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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft
Autoren: Brenda Joyce
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flüsterte sie und wagte ihn anzusehen, »und kannst du mir verzeihen?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Sie war wie erschlagen.
    »Wie schlimm war es für Hadrian?« Er musste es wissen. »Hast du ihn auch deiner verdammten Noblesse geopfert?«
    »Nein!«, rief sie. »Francis hat ihn nie geliebt, aber ich habe das mehr als wettgemacht. Francis hat ihn ein paar Mal geschlagen, aber das stellte ich bald durch Erpressung ab - durch dieselbe Erpressung, mit der ich ihn auch zwang, Hadrian als seinen Sohn anzunehmen. Ich drohte ihm, der ganzen Welt sein wahres Wesen zu offenbaren - seine Trunksucht, seine Vorliebe für junge Männer und seine Schulden, aus denen ihn seine eigene Frau retten musste. Dieses Letzte garantierte, dass er Stillschweigen darüber bewahrte, dass Hadrian nicht sein Sohn ist - Francis hätte es nicht ertragen, wenn bekannt geworden wäre, wie unfähig er war. Hadrian hatte nicht die Liebe eines Vaters, aber ich habe versucht, das nach Kräften gutzumachen. Du hast ihn kennen gelernt, du hast gesehen, was für ein feiner Mensch er geworden ist. Wie stark er ist. Du kannst stolz auf ihn sein, Hadrian, du solltest stolz auf ihn sein. Er ist in jeder Hinsicht so wie du.«
    »Aber er hat in seiner Kindheit viel gelitten.«
    Für einen Augenblick schloss Isobel die Augen. »Er hat gelitten. Er hat an einem großen Schmerz gelitten, der ihn bis heute quält. Dem Schmerz, nicht geliebt zu sein. Dem Schmerz, von einem Elternteil verachtet zu werden. Ich habe ihn davor beschützt, so gut ich konnte. Vielleicht war ich selbstsüchtig. Vielleicht hast du Recht und ich bin egoistisch. Vielleicht habe ich falsch entschieden. Ich habe mich hunderttausend Mal gefragt, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Du hättest ihm Liebe gegeben. Aber unsere Beziehung hätte nicht überlebt, wenn ich meiner Ehe und meinem Leben den Rücken zugekehrt hätte. Hätte das aus Hadrian ein glücklicheres Kind gemacht?«
    Es war unmöglich, über die Myriaden von Möglichkeiten zu spekulieren, erkannte Hadrian. Er sah, wie Isobel still in ihr Taschentuch weinte. Nicht mehr zornig zu sein, war eine Erleichterung. Stattdessen spürte er jetzt eine eigenartige Taubheit. Er verfolgte die Linie ihrer schmalen, zitternden Schultern und ihrer feinen Hände vor ihrem Gesicht. An ihrem Ringfinger glitzerte ein wunderbarer, großer Saphir. Sie trug ihre Eheringe nicht mehr, fiel ihm auf.
    Isobel begegnete seinem Blick.
    Sein Atem stockte. Das Taubheitsgefühl war verschwunden. Sie war keine junge Zwanzigjährige mehr, aber noch immer eine Schönheit. Ihr Gesicht hatte sich nicht verändert. Ja, die Linien um ihren Mund waren tiefer, um die Augen waren ein paar Krähenfüße, ihr Haar war jetzt viel bleicher als damals, fast platin-blond, doch ihre Gesichtszüge waren so fein wie eh und je. Es verblüffte ihn, wie gebannt er von ihr war, wie ihn ein heißes Begehren erfüllte, das er in all den Jahren für keine andere Frau je empfunden hatte, das er immer nur bei ihr gespürt hatte.
    Isobels Augen weiteten sich.
    Er ballte heftig die Fäuste, als er merkte, wie ihn die Lust überkam. Ihre Blicke trafen sich vorsichtig. Er sah, dass sie wusste, was in ihm vorging. Und er sah noch etwas - die strahlende, wilde Erwartung in ihren Augen.
    »Du bist noch immer sehr schön, Isobel«, sagte er leise.
    »Ich bin alt.«
    »Du siehst nicht alt aus.«
    »Tu das nicht.«
    Er trat auf sie zu. »Tu was nicht?«
    »Tu das nicht!« Sie versuchte, seinen Händen auszuweichen, die rasch ihre Arme umschlossen und sie an ihn zogen.
    Die Berührung ihrer Körper ließ ihn heftig erschauern. Alles an ihr war schlank und weich, weiblich und vertraut. Sie blickte zu ihm auf, von seinen Armen festgehalten, mit Augen so lebhaft und wunderschön, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte.
    »Tu das nicht«, sagte sie noch einmal.
    »Warum nicht? Das hat sich doch nicht verändert, oder? Wir begehren einander noch immer. Ich begehre dich.«
    Wieder traten Tränen in ihre Augen. »Aber ich liebe dich«, flüsterte sie.
    Er erstarrte. Dann hörte sein Denken einfach auf. Seine Umarmung wurde fester, sein Mund legte sich auf ihre Lippen. Und plötzlich verschwanden all die Jahre, die vergangen waren; gestern und heute wurden eins. Er war nicht mehr sechzig, sondern dreißig, und die Frau in seinen Armen war ein Mädchen. Sie hätten sich auf dem Deck seines Clippers umarmen können, der Sea Dragon, oder an der Küste von Virginia. Die Zeit hatte aufgehört zu
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