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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Autoren: Brian Jacques
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rief die Anwesenden mit einer kleinen Glocke zur Ordnung. »Ich bitte alle um eure Aufmerksamkeit. Konstanze und Matthias, würdet ihr bitte dem Rat berichten, was ihr heute Nacht auf der Straße zur Sankt-Ninian-Kirche beobachtet habt.«
    So genau wie möglich erzählten die Dächsin und der junge Mäuserich von dem Zwischenfall mit dem von Ratten überfüllten Heuwagen.
    Dann begannen die Ratsmitglieder, Fragen zu stellen.
    »Du sprachst von Ratten, Matthias. Was für Ratten?«, erkundigte sich Schwester Clementia.
    »Riesengroße!«, antwortete Matthias. »Allerdings weiß ich leider nicht, um was für eine Art es sich handelte oder wo sie herkamen.«
    »Und du, Konstanze?«
    »Na ja, ich kann mich daran erinnern, dass mein Großvater einmal eine Seeratte kannte«, antwortete sie. »So, wie er sie mir beschrieben hat, könnte es sich bei dem Ungeziefer auf dem Wagen um welche handeln.«
    »Was schätzt du, wie viele Ratten es gewesen sind?«, fragte der ehrwürdige Abt.
    »Das ist schwer zu sagen, ehrwürdiger Vater. Es müssen mehrere hundert gewesen sein.«
    »Matthias?«
    »Doch, ehrwürdiger Vater. Das sehe ich genauso wie Konstanze. Mindestens vierhundert.«
    »Ist dir noch irgendetwas anderes an ihnen aufgefallen, Konstanze?«
    »Aber sicher, ehrwürdiger Abt. Mein Dachsinstinkt sagte mir sofort, dass es sehr üble und böse Ratten waren.«
    Auf die Aussage der Dächsin hin folgte ein Aufruhr und es waren laute Rufe zu hören wie »Blödsinn! Nichts als Vermutungen!« und »Genau! Eine miese Ratte muss man beim Namen nennen!«
    Matthias brachte wieder Ruhe in den Tumult. Mit erhobener Pfote rief er laut aus: »Konstanze hat Recht. Ich habe es auch gespürt. Da war eine riesige Ratte mit einem Frettchenschädel an einem Stock. Ich konnte sie sehen – sie sah aus wie ein schreckliches Monster.«
    In der Stille, die folgte, erhob sich der Abt und trat Matthias gegenüber. Leicht vornübergebeugt heftete er seinen Blick auf die strahlenden Augen des jungen Mäuserichs. »Denk noch einmal genau nach, mein Sohn. Ist dir an diesem Rattenmann irgendetwas Besonderes aufgefallen?«
    Matthias überlegte einen Moment lang.
    »Er war viel größer als all die anderen, ehrwürdiger Vater.«
    »Was noch? Denk nach, Matthias.«
    »Jetzt fällt es mir wieder ein! Er hatte nur ein Auge.«
    »Das rechte oder das linke?«
    »Das linke, glaube ich. Ja, es war das linke, Vater.«
    »Weiter – hast du seinen Schwanz sehen können?«
    »Aber sicher!«, piepste Matthias. »Es ist bestimmt der längste Schwanz gewesen, den es überhaupt gibt. Er hielt ihn in seiner Klaue wie eine Peitsche.«
    Der Abt ging im Raum auf und ab und wandte sich schließlich an die Versammlung. »Zweimal in meinem Leben haben Reisende mir von diesem Rattenschurken erzählt. Er trägt einen Namen, den selbst ein Fuchs im tiefsten Dunkel der Nacht nicht aussprechen würde. Cluny die Geißel!«
    In der Wohnhöhle war es plötzlich totenstill.
    Cluny die Geißel!
    Das war doch nicht möglich! Das war doch ein Ammenmärchen, mit dem Mütter ihren Kindern drohten, wenn sie störrisch oder ungehorsam waren.
    »Wirst du wohl schlafen, sonst holt Cluny dich!«
    »Iss endlich dein Abendbrot, sonst kommt Cluny!«
    »Sofort kommst du hierher, sonst sage ich es Cluny!«
    Die meisten wussten nicht einmal, wer oder was Cluny überhaupt war. Er war nur so eine Art Schreckgespenst, das in Albträumen und in den dunklen Abgründen der Fantasie sein Unwesen trieb.
    Ein verächtliches Schnauben und höhnisches Gelächter brach los. Die Mäuse stießen sich gegenseitig mit ihren behaarten Ellbogen in das flauschige Fell über den Rippen. Sie waren so erleichtert, dass sie eine nach der anderen zu grinsen begannen. Cluny die Geißel, aber klar!
    Etwas verlegen wandten sich Matthias und Konstanze mit flehenden Blicken an den Abt, von dem sie sich Unterstützung erhofften. Das Gesicht von Abt Mortimer verfinsterte sich, und er läutete energisch mit der Glocke, um die Anwesenden zur Ordnung zu rufen.
    »Mäuse von Redwall, ich sehe, dass einige von euch an den Worten eures Abtes zweifeln.«
    Die ruhigen, aber gestrengen Worte ließen die Ratsältesten verlegen mit den Pfoten scharren. Bruder Josef stand auf und räusperte sich.
    »Nun ja, äh, guter ehrwürdiger Abt, wir alle achten Euer Wort und schauen zu Euch auf, aber ich meine … also wirklich!«
    Schwester Clementia stand schmunzelnd auf und machte eine ausladende Geste mit ihren Pfoten. »Vielleicht holt Cluny uns ja,
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