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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Autoren: Brian Jacques
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weil wir so lange aufgeblieben sind.«
    Der ironische Kommentar wurde mit brüllendem Gelächter quittiert. Konstanze sträubte sich das Nackenfell. Sie knurrte erbost und bellte dann wutschnaubend los. Verängstigt kauerten sich die Mäuse zusammen. Niemand hatte je bei einer Ratsversammlung einen zähnefletschenden, wütenden Dachs erlebt.
    Bevor sie sich von dem Schreck erholten, erhob sich Konstanze auf die Hinterbeine und legte los. »Noch nie habe ich einen solchen Haufen trotteliger Schwachschädel gesehen. Ihr solltet euch was schämen, sitzt da und albert herum wie dumme kleine Otterjunge, die einen Käfer gefangen haben. Ich hätte mir niemals träumen lassen, die Ältesten von Redwall so zu erleben.« Konstanze zog ihre massigen Schultern hoch und starrte derart grimmig in die Runde, dass alle erzitterten. »Jetzt hört gut zu. Gebt Acht auf das, was euer ehrwürdiger Abt zu sagen hat. Der Nächste, der hier auch nur einen Quietscher von sich gibt, bekommt es mit mir zu tun. Verstanden?«
    Würdevoll verbeugte sich die Dächsin und machte eine ausladende Bewegung mit ihrer schweren, rauen Pfote. »Ihr habt das Wort, ehrwürdiger Vater.«
    »Ich danke dir, Konstanze, meine gute und treue Freundin«, murmelte der Abt. Kopfschüttelnd blickte er ernst in die Runde. »Ich kann zu dem Thema auch nicht viel mehr sagen, aber da ich sehe, dass ihr immer noch nicht überzeugt seid, schlage ich Folgendes vor: Wir werden zwei Mäuse als Ablösung ins Torhaus schicken. Wollen mal sehen, ja … Bruder Rufus und Bruder Georg, würdet ihr bitte so gut sein und für Bruder Methusalem übernehmen? Bitte schickt ihn her zu mir und richtet ihm aus, er möge die Bücher mit den Aufzeichnungen der Reiseberichte mitbringen. Nicht den jetzigen Band, sondern die älteren Jahrgänge.«
    Rufus und Georg, zwei zuverlässige und vernünftige Mäuse, verbeugten sich förmlich vor dem Abt und verließen den Raum.
    Matthias konnte sehen, wie sich die rosigen und goldenen Strahlen der Morgenröte ihren Weg durch einen hohen Fensterschlitz in die Wohnhöhle bahnten, während die Kerzenstümpfe zu flackern begannen und schließlich verloschen. Im Laufe einer einzigen Nacht hatte es ein Fest und eine Krise gegeben und er, Matthias, hatte bei beiden eine wichtige Rolle gespielt. Erst die große Äsche, dann die Begegnung mit dem Heuwagen: gewaltige Erlebnisse für einen kleinen Mäuserich.
     
    Solange man sich zurückerinnern konnte, hatte der alte Bruder Methusalem die Geschichtsbücher der Abtei geführt. Es war sein Lebenswerk, eine Aufgabe, der er mit großer Leidenschaft nachging. Er führte nicht nur die offizielle Chronik von Redwall, sondern auch eigene, persönliche Bücher, die viele wertvolle Informationen enthielten. Reisende aller Art, Zugvögel, Füchse auf Wanderschaft, umherstreunende Eichhörnchen und geschwätzige Hasen – sie alle hielten an und plauderten mit dem Mäusegreis, nahmen seine Gastfreundschaft in Anspruch und dachten nicht einmal im Traum daran, ihm ein Leid zuzufügen. Methusalem war äußerst sprachbegabt. Er konnte jedes Lebewesen verstehen, sogar die Vögel. Er war ein ganz außergewöhnlicher Mäusegreis, der mit seinen Büchern zurückgezogen in der Einsamkeit des Torhauses lebte.
    Jetzt saß Methusalem auf dem Stuhl des ehrwürdigen Abtes, zog seine Brille aus einem Moosrindenetui und setzte sie sich sorgfältig auf die Nase. Alle Anwesenden versammelten sich um ihn und lauschten gebannt, als er eines der Geschichtsbücher öffnete und mit piepsiger Stimme, kaum lauter als ein Flüstern, zu sprechen begann.
    »Hm, hm, ehrwürdiger Abt Cedric. Cedric stimmt doch, oder? Ach du meine Güte, Ihr seid ja der neue Abt, Mortimer – der, der nach Cedric gekommen ist. Herrje, ich habe schon so viele kommen und gehen sehen, müsst Ihr wissen. Hm, hm, mein ehrwürdiger Abt Mortimer, liebe Mitglieder von Redwall. Ich beziehe mich auf eine Eintragung, die ich im Winter vor sechs Jahren gemacht habe.« Der Mäusegreis hielt inne und blätterte eine Weile hin und her. »Mmh, doch … ja, ich habs. ›Ende November, Jahr der Kleinen Edelkastanie, Bericht von einer halb erfrorenen Sperberin, die von weit her aus dem Norden kam …‹ – Eigenartiges Wesen, sprach mit einem merkwürdigen Akzent. Ich richtete ihr die Schwungfeder an ihrem rechten Flügel. – › … erzählte mir von einem Grubenunglück, das von einer großen, grausamen Seeratte mit Namen Cluny verursacht worden war. Anscheinend wollte diese Ratte
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