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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen
Autoren: Christina Dodd
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bitten. Aber noch ein paar von Charlottes guten Ideen, und er wäre völlig am Ende. jedenfalls dann, wenn Charlotte ihretwegen im Londoner Nebel verschwand.
    »Ich werde gut bezahlen«, versicherte er der Prostituierten. Er konnte sie im trüben Licht der Taverne kaum erkennen und wusste, dass er für sie nicht mehr war, als ein ungeschlachter Schatten. Aber sie erkannte die Münze an ihrem Glanz und ließ sie sofort im Ärmel verschwinden. »Davon wird es mehr geben, falls Sie Leila entdecken. Sie brauchen nur zur Ruskin Frachtgesellschaft zu kommen. Wir werden da sein.«
    »Wir können jetzt nicht aufhören zu suchen«, sagte Charlotte und packte ihn am Arm.
    »Die Sonne ist schon vor zwei Stunden untergegangen, der Nebel wird immer dichter und unsere Chance, mit durchschnittener Kehle zu enden, ist größer als die, Leila zu finden.«,
Und ich muss dich in Sicherheit wissen.
Aber das sagte er nicht. Charlotte hatte darauf bestanden, nach London mitzukommen. Sie würde ebenso darauf bestehen, ihn bei der Suche zu begleiten. Und aus den Gründen, die er gerade genannt hatte, war es mittlerweile tatsächlich unsinnig, weiterzusuchen. Er schob Charlotte vorwärts. »Wir müssen uns ausruhen, damit wir morgen in aller Frühe weitersuchen können.«
    »Und wenn Leila hier draußen irgendwo allein ist?«, fragte Charlotte leise.
    »Als sie fünf Jahre alt war, hat sie einen Überfall auf unser Lager überlebt.« Er sagte sich das immer wieder vor. »Sie ist vorsichtig und gerissen, und falls sie sich hier irgendwo versteckt hat, findet sie keiner.« Charlotte hatte gar nicht gesehen, dass er ein stehendes Messer in der rechten Hand hielt. »Aber vielleicht ist sie gar nicht hier. Das Mädchen, das die Kutsche nach London genommen hat, hat angeblich nicht wie Leila ausgesehen.«
    »Falls sie nicht eine von Adornas Perücken aufhatte.«
    »Sicher.« Wynter wusste, dass Leila zu allem in der Lage war, ihr nur der Sinn danach stand. »Geh hinter mir und halte dich an mir fest«, wies er sie an. »Wir gehen zur Ruskin Frachtgesellschaft.«
    Er hielt sich, soweit es machbar war, im tiefsten Schatten. Er hörte das Stöhnen der Prostituierten, das Schnarchen der Betrunkenen und gelegentlich ein verzweifeltes jammern. Der Gedanke, dass Leila vielleicht hier draußen war, zerriss ihm fast das Herz.
    An deinem Kontor brennt noch Licht«, sagte Charlotte. »Ich dachte, sie wären schon alle zu Hause.«
    Wynter schaute die schlichte Hauswand hinauf. Charlotte hatte Recht. In Wynters Büro im zweiten Stock flackerte eine Kerze.
    Da war irgendjemand. Ein Einbrecher. Oder etwa – Wynter schnappte nach Luft – der Betrüger?
    Würde dieses Debakel wenigstens eines seiner Probleme lösen?
    »Leise«, mahnte er Charlotte und öffnete die Tür. Aber ihre Röcke raschelten, ein typisch weibliches Geräusch, das er normalerweise sehr mochte. Doch jetzt konnte es sie verraten. Er dirigierte sie durch das dunkle, nach Gewürzen duftende Lagerhaus, zwischen den Lattenkisten hindurch, zur Treppe. »Warte hier.«
    Wynter bewegte sich mit der Geschicklichkeit des Wüstenkriegers und dem Messer in der Hand hinauf zum Büro und hatte nur noch diesen Kriminellen im Sinn.
    Was es auch war, er würde ihn umbringen.
    Er hielt inne, um seine Mordlust zu zügeln. Einen Betrüger gleich zu töten, war reichlich übertrieben. Aber in Anbetracht seiner Angst um Leila, der frustrierenden Jagd nach dem Betrüger und Charlottes unverständlichem Verhalten, stand ihm der Sinn einfach nach Blutrache.
    Er hörte hinter sich die Dielen knarren und etwas rascheln, drehte sich um und hob sein Messer.
    »Wynter«, flüsterte Charlottes blasse Silhouette, »könnte es vielleicht Leila sein?«
    Wynters Hand, die das Messer hielt, fing zu zittern an. »Ich habe keine Ahnung.« Leila war auf dem Weg nach Austinpark Manor einmal hier gewesen. Vielleicht hatte sich seine findige Tochter tatsächlich in die Sicherheit des familieneigenen Kontors gerettet.
    Charlotte nahm seine Hand. »Ich komme mit dir.«
    Er konnte sie nicht wieder nach unten schicken. Sogar er war im Dunkeln kaum in der Lage, die vielen Hindernisse auszumachen. Also nahm er sie mit. »Aber wenn wir da sind, bleibst du im Hintergrund.«
    »Ja.«
    Die Tür seines Büros stand offen und seine väterliche Hoffnung erstarb. Das war nicht Leila. Seine gerissene Tochter wäre nie so dumm gewesen, sich so deckungslos zu präsentieren.
    Er schob Charlotte zur Seite, griff das Messer fester und schlich zur Tür.
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