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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf
Autoren: Sofi Mart
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streichelte liebevoll ihren Rücken. Er konnte nicht sprechen und noch immer liefen seine Tränen unaufhörlich über sein markantes Gesicht. Die Verzweiflung wich grenzenloser Dankbarkeit.
    Juliette kam zu sich und klammerte trotzdem zitternd an seiner Brust. Wie eine Mutter, die gerade ihr Kind in den Schlaf wog, hockte er wippend mit Jules auf dem Boden.
    Seinen Kopf leicht in den Nacken gelegt, fand er seine Stimme wieder: »Danke. Danke … danke!«, keuchte er, dann küsste er ihr Haar und drückte sie fest an sich.

    ***
    Das Wasser schmeckte bitter und mir war unendlich kalt, als ich spuckend und zitternd wieder die Augen auf machte. Der Himmel sieht wohl anders aus und für die Hölle war es eindeutig nicht heiß genug.
    Ich spürte Reads starken Arme um mich und ein Stückchen Wirklichkeit kehrte in mein Bewusstsein zurück. Sobald es mir möglich war, krallte ich mich an ihm fest. Ich wäre am liebsten in ihn hinein gekrochen und nie wieder herausgekommen. Einige Minuten mögen so vergangen sein, bis ich das schwache Röcheln von Darron in der anderen Ecke des Raumes registrierte.
    »Du Drecksack!«, wütete ich los. Ich war schwach, aber ich löste mich aus Readwulfs Armen und kroch zu diesem Feigling hinüber. Das sich dabei einige Splitter tief in meine Handflächen bohrten, bemerkte ich erst, als Read mich auf die entstehende Blutspur aufmerksam machte: »Jules, nicht!«
    Ich fühlte keinen Schmerz, zu groß war die Wut und Fassungslosigkeit. »Lass mich«, wehrte ich ihn ab, als er mir zu Hilfe kommen wollte.
    Dann packte ich Darron am Hemd und zog mich an ihm hoch. Er lag quer über der halb zerstörten Toilette und hatte vom Leben bereits nicht mehr viel zu erwarten.
    »Wieso? Antworte!«, schrie ich und schüttelte ihn.
    Darron hustete schwer und spuckte etwas Blut. Mit einem seltsam zynischen Blick für diese Situation, antwortete er leise keuchend: »Job ist Job!«
    Das sollten seine letzten Worte gewesen sein. Im nächsten Moment wich alles Leben aus seinen Augen und sein mühsam angehobener Kopf klappte nach hinten. Der zerborstene Klodeckel krächzte.
    Erst jetzt bemerkte ich seinen total zermalmten Körper. Es konnte kaum noch ein Knochen heil in ihm sein.
    »Warst du das?«
    Read legte mir seine Hand auf die Schulter: »Lass ihn einfach liegen. Bitte, komm«, sagte er bitter.
    »Nein Read«, antwortete ich geistesgegenwärtig.
    Ratlos starrte er mich an.
    »Glaub mir, ich hab eine bessere Idee«, versicherte ich ihm und bedeutete ihm, mir auf die Beine zu helfen. Er stützte mich bis in die Küche, dort kramte ich in der oberen Schublade des Küchenschrankes: »Bitte bring mir das Telefon.«, wies ich ihn emotionslos an.
    Ich wählte die Nummer auf der Karte.
    »Hier Kommissar Dickens«, meldet sich der Mann am anderen Ende der Leitung.
    »Hilfe. Sie müssen mir helfen. Jemand hat versucht mich umzubringen«, presste ich gewollt gequält heraus, um dem ganzen noch etwas mehr Hilflosigkeit einzuhauchen.
    »Miss Pickering? Sind sie das?«, antwortete der Kommissar genau richtig.
    »Ja, bitte schnell.«
    »Wir sind unterwegs! Sind sie zu hause?«, versicherte er sich noch kurz, dann hörte ich, wie die Sirene seine Einsatzwagens aufheulte und legte auf.
    Read stand immer noch verständnislos neben mir: »Und wie soll uns dieser Trottel weiter bringen, Jules?«
    »Mit einem Toten im Bad, kann ich nicht leben und außerdem hat der Kommissar so endlich seinen Täter«, erwiderte ich nüchtern.
    »Gut, verstehe. Aber Darron war ...«
    Ich fiel ihm ins Wort: »Ich weiß, das er nicht der ist, den Dickens sucht.« Zeitgleich zog ich mir einen größeren Spiegelsplitter aus der Hand, dabei gab ich keinen Laut von mir. Das Bruchstück fiel demonstrativ ins Waschbecken. Ich schaute auf und fügte hinzu: »Um Nathan Dunn kümmern wir uns später!«
    Sichtlich irritiert zog Read die rechte Augenbraue hoch: »Wo ist meine kleine Jules geblieben?«
    Auf seine Äußerung erwartete er wohl keine Antwort. Doch die bekam er: »Vorhin gestorben.« Diese harten Worte jagten mir einen Schauer über den Rücken. Irgendetwas war mit mir passiert und ich konnte es nicht einschätzen. Ich ließ ihn stehen und kümmerte mich allein um meine Wunden.

    Ich schaffte es mich zu verbinden, mir Jeans und Sweatshirtjacke überzuziehen, bevor Dickens mit Verstärkung meine Wohnung stürmte. Hindernisse gab es nicht mehr, da Read die Türen bereits eliminiert hatte. Sein Blick fiel zunächst auf mich, dann auf Readwulf, der
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