Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca
Autoren: Daphne Du Maurier
Vom Netzwerk:
Ihres Schlages machen.»
    Favell starrte Maxim an. Sein Gesicht hatte seine natürliche Farbe wiedergewonnen, und das alte unsympathische Lächeln spielte um seine Lippen. «Ja, Max, du hast ein verdammtes Glück entwickelt», sagte er langsam. «Und du glaubst wahrscheinlich, dir kann nichts mehr geschehen? Aber das Gesetz kann dich immer noch zu packen kriegen und ich auch, wenn auch auf eine andere Weise …»
    Maxim ließ den Motor an. «Hast du sonst noch was zu sagen?» fragte er. «Wenn ja, dann mach’s bitte kurz.»
    «Nein», sagte Favell. «Du bist entlassen.»
    Er trat auf den Bürgersteig zurück, und der Wagen glitt vorwärts. Als wir um die Ecke bogen, blickte ich zurück und sah ihn dort stehen und lachend hinter uns her winken.
    Wir fuhren eine Weile, ohne etwas zu sagen. «Er kann nichts mehr tun», brach der Oberst dann das Schweigen. «Er will sich selbst und uns mit seinem Lächeln und seinem Winken nur bluffen. Diese Burschen sind sich alle gleich. Er hat auch nicht die Spur einer Chance, von einem Gericht gehört zu werden. Bakers Aussage wird seine phantastischen
    Anschuldigungen immer widerlegen.»
    Maxim antwortete nicht. Ich warf einen verstohlenen Blick auf sein Gesicht, aber es sagte mir nichts. «Ich hatte immer das Gefühl, daß des Rätsels Lösung bei Baker liegen würde», sagte Oberst Julyan. «Diese Heimlichkeit ihrer Besuche bei ihm, und daß sie nicht einmal Mrs.
    Danvers davon erzählt hat! Sie hatte schon geahnt, wie es um sie stand, jedenfalls wußte sie, daß etwas mit ihr nicht in Ordnung war. Es muß schrecklich für sie gewesen sein. Kein Wunder, daß eine so junge und schöne Frau wie sie darüber den Kopf verlor.»
    Wir fuhren jetzt auf der Hauptstraße. Telegraphenpfähle, Omnibusse, offene Sportwagen, kleine Zweifamilienhäuser flogen an meinen Augen vorüber und hinterließen in meinem Gedächtnis ein buntes Bild.
    «Und Ihnen selbst ist der Gedanke auch nie gekommen, was, de Winter?» fragte Oberst Julyan nach einer Weile.
    «Nein», sagte Maxim.
    «Viele Leute haben eine geradezu krankhafte Angst davor», meinte Oberst Julyan, «vor allem Frauen. Das muß auch bei Ihrer Frau der Fall gewesen sein. Feige konnte man sie ja weiß Gott nicht nennen, aber vor diesen Schmerzen muß sie sich gefürchtet haben. Nun, wenigstens ist ihr das erspart geblieben.»
    «Ja», sagte Maxim.
    «Ich glaube, es wird vielleicht ganz gut sein, wenn ich bei uns in Kerrith und der Nachbarschaft unauffällig durchsickern lasse, daß ein Londoner Spezialist uns über den Beweggrund zur Tat aufgeklärt hat», fuhr Oberst Julyan fort. «Nur, um jedem Klatsch von vornherein die Spitze abzubrechen. Man kann nie wissen, die Menschen sind manchmal sehr komisch. Wenn sie die Wahrheit erfahren, wird das vielleicht auch Ihnen und Ihrer Frau manches erleichtern.»
    «Ja», sagte Maxim, «ja, Sie haben recht.»
    «Es ist sehr merkwürdig und sehr ärgerlich», sagte Oberst Julyan nachdenklich, «wie lange ein Gerücht sich auf dem Land hält. Ich weiß zwar nicht, warum, aber leider ist es nun einmal so. Nicht daß ich irgendwelche Unannehmlichkeiten für Sie erwarte, aber sicher ist sicher.
    Schon bei dem geringsten Anlaß ergehen sich die Leute in den wildesten Vermutungen.»
    «Ja», sagte Maxim.
    «Mit Ihren eigenen Leuten auf Manderley werden Sie und Crawley natürlich fertig, und ich kann für Kerrith garantieren. Ich werde auch meine Tochter einweihen, sie kommt doch mit einer Menge junger Leute zusammen, und das sind oft die schlimmsten Klatschbasen. Die Zeitungen werden Sie, glaube ich, nicht mehr behelligen, das braucht Sie nicht mehr zu beunruhigen. Die werden die ganze Angelegenheit schon in zwei Tagen fallenlassen.»
    «Ja», sagte Maxim.
    Wir durchfuhren die nördlichen Vorstädte und gelangten wieder nach Hampstead.
    «Halb sieben», sagte Oberst Julyan. «Was haben Sie jetzt vor? Ich würde gern meine Schwester überraschen, die in St. John’s Wood wohnt, und mich bei ihr zum Essen einladen, und dann später den letzten Zug von Paddington nehmen. Ich weiß, daß sie erst nächste Woche verreisen wollte. Sie würde sich gewiß sehr freuen, Sie beide auch bei sich zu sehen.»
    Maxim zögerte und blickte mich fragend an. «Das ist sehr freundlich von Ihnen», sagte er,
    «aber ich glaube, wir machen uns besser selbständig. Ich muß noch Frank anrufen und dies und jenes erledigen. Wir werden voraussichtlich irgendwo einen kleinen Imbiß zu uns nehmen und dann weiterfahren und unterwegs in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher