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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf
Autoren: Sofi Mart
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dunkelblauen Samtsofa abgestellt. Er sah massiv aus. Zudem hatte er ein recht kompliziert wirkendes Zahlenschloss an der Seite. »Wie bekommt man das blöde Ding eigentlich auf, wenn man den Code nicht kennt?«, rief ich ihm zu.
    »Na mit Gewalt und nach dem Essen!«, antwortete Read amüsiert: »Na komm, schauen wir mal, was du bei deiner Bestellung vergessen hast.«
    »Na Nichts!«
    Wir sortierten die Speisen quer über das ganze Bett und saßen anschließend wie zwei Halbverhungerte davor. Keiner von uns wollte den Anfang machen. Wir griffen zeitgleich zum Spiegelei mit Speck und teilten.
    Immer wieder kam mir Darrons Anblick in den Sinn. Ich versuchte zu essen und zu ignorieren. Es gelang mir einfach nicht. Readwulf sah ähnlich nachdenklich aus. Er aß vornehm aber mit Appetit, doch sein Blick wanderte ständig hinüber zum Koffer.
    Er hatte gerade seinen Freund getötet, um mich ins Leben zurück zu holen. Ich war mir nicht sicher, wie er das verkraften würde.
    »Geht es dir gut?«
    »Ja, wieso?«
    »Darron«, antwortete ich.
    »Mach dir keine Sorgen, ich schaffe das schon. Er wollte dich töten. Ich hatte keine Wahl!« Seine Hand strich über meine Wange. Ich spürte sein Zittern, auch wenn er versuchte es zu unterdrücken und nahm ihn in die Arme.

    Er zog mich fest an sich und küsste meinen Hals. Ich entzog mich und nahm ein Stück Brot aus dem Korb, dieses körperliche Hin und Her hielt ich nicht länger aus. Ich liebte ihn. Ich wollte ihn. Ich brauchte ihn. Und zwar ganz!
    Er musste meine Anspannung bemerken, denn er sprang auf und lief zum Sofa.
    Read ließ seine aufgestaute Aggression am Koffer aus. Etwas widerspenstig, dann krachend gab er schließlich nach.
    Wir studierten den Inhalt noch in dieser Nacht, denn auf Dickens Verhör, am nächsten Morgen, wollte ich vorbereitet sein. Vielleicht gab uns der Koffer mehr Aufschluss darüber, wieso es Darron auf mich abgesehen hatte.
    Readwulf sah weniger energisch aus. Vielleicht war ihm das alles zu viel.
    Wir räumten das Bett frei und legten den Koffer in die Mitte. Eine Handbewegung später gab der Koffer sein Geheimnis preis. Read warf mir zeitgleich einen siegreich Blick zu. Er konnte es einfach nicht lassen.
    Wir sahen in den Koffer, als hätten wir gerade eine alte Schatztruhe geknackt. Der Inhalt war ernüchternd. Papiere lagen durcheinander und ungeordnet übereinander. Als ob Darron auf der Flucht gewesen wäre und wahllos Dinge eingesammelt und hinein geschmissen hätte.
    »Also Ordnung ist anders, oder?« Ich rümpfte die Nase.
    Read schüttete den Inhalt kurzer Hand aufs Bett. »Du wolltest doch eine Beschäftigung für die Nacht. Voilà!«
    Dann teilte er den Haufen Akten einfach mit dem Arm in zwei Hälften und fügt unterschwellig hinzu: »Mir wäre ja auch was anderes eingefallen.«
    Schon wieder so eine Bemerkung. Ich zog die Augenbrauen hoch und fühlte, wie die Anspannung in mir wuchs.
    »Also dann, los.« Ich schnappte mir eine Akte mit dem Vermerk `TOP SECRET´ und begann zu lesen. Darron hatte einige dieser Akten im Laufe seiner `Karriere´ angehäuft und ich fragte mich, wie viele Read wohl davon besaß. Ich las brisante Details über Richter, Anwälte, Ärzte, aber auch Politiker. Teilweise kamen mir die Namen bekannt vor. Eindeutige Bilder mit leicht bekleideten Damen zogen sich durch die Akten. Von Untreue bis Menschenhandel und Mord fand ich jedes erdenkliche Verbrechen in den Aufzeichnungen. Ich suchte nach einer Gemeinsamkeit und fand sie. Darron hatte diverse Kontenbewegungen kombinieren und so wirtschaftliche Verbindung zwischen den Personen herstellen können.
    So ganz blickte ich trotzdem nicht durch. Immer wieder schaute ich auf und beobachtete Readwulf, der etwas gezielter als ich, zu lesen schien. Aufmerksamer wurde ich, als er ein kleines schwarzes Buch nicht mehr aus den Händen legte, sich dafür aber seine Stirn immer wieder in Falten legte.
    »Was hast du da?«, forderte ich ihn auf, mir das Buch auszuhändigen.
    Er reagierte nicht.
    »Zeig doch mal, das sieht sehr alt aus«, setzte ich nach und rutschte näher an ihn heran, um selbst einen Blick hinein werfen zu können.
    Er klappte das Buch sofort zu und drehte sich zu mir. »Ich glaube, ich hab was gefunden. Und es ist sehr wichtig für uns beide.«
    »Mach´s nicht so spannend. Zeig her!«, antwortete ich entschlossen.
    »Mach ich. Aber erst hör mir zu« forderte er und presste das Buch an seine Brust.
    Ich nickte bestätigend und setzte mich aufrechter hin.
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