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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Autoren: Brian Jacques
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gerufen?«
    Clunys kräftiger Schwanz schoss hervor und zerrte die Unglücksratte zu ihm heran. Totenschädel duckte sich, als scharfe, dreckige Klauen sich in sein Fell gruben. Cluny deutete mit seinem Kopf zum Pferd hinüber.
    »Spring sofort auf seinen Rücken, dann beiß kräftig zu. Das wird das faule Luder schon wieder auf Trab bringen.«
    Totenschädel schluckte nervös und befeuchtete seine trockenen Lippen.
    »Aber Käpten, und was ist, wenn es zurückbeißt?«
    Zisch! Knall! Cluny schwang seinen kraftvollen Schwanz, als wäre es eine Peitsche. Sein Opfer schrie laut auf vor Schmerz, als die Geißel ihm Striemen über seinen schmalen, knochigen Rücken zog.
    »Meuterei, Befehlsverweigerung!«, tobte Cluny. »Beim Schlund der Hölle, ich zieh dir das Fell über die Ohren, dass dir Hören und Sehen vergeht.«
    Totenschädel hastete, vor Schmerz kreischend, hinüber zum Kutschbock. »Aufhören! Nicht auspeitschen, Käpten. Seht her, ich machs doch schon.«
    »Haltet euch fest!«, brüllte Cluny seiner Horde zu.
    Totenschädel vollführte einen Sprung der Verzweiflung. Er landete auf dem Rücken des Pferdes. Das entsetzte Tier wartete gar nicht erst darauf, dass die Ratte zubiss; sobald es spürte, wie sich das abscheuliche, kratzige Etwas auf seinen ungeschützten Flanken niederließ, wieherte es vor Panik laut auf und ging durch. Die Angst verlieh ihm Flügel und es jagte los wie ein rasendes Nachtgespenst.
    Totenschädel konnte gerade noch einen schmerzerfüllten Schrei von sich geben, bevor er fiel. Die eisenbeschlagenen Wagenräder überrollten ihn. Ihn umgab der rote Schleier des Todes und das Leben wich aus seinem zerschundenen Körper. Das Letzte, was er sah, bevor sich die Dunkelheit über ihn senkte, war die spöttisch grinsende Fratze von Cluny der Geißel, der ihm von der holpernden Rückwand des Wagens aus zukreischte: »Sag dem Teufel, dass Cluny dich geschickt hat, Totenschädel!«
    Die Fahrt ging weiter. Cluny kam näher.

 
5
     
    Unten in der Wohnhöhle ging das große Fest langsam seinem Ende zu.
    So mancher Gürtel musste gelockert werden. Die Mäuse von Redwall und ihre Gäste räkelten sich mit vollen Bäuchen auf ihren Stühlen und noch immer waren Unmengen von Essen übrig.
    Abt Mortimer flüsterte Pater Hugo ins Ohr: »Pater, ich möchte, dass du einen großen Beutel mit Essen bereitstellst: Haselnüsse, Käse, Brot, Kuchen, was auch immer du für geeignet hältst. Gib ihn Frau Kirchenmaus, aber so heimlich wie möglich, damit es niemand bemerkt. Armut ist eine schreckliche Qual, besonders wenn eine Mäusemutter so viele hungrige Mäuler zu stopfen hat. Oh, und dann pass bitte auf, dass ihr Mann nichts davon mitbekommt. Hans Kirchenmaus mag vielleicht arm sein, aber er hat trotzdem seinen Stolz. Ich befürchte, dass er keine milden Gaben annehmen würde.«
    Hugo nickte wissend und watschelte los, um zu tun, was sein Abt ihm aufgetragen hatte.
     
    Kornblume und Matthias hatten sich bereits angefreundet. Sie waren jung und etwa gleichaltrig. Wenn sie auch im Wesen sehr unterschiedlich waren, so hatten sie doch etwas gemeinsam, und das war die Zuneigung zu Tim und Tess, den Zwillingen der Kirchenmäuse. Sie hatten einen sehr angenehmen Abend miteinander verbracht, gescherzt und mit den Kleinen gespielt. Tess war auf Matthias’ Schoß geklettert und dort eingeschlafen, während Baby Tim sich in Kornblumes samtiges Fell gekuschelt hatte und ebenfalls schlief. Kornblume lächelte Matthias an, während sie Tim über den kleinen Kopf streichelte. »Ach, nun schau dir doch nur mal ihre Pfötchen an. Sehen sie nicht niedlich aus, wie sie so daliegen?«
    Matthias nickte zustimmend.
    Colin Wühlmaus kicherte laut und machte eine ziemlich alberne Bemerkung: »Ach, nun schau sich doch mal einer Matthias und Kornblume an, verhätscheln die zwei Babys wie so n altes Ehepaar. Nein, wie süß!«
    Bruder Alf rief ihn nachdrücklich zur Ordnung. »Ruhe jetzt! Und halte deine Zunge im Zaum, Colin Wühlmaus! Weißt du nicht, dass Matthias eines Tages ein Mäuserich von Redwall sein wird? Und ich möchte nicht noch einmal hören, dass du über die kleine Kornblume herziehst. Sie ist eine anständige Maus aus gutem Hause. Merk dir, Meister Wühlmaus, ich könnte deiner Mutter und deinem Vater auch das eine oder andere über dich erzählen. Gestern Abend habe ich dich doch erst dabei erwischt, wie du ›Fang die Binse‹ mit der kleinen Erntemaus gespielt hast. Wie hieß sie noch gleich?«
    Colin Wühlmaus
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