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Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)

Titel: Recht und Gerechtigkeit: Ein Märchen aus der Provinz (German Edition)
Autoren: Jörg Kachelmann , Miriam Kachelmann
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dass sie grundsätzlich schon strafbar sei, aber wohl in der Welt der Schwet zinger Polizei bisher keine große Rolle spielte.

Teil II
    Das Gefängnis

22.03.2010 Der Gefängnisdirektor erklärt Kachelmann, dass ihn ein Reporter der Bild-Zeitung angerufen und sich bei ihm über Kachelmanns Verhaftung erkundigt habe.
    23.03.2010 Die Staatsanwaltschaft teilt der Presse Ort und Zeit des nicht öffentlichen Haftprüfungstermins mit.
    Beginn der Vorverurteilungskampagne Kachelmanns in den Medien.
    24.03.2010 Haftprüfungstermin. Kachelmann beteuert seine Unschuld. Der Haftrichter ordnet dennoch das Fortbestehen der Untersuchungshaft an.
    Eine Haarprobe Kachelmanns wird entnommen und auf Drogenrückstände hin untersucht.
    Den vor dem Gerichtsgebäude wartenden Journalisten sagt Jörg Kachelmann, dass er unschuldig sei.
    20.04.2010 Claudia Dinkel wird bei einer staatsanwaltschaftlichen Vernehmung der Lüge in Bezug auf den anonymen Brief mit den Flugtickets überführt, den sie am 08.02.2010 in ihrem Briefkasten gefunden haben will. Die beiden vernehmenden Staatsanwälte sind dennoch davon überzeugt, dass Dinkels Aussage in den anderen Teilen glaubhaft sei.
    26.04.2010 Der »Untersuchungsbericht molekulargenetische Untersu chungen des Landeskriminalamtes« stellt keine DNA von Jörg Kachelmann an dem Messer fest, mit dem Dinkel bedroht und am Hals verletzt worden sein soll. Es findet sich auch keine DNA von Dinkel an der Messerspitze.
    17.05.2010 Die Mannheimer Staatsanwaltschaft erhebt wegen des Verdachts der Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall und gefährlicher Körperverletzung Anklage gegen Jörg Kachelmann.
    07.06.2010 Kachelmanns Verteidiger Birkenstock stellt Antrag auf Aufhebung des Haftbefehls und legt gleichzeitig Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Generalstaatsanwalt Schlosser, Oberstaatsanwalt Frenzel, Oberstaatsanwalt Gattner und Staatsanwalt Oltrogge ein.
    01.07.2010 Bei einem mündlichen Haftprüfungstermin weist das Landgericht Mannheim den Antrag Birkenstocks auf Aufhebung des Haftbefehls zurück. Jörg Kachelmann sei weiterhin dringend tatverdächtig, weshalb die Untersuchungshaft nicht aufgehoben werden könne.
    09.07.2010 Das Landgericht Mannheim eröffnet das Hauptverfahren gegen Jörg Kachelmann und setzt den Prozessbeginn auf den 06.09.2010 fest.
    12.07.2010 Prof. Dr. Hans-Ludwig Kröber wird von der Strafkammer mit der Erstellung eines fachpsychiatrischen Gutachtens über mögliche traumabedingte Beeinträchtigungen der Aussagetüchtigkeit Claudia Dinkels in Bezug auf das fragliche Vergewaltigungsgeschehen beauftragt.
    15.07.2010 Jörg Kachelmann verbringt seinen 52. Geburtstag in der JVA und erhält eine von seinen Mithäftlingen unterschriebene Glückwunschkarte.
    29.07.2010 Das Oberlandesgericht Karlsruhe hebt den Beschluss des Landgerichts Mannheim vom 01.07.2010 und den Haftbefehl des Amtsgerichts Mannheim vom 25.02.2010 auf.

Herzogenriedstraße 111, 68169 Mannheim, Zelle 1016 (verschissen)
    Die Fahrt hatte in der Justizvollzugsanstalt Mannheim ein Ende. Samstagabend ist ein unpraktischer Moment, um in eine JVA eingeliefert zu werden. Es gibt immerhin kaltes Wasser in der Zelle, aber nichts zu essen. Als mein am selben Tag inhaftierter Zellenkumpel A. von mir hörte, dass ich den ganzen Tag nichts zu essen bekommen hatte, klingelte er. Ein paar Scheiben Brot waren noch aufzutreiben. Zugegebenermaßen hatte ich nicht den ganz großen Hunger.
    Ich hatte Glück, dass A. mein Zellenkumpel der ersten Nacht war. Er war erwachsen, sprach einigermaßen Deutsch und hatte (auch) eine interessante Geschichte zu erzählen.
    Die Zelle, in der ich die erste Nacht als Untersuchungsgefangener 546/2010 verbrachte, hatte die Nummer 1016, lag im Parterre und war wirklich so, dass sie auch in einem Film verwendbar gewesen wäre, in dem Veronica Ferres zusammen mit einem blinden und blonden deutschen Schäferhund in Aserbaidschan einen deutschen Bundeswehrsoldaten aus einem von aufständischen Rebellen betriebenen Gefängnis für Ungläubige befreit: Sie war komplett versifft und von einer bemerkenswerten Zahl von Kakerlaken belebt. Du bist Deutschland, dachte ich zum Gefängnis, und eingedenk des Resozialisierungsgedankens und der Unschuldsvermutung, von denen man allenthalben in den Medien hören kann, hat es mich einfach gewundert, was man mit den frisch Eingelieferten so macht. Später, als ich nach meiner Entlassung über die komplett versiffte Zelle berichtete, behaupteten die JVA
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