Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
eines besonders leckeren Bissens, mit der Zunge über die feiste Unterlippe fuhr, bedauerte Willow es beinahe, dem im Grunde harmlosen Harold gegenüber so wenig nett gewesen zu sein. Sie zwang sich zu warten, bis die feucht schimmernde Zungenspitze nur einen Zentimeter von ihren Lippen war, ehe sie flüsterte: »Ich habe dir gesagt, dass du diese Viper von mir fernhalten sollst.«
    Sie entwand sich seinem Griff und trat ihm so kraftvoll gegen seinen wattierten Hosenbeutel, dass er stöhnend vornüber sank.
    Ehe er sich erholt hatte, war Willow bereits davongerannt. Da ihr ihr Schlafzimmer nicht länger wie ein Refugium, sondern eher wie eine Falle erschien, stürzte sie ohne nachzudenken die Treppe in den großen Saal hinab und kam stolpernd im Schatten des Balkons zum Stehen.
    »Das ist eine beachtliche Summe, Rufus«, sagte Blanche, wobei ein träumerischer Schimmer das habgierige Glitzern weicher werden ließ. »Genug, dass du die Steuern der nächsten beiden Jahre bezahlen kannst.«
    »Ich will nichts davon hören, Frau! Ich verkaufe meine Tochter nicht!«
    In dem Verlangen, einer Zukunft zu entgehen, die ihr ebenso abscheulich wie das lüsterne Grinsen ihres Stiefbruders erschien, trat Willow einen Schritt nach vorn. »Und warum nicht, Papa?«, tönte ihre glockenklare Stimme durch den Saal. »Schließlich wäre es nicht das erste Mal.«
    Hollis klappte die Kinnlade herunter, als seine züchtige Madonna, die Schultern kampfbereit gestrafft, den Saal durchschritt. Er blinzelte, um besser sehen zu können, da ihm der Rauch der schauderhaften Binsenlichter die Tränen in die Augen trieb. Die Mütze des Mädchens war auf die Seite gerutscht, sodass ihr Gesicht im Schatten lag.
    Immer noch konnte er sein Glück nicht fassen. Sein geheimnisvoller Engel war nicht irgendein gewöhnliches Weibsbild aus dem Dorf, sondern die jungfräuliche Tochter eines verarmten Barons. Wahrscheinlich hatte sie sich bereits vor Jahren damit abgefunden, für den Rest ihres Lebens ihrer Familie zur Last zu fallen, dachte er. Zweifellos wäre sie fügsam und mehr als willig, einem mächtigen Herrn wie Bannor zu Gefallen zu sein. Vor allem, da Bannor ihren Mangel an Schönheit loben würde, der sie anderen Männern wenig begehrlich erscheinen ließ.
    Hollis warf einen verstohlenen Blick in Richtung der Decke, die anstelle der farbenfrohen Banner, die sicher einst die Balken verziert hatten, ein dichtes Netz von Spinnweben aufwies. Sie sollte dankbar sein, dass sie einem solchen Ort entkam. Als sie sich der Burg genähert hatten, hatten er und seine Männer wegen des modrigen, aus dem Burggraben aufsteigenden Gestanks nur noch mit Mühe Luft bekommen. Regen tropfte durch die Risse in der Decke und lief in dunklen Rinnsalen die verfallenen Steinmauern herab. Das stinkende Stroh zu ihren Füßen war mit abgenagten Knochen und sowohl getrockneter als auch frischer Hundescheiße übersät.
    Als das Mädchen in Richtung des Podestes marschierte, trat Hollis höflich einen Schritt zurück.
    Er hätte erwartet, dass sich der Zorn des Vaters beim Erscheinen der Kleinen noch vergrößerte, doch der alte Mann spielte nervös mit den Falten seines mottenzerfressenen Umhangs, ohne die Tochter auch nur anzusehen. »Was machst du hier, mein Kind?«
    »Ich bin kein Kind mehr, Papa. Wenn ich es wäre, würdest du wohl kaum mit diesem Fremden über meine Hochzeit sprechen, was meinst du?«
    Er winkte ab. »Diese Sache geht dich nichts an.«
    »Ganz im Gegenteil«, kam die entschiedene Erwiderung. »Sie geht mich sogar eine ganze Menge an. Ich hatte schon kein Mitspracherecht, als ich von dir im Tausch gegen das Wohlwollen des Königs und Blanches Mitgift verschachert worden bin. Vielleicht solltest du mir also wenigstens erlauben, selbst zu entscheiden, welchem Herrn ich als nächstes dienen will.«
    Sie wandte ihrem sprachlosen Vater den Rücken zu, trat vor Hollis und zögerte. Obgleich er wegen des dichten Rauchs ihr Gesicht immer noch nicht erkennen konnte, nahm er bewundernd ihre würdevolle Haltung wahr. Sie hatte die Fäuste geballt und reckte stolz den Kopf.
    »Stimmt, was Ihr gesagt habt, Sir? Euer Herr will mich zur Frau? Er will wirklich mich?«
    In Erinnerung an die Wehmut in Bannors Augen, als er ihm aufgetragen hatte, eine Mutter für seine Kinder zu finden, nickte Hollis mit dem Kopf. »Ja, Mylady. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr er Euch will.«
    »Dann soll er mich auch bekommen.« Sie straffte ihre Schultern noch ein bisschen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher