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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg
Autoren: Andreas Nentwich
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jedem Fall Bitterkeit, Zorn und Rachsucht. Nehmen Sie sich auch genügend Zeit und Muße, im Rahmen dieser Zeremonie zu trauern und dann bewusst Abschied zu nehmen. So trennen Sie sich endgültig von Ihrer Ex-Firma und machen sich gedanklich frei für einen Neuanfang.
Ausmustern
Entfernen Sie alle Utensilien Ihres ehemaligen Arbeitgebers, die Sie noch umgeben. Beginnen Sie beim Büromaterial mit Firmenaufdruck, trennen Sie sich von sämtlicher Kleidung mit Werbeaufschrift. Entsorgen Sie alle Werbegeschenke, wie teuer Sie Ihnen auch immer sind. Räumen Sie zudem alte Firmenunterlagen aus Ihrem Home-Office. Glauben Sie mir, Sie benötigen nichts mehr davon. Wenn Sie es nicht tun, geben Sie Ihren Arbeitgeber nicht auf, obwohl er Sie längst aufgegeben hat. Das ist wie im Privatleben. Meinen Sie, dass jemand, der die zurückgebliebene Wäsche des Ex-Lebenspartners noch im Schrank aufbewahrt, wirklich reif für eine neue Beziehung ist? Wenn Sie unbedingt ein Erinnerungsstück brauchen, dann nehmen Sie doch Ihr Dienstzeugnis zur Hand. Das ist eine Zusammenfassung der Wertschätzung, die Ihnen Ihre Firma zu jenem Zeitpunkt entgegenbrachte, als Sie das Unternehmen verließen.
Die Abgangsstory
Auch wenn Sie den drei oben genannten Vorschlägen gefolgt sind, Ihr Ex-Arbeitgeber wird noch längere Zeit Ihre Gespräche mit anderen Menschen prägen. Neugierig wie diese sind, wollen sie natürlich wissen, warum Sie nicht mehr für Ihre Firma arbeiten. Das können Sie Ihren Gesprächspartnern nicht ankreiden. Es ist durchaus verständlich, dass jemand wie Sie, der in jeder Konversation in den höchsten Tönen von seinem Job schwärmte, der im Brustton der Überzeugung sein Unternehmen gegen alle verbalen Angriffe loyal verteidigte, nun zumindest eine gute Erklärung für die 180-Grad-Wendung braucht. Ein im privaten Umfeld übliches „Sie hat mich wegen eines anderen verlassen“ ist für die Ex-Firma nicht wirklich passend. Sie brauchen für die Familie, für Ihre Freunde und Bekannten und in späterer Folge für alle Gesprächspartner, denen Sie im Zuge Ihrer beruflichen Neuorientierung begegnen, eine Abgangsstory. Um nicht von diesem Terminus in die Irre geleitet zu werden: Sie sollen keine Geschichte erfinden, sondern eine gute, nachvollziehbare Begründung parat haben, warum Sie plötzlich nicht mehr dort arbeiten, wo Sie mit Hingabe Ihr halbes Berufsleben verbracht haben. Natürlich wissen Sie, dass die Erklärung für die Nachbarn nicht denselben Wortlaut haben kann wie für einen potenziellen neuen Arbeitgeber, der aus Ihrer Aussage Rückschlüsse auf Ihr Persönlichkeitsprofil ziehen möchte. Wenn auch der Wortlaut nicht derselbe ist, der grundlegende Inhalt sollte es sehr wohl sein. Die Welt ist klein und eine Geschichte, die Kreise zieht, sollte idealerweise von Anfang bis Ende schlüssig sein.
    Funktions-Check
    Wenn Sie einen Unfall haben, lautet die erste sich aufdrängende Frage: „Sind Sie verletzt?“ Wie betroffene Rausflieger schildern, ist eine Beantwortung dieser Frage unmittelbar nach der Trennung nicht möglich, da der Schock das eigene Urteilsvermögen trübt. Erst nach und nach registrieren Sie das emotionale Ausmaß Ihrer persönlichen Katastrophe. Als „Karrieresportler“ sind wir gewohnt, uns nicht allzu lange mit Abwägungen und Einschätzungen aufzuhalten. Nach dem Trial-and-Error-Prinzip sprinten wir schon los, bevor wir eine detaillierte Beurteilung der Lage und der Risiken des weiteren Vorgehens vorgenommen haben. Eine Vorgehensweise, die ein Pilot im Sinne der Sicherheit seiner Passagiere nie akzeptieren würde. Und in diesem Punkt hat er vollkommen recht. Bevor Sie nach dieser unsanften Landung wieder losfliegen können, ist eine Generalüberprüfung angesagt.
    Sie sollten also aufhören, sofort hektisch an Ihrer Reintegration in die Arbeitswelt zu basteln. Halten Sie für eine geraume Zeit inne und genießen Sie die aktuelle Situation. Wenn Sie dies nicht tun, werden Sie es später bereuen. Dieser Hinweis ist nicht von Zynismus oder krampfhaftem Zweckoptimismus gelenkt, er kommt aus Erfahrung und vollem Herzen. Unsere Leistungsgesellschaft hat gerade in den letzten Jahren Opfer gefordert. Auftretende „Burn-outs“ und fehlende „Work-Life-Balance“ prägen Diskussionen verschiedenster Interessengruppen. Sich bewusst eine Auszeit zu
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