Rausfliegen mit Erfolg

gönnen ist heutzutage nicht mehr Privileg einiger Abenteurer ohne Geldsorgen, sondern stößt auch in unserer Arbeitswelt durchaus auf Verständnis und zunehmende Akzeptanz. Der lückenlose Lebenslauf ist längst nicht mehr das einzige Modell einer erfolgreichen Karrieregestaltung. Alternative Lebenszeitmodelle kombinieren beruflich intensive Phasen mit Zeiten der Regeneration, die zur Weiterbildung und Persönlichkeitsentwicklung dienen. Wenn Sie derartige Gestaltungsschritte Ihres Lebens als etwas zu „schöngeistig“ abtun und um Ihren gesellschaftlichen Stellenwert bangen, dann nehmen Sie sich doch ein Beispiel an den Entwicklungen im Privatleben. Halten Sie sich vor Augen, dass ein Single nichts anderes ist, als jemand zwischen zwei Beziehungen. Ein Single bezeichnet sich selbst gerne als „wieder am Markt“ und gilt in dieser Phase seines Lebens sogar als besonders attraktiv. Selbst Langzeit-Singles, oder besser „Paradesingles“, sind auf ihre klare Positionierung stolz. Glauben Sie wirklich, dass das Single-Dasein immer so lustig ist? Vergleichen Sie dieses zur Schau getragene Selbstbewusstsein nun mit der Argumentationslinie eines Arbeitslosen. Warum bezeichnet sich dieser nicht als „wieder am Markt“ und „zwischen zwei Jobs“?
    Achten Sie darauf, wieder zu Kräften zu kommen. Ihr Energiespeicher ist unter Umständen leer. Sie haben bis zur Erschöpfung gearbeitet und die letzten Reserven im Trennungsprozess verbraucht. Wann hatten Sie Ihren letzten wirklichen Urlaub? Gönnen Sie sich einige erholsame Tage, am besten alleine. Entschleunigen Sie, indem Sie bewusst Ruhephasen in Ihren Alltag einbauen. Nutzen Sie Ihre Zeit, um an Ihrer körperlichen und geistigen Fitness zu arbeiten. Vielleicht gibt es sogar einen seit Langem vorzunehmenden operativen Eingriff, den Sie berufsbedingt immer aufgeschoben haben. Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst und gönnen Sie sich ein „großes Service“. Erst wenn Sie über einen ausgeglichenen Energiehaushalt verfügen, sich fit fühlen und wirklich bereit zu neuen Taten sind, widmen Sie sich dem nächsten Schritt. Und der lautet: Neuorientierung.
    Panik?
    Sie haben Ihren Job verloren. Sie sind draußen. Natürlich ist das unangenehm. Der Schutz ist weg. Alle eingespielten Routinen sind obsolet. Sie befinden sich plötzlich in ungewohnter Umgebung, praktisch in freier Wildbahn. Sie wissen nicht genau, was auf Sie zukommt, und noch weniger, wo Sie hin sollen. Sie drehen sich um und rütteln zur Sicherheit noch einmal an der verschlossenen Türe. Sie wünschen sich insgeheim nichts sehnlicher, als wieder hinein zu dürfen. Damit agieren Sie wie ein Gefangener, der nach langjähriger Haftstrafe rauskommt und sich nun hilf- und orientierungslos fragt, wie er ohne Speisesaal zur ersten warmen Mahlzeit kommt. Sie spüren diesen Anflug von Panik in sich hochsteigen …
    Nur die Ruhe.
    Entspannen Sie sich und denken Sie kurz nach. Nicht alles, was Sie verloren haben, hat Ihnen Freude bereitet. Verschiedenes ist durchaus entbehrlich: das Hamsterrad beispielsweise, in dem Sie sich die letzten Jahre abgestrampelt haben, der kontinuierliche Erfolgsdruck, der tägliche Stress, die gewichtige Arbeitslast. Wie hieß es da so schön: „Stillstand ist Rückschritt“. Nun, manchmal ist ein kleiner Schritt zur Seite durchaus hilfreich, um die Perspektive zu wechseln. Was ist etwa mit den vielen Vorgaben, Richtlinien und Einschränkungen, über die Sie sich tagtäglich ärgern mussten?
    â€žWo bleibt denn da die persönliche Gestaltungsfreiheit?“haben Sie gepoltert. Die ist jetzt da, und zwar absolut und uneingeschränkt. Sie sind frei. Nutzen Sie das Privileg der freien Entscheidung. Was Ihnen in dieser Form niemand sagen wird: Sie werden für die Möglichkeit, sich beruflich neu zu orientieren, sogar beneidet. Und zwar von jener Gruppe, die ihren ungeliebten Job ohne Zufriedenheit, dafür aber mit großem Frust ausüben und nicht den Mut aufbringen, selbst zu gehen. Das ist der Unterschied zwischen innerer Kündigung und einem wirklichen Rauswurf, der Unterschied zwischen „Rohrkrepierer“ und Rausflieger. Aber auch Durchstarter müssen sich zuerst ihre Starterlaubnis verdienen.
    Fokus!
    Sie sollten sich nun in aller Ruhe überlegen, was Sie machen wollen. Schränken Sie sich nicht schon im Vorfeld mit Befürchtungen