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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen
Autoren: Christina Dodd
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An der Schwelle blieb er stehen und betrachtete das Szenario, das zwei Kandelaber erhellten.
    Stewart, der liebe, unschuldig dreinschauende Stewart, trug eine Brille auf der Nase, hatte die Rechnungsbücher aufgeschlagen und ganze Stapel von Pfundnoten um sich herum aufgebaut.
    Wynter machte nicht das leiseste Geräusch und Stewart murmelte beim Rechnen leise vor sich hin. Aber sein siebter Sinn ließ ihn hochblicken. Er sprang auf, verspritzte die Tinte über die Bücher und rief: »Cousin!« Er schien, einen Moment lang, fast erfreut, Wynter zu sehen. Dann kam das schlechte Gewissen. »Das ist nicht das, wonach es aussieht.«
    »Ach?« Wynter hob die Hand und ließ demonstrativ das Messer fallen. »Wonach sieht es denn aus?«
    Stewart konnte den Blick nicht vom Messer wenden. »Ich weiß nicht … aber … es gibt gute Gründe …« Seine dürren, knochigen Hände zitterten. »Ich bin dein Cousin. Du wirst mich doch nicht umbringen?«
    »Was glaubst du, warum ich das Messer habe fallen lassen?« Wynter packte Stewart an der Krawatte und zerrte ihn über den Schreibtisch. Bücher und Papier stoben herum, die Tinte kippte vollends um und Stewart stieß mit seinem Getrampel den Stuhl um.
    »Wynter!«
    Er kümmerte sich nicht um Charlottes Geschrei. Stewart hatte seine Mutter betrogen. Er hatte Gelder der familieneigenen Firma, die ihn sein Leben lang versorgt hatte, unterschlagen. Wynter ließ Stewart gegen einen Aktenschrank krachen und packte ihn noch fester an der Kehle.
    »Was tust du da, Wynter?« Charlotte zerrte ihn am Arm.
    »Warum?«, brüllte Wynter. »Warum hast du meine Mutter betrogen?«
    Im Gang war eine Frauenstimme zu hören: »Das hat er nicht.«
    Wynter erkannte die Stimme sofort. Es war die Stimme, die ihn einst in den Schlaf gesungen hatte.
    »Lass Stewart los!«, kommandierte Adorna. »Er hat nichts unterschlagen.«
    Wynter ließ seinen Cousin los und ihm kam ein schrecklicher Verdacht. Adorna stand hoch aufgerichtet in ihren Reisekleidern in der Tür. »Wer dann, Mutter?«
    Sie hob das Kinn. »Ich war es.«

Kapitel 33
    Charlotte hatte sich nie zuvor so ausgeschlossen, so unwissend und so verwaist gefühlt, wie in diesem Moment. Wynter war einem Betrüger auf der Spur gewesen? Und hatte ihr kein Wort davon gesagt? Natürlich nicht, hatte er ihr jemals etwas erzählt?
    Und Adorna war die Schuldige?
    Nichts hätte es klarer machen können: sie war nicht Teil dieser Familie.
    Dann bewegte sich etwas hinter Adornas Rücken. Ein schmales Gesicht lugte in den Gang.
    Und Charlotte vergaß vor lauter Freude, wie allein sie sich gerade noch gefühlt hatte. »Leila.«
    Das Mädchen schaute zu ihr hinüber und lächelte sie vorsichtig an.
    Charlotte fiel auf die Knie und streckte die Arme aus. Leila wühlte sich, an Adornas Röcken vorbei, in Charlottes Umarmung. Charlotte nahm sie, so fest sie konnte, in die Arme. »Leila, meine liebe, kleine Leila.«
    Irgendwie war auch Wynter mit einem Mal da, legte die Arme um die beiden und wiegte sie sanft.
    Charlotte glaubte, ihn weinen zu sehen. Aber in diesem Moment zählte allein, dass Leila wieder da war.
    Als Wynter zu grollen begann, hatte die Wirklichkeit sie wieder eingeholt. »Leila. Frucht meiner Lenden, du hast einiges zu erklären!«
    Das hatte sie wirklich, musste auch Charlotte zugeben. Sie trug Reisekleider wie Adorna und schien nicht im Geringsten verschreckt zu sein. Sie war weder schmutzig, noch angeschlagen.
    Charlotte war froh darüber und wollte Leila vor Zorn doch schütteln.
»
Junge Dame, wo bist du gewesen?«
    Leilas Unterlippe fing an zu zittern und Adorna schaltete sich ein. »Wollt ihr zuerst von Leila hören oder soll mit der Unterschlagung anfangen?«
    Charlotte betrachtete ihre Schwiegermutter. Adorna war gepflegt und frisch, während Charlotte nicht nur nach den Londoner Docks aussah, sondern auch so roch. Sie schaute Wynter an. Flecken im Gesicht, Schmutz in den struppigen, goldenen Haaren, eine geplatzte Unterlippe vom Zusammenstoß mit Stewart und eine getrocknete Blutspur am Kinn.
    »Erst Leila«, sagte er.
    Wynter und Charlotte waren bereits nach London unterwegs, als Adorna im Speisezimmer vom Grund des Aufruhrs erfuhr.
    »Mylady, wissen Sie es schon? Die Kleine ist auf und davon, um ihren heidnischen Ehemann zu treffen«, berichtete Miss Symes. Adorna hörte damit auf, die Tischtücher durchzuzählen undfragte ungehalten: »Was brabbeln Sie denn da, Symes?«
    »Miss Leila. Sie ist auf und davon.«
    Adorna schenkte Miss Symes
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