Scheuklappen die beiden steinernen Torpfosten zu seiner Rechten übersehen hatte. Der Wagen war dabei
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