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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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mehr, und Hollis betrachtete sie fröhlich grinsend. Das Stöhnen ihres Vaters, das triumphierende Gelächter ihrer Stiefmutter und der zornige Aufschrei von der Galerie waren ihm vollkommen egal.
    Das Mädchen hob die Hände und machte die Bänder seiner Schürze los. Als es den Stoff achtlos zur Seite schleuderte, regneten leuchtende Äpfel auf das Stroh hinab. Einer von ihnen rollte Hollis auf den Fuß, aber er merkte es nicht.
    Sein Grinsen war gefroren, als sie die Schürze abgelegt hatte und sein Blick zusammen mit ihren grazilen Händen ihre schmale Figur hinauf, über die straffe Brust hinweg in Richtung der Mütze gewandert war, die sie sich vom Kopf zerrte. Sie schüttelte eine Wolke schimmernder rabenschwarzer Locken, öffnete den Mund und sah ihn mit einem Lächeln an, das zwei Reihen strahlend weißer Zähne blitzen ließ.
    Hollis’ Grinsen legte sich.
    Er stöhnte schmerzlich auf.
    Bannor würde ihn umbringen.

3
    »Hammelkeule, Mylady?«
    Willow wandte den Kopf vom Fenster der Kutsche und blickte auf das riesige Stück Fleisch, das Sir Hollis in den Händen hielt.
    »Nein, danke«, murmelte sie.
    Der Ritter verzog bekümmert das Gesicht, und am liebsten hätte sie »doch gern« gesagt. Aber ihre Hände zitterten, in ihrem Magen flatterten tausend Schmetterlinge herum, und sie wollte nicht riskieren, ihr wunderschönes neues Kleid durch einen Fettfleck zu verunzieren.
    Während Sir Hollis abermals in den anscheinend bodenlosen Esskorb langte, den er in dem letzten Dorf, das sie durchfahren hatten, gekauft hatte, strich Willow mit den Händen über ihren Rock und freute sich über das Fehlen kleiner schmutziger Handabdrücke auf dem weichen grünen Samt. Sie wusste, dass sie, anders als Reanna und Beatrix, nicht gerade eine Schönheit war, aber in solch einem eleganten Gewand konnte sie beinahe so tun als ob. Sie war nicht mehr so glücklich gewesen seit dem Tag vor langen Jahren, an dem Blanche auf Bedlington erschienen und die Frau ihres Papas geworden war.
    Willow lächelte über die offensichtliche Schicksalsironie. Heute war sie diejenige, die in einer prächtigen, von sechs kostbaren Rössern gezogenen Kutsche saß. Sie war diejenige, die von einer Gruppe Bannerträger ihres zukünftigen Herrn bewacht wurde. Sie war diejenige, die dem Mann entgegenfuhr, der sie zu seiner Frau gemacht hatte. Ihr Herz klopfte im Rhythmus mit den Trommeln der Pferdehufe, als sic sich aus dem Fenster lehnte und die milde herbstliche Nachmittagssonne genoss.
    Im Verlauf der Fahrt nach Norden waren die hohen Bäume des Bedlingtonschen Waldes den sanften Hügeln und schroffen Felsen Northumberlands gewichen, und auf einer entfernten Bergspitze entdeckte Willow bereits den ersten Schnee.
    »Feigentörtchen?« Sir Hollis hielt ihr die Köstlichkeit unter die Nase, als hoffte er, dass sie sich durch den Muskatnussduft verführen ließ.
    Höflich lächelnd schüttelte sie abermals den Kopf.
    Wieder wühlte er in dem vollen Korb herum, wobei er etwas murmelte, was seltsamerweise klang wie: »Sicher stellt er meinen Kopf im großen Saal zur Schau.«
    Als die Kutsche einen steilen, gewundenen Hügel zu erklimmen begann, lehnte sich Willow auf ihrem Platz zurück und stülpte sich halb freudig und halb furchtsam die Kapuze ihres pelzgesäumten Umhangs über das Haar.
    Von dem geheimnisvollen Herrn, mit dem sie verheiratet war, wusste sic einzig, dass er alles andere als knausrig war. Sobald sein Hofmeister ihm durch einen seiner Soldaten die Botschaft hatte überbringen lassen, dass sie mit der Hochzeit einverstanden war, hatte er nicht nur die Kutsche und die Bannerträger, sondern obendrein einen Wagen mit zwei riesigen Truhen geschickt - gefüllt mit prachtvollen Kleidern aus Samt, Seide und Damast, einem halben Dutzend aus weichstem Hirschleder genähten Schuhen, mehreren Flakons mit kostbaren Parfüms und seltenen Gewürzen.
    Beim Anblick all dieser Reichtümer hatte Blanche wehmütig geseufzt, Stefan vor Eifersucht getobt und Beatrix vor Neid geweint. Blanche hatte die Tatsache bedauert, dass sie keinen höheren Brautpreis verlangt hatte, während Stefan geschmollt hatte und Beatrix die Treppe hinaufgeflohen war und gejammert hatte, Willow hätte den Mann gestohlen, der von Rechts wegen ihr hätte zustehen müssen.
    Willow strich über die feinen Nerzpelerinen, die von den Ärmeln ihres Kleides herabhingen und lachte verloren. Ohne die Großzügigkeit ihres Mannes wäre sie mit nichts als einem mageren Bündel auf dem
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