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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf
Autoren: Sofi Mart
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Brüstung weg.«
    Ich ballte die Fäuste und wollte gerade ausholen, da fügte er an: »Nicht doch Liebes. Der beobachtet uns noch, oder willst du, dass er doch noch rauf kommt?«
    »Das gefällt dir, du Scheusal«, zischte ich und musste dann aber selbst grinsen.
    »Hast du sein Gesicht gesehn?«, prustete ich los. »Der meint es ernst. Der hätte mich gerettet. Du Kommissar Dickens du.«
    Read warf seinen Arm um meine Schulter und zog mich lachend an sich: »Wir gehen lieber wieder rein.«

    Diese Nacht verbrachten wir mit den verbliebenen Akten im Bett. Er erklärte mir weitere Zusammenhänge und das nicht mehr alle der namentlich genannten Personen am Leben waren.
    Selbst Manon hatte ihm Hinweise auf diese Männer geben können. Er berichtete von ihrem Gespräch in der Küche und das sie ihn warnen wollte. Die Bruderschaft sei sehr gefährlich und hätte ihre Finger überall drin, einige von ihnen sorgten für die Finanzen, andere saßen als Abgeordnete sogar im Parlament.
    »Wirtschaftsbosse und Parlamentsabgeordnete: alles Lupiner. Wie haben die es geschafft, so unerkannt zu bleiben?« Er hielt mir eine der letzten Akten aufgeklappt unter die Nase.
    Ich zog die Augenbrauen nach oben: »Was heißt das jetzt für uns? Ich meine, ist es vorbei?«, fragte ich unsicher.
    »Ich denke nicht. Wer auch immer diesen Dunn geschickt hat, lässt bestimmt nicht locker! Die wissen jetzt, wie ihr Heiligtum aussieht!«, antwortete er und zeigte mit dem Finger auf mich.
    »Ach komm, Nath hat bestimmt nichts damit zu tun. Das hat sich dein Freund nur ausgedacht«, protestierte ich.
    Read schüttelte mit dem Kopf: »Hey, aber der muss ein Trottel sein. Er hat Nächte mit dir verbracht und merkt nicht, wer du bist? Irgendwas stimmt da nicht!«
    »Du denkst also auch, dass die Frauen getötet wurden, weil sie nach mir gesucht haben?«
    Read nickt nachdenklich: »Etwas seltsam ist es schon. Um ein Haar wärst du dabei drauf gegangen.«
    »Das wäre ich nicht«, widersprach ich ihm, holte den Bericht über Ricitox aus meiner Tasche und gab ihm die Seiten zum Lesen.
    »Ich vermute, die wussten ganz genau, dass ich als einzige überleben würde.« Ich gab ihm die Seiten in die Hand und er überflog das erste Blatt in Sekunden.
    »Die sind gut und Nathan trotzdem ein Trottel. Anders hätten sie dich nie gefunden. Ich komme nur nicht ganz dahinter, wie die ausgerechnet auf deine Uni gekommen sind. Irgendjemand muss das Dashwood gesteckt haben. Darius war´s bestimmt nicht! Vielleicht gibt es im Kloster eine undichte Stelle?«
    Ich zuckte mit den Schultern, denn eine passende Antwort viel mir dazu nicht ein.
    »Was ist eigentlich mit Darron?«
    Er nickte, sagte aber: »Ausgeschlossen.«
    »Willst du darüber reden?« bot ich ihm an, denn sein Blick sprach Bände. Read schüttelte auf der Stelle den Kopf: »Das ist lieb von dir, aber ich glaube, da gibt es nicht viel zu reden. Er war ein Verräter, aber ich glaube nicht, dass er für Dashwood gearbeitet hat.«
    »Wieso?«
    »Darrons Bruder: Simon. Er war 22, als er unschuldig verurteilt wurde. Ein Jahr später hatte der Junge ein Messer im Rücken. Angeblich hat sein Gesicht einem der anderen Häftlinge beim Hofgang nicht gepasst. Darron hat nie an diese Version geglaubt und Dashwood für alles verantwortlich gemacht. Er war der Berufungsrichter.«
    Ich sagte nichts dazu. Was auch: Tut mir leid. Das wäre geheuchelt gewesen. Ich kannte Darron kaum und war froh, dass er mir nie wieder zu nahe kommen konnte. Es machte mich fast wütend, dass Read einen solchen Arsch als Freund bezeichnet hatte. Da bewahrheitete sich das Sprichwort: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Klang abgedroschen, aber genau so war es.
    »Komm schon Süße. Zieh nicht so ein Gesicht. Für heute Nacht sind wir hier sicher, versprochen.« Er stupste mich sanft an der Schulter an. Gedanken lesen kannst du also doch nicht , dachte ich und legte den Kopf auf seine Brust. Sein Herz schlug im Takt zu meinem und seine Wärme durchströmte meinen Körper. Diese Nähe unterbrach das Gedankenkarussell in meinem Hirn, aber nur einen Moment lang. Mein Pulsschlag verdoppelte sich von einer Sekunde auf die andere, denn seine Fingerspitzen wanderten meinen Rücken auf und ab. Diesmal unterbrach ich dieses verwirrende Spiel und rückte hinüber ins andere Bett. Wir lagen einander zugewannt im Dunkeln. Er nahm meine Hand und seine Augen suchten in meinem Gesicht. Doch nicht er, sondern ich brauchte Antworten: Wer bist du?
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