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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg
Autoren: Andreas Nentwich
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machen“, dann räumen fleißige Manager auch ordentlich auf. Sie beschreiben dies mit der konstruktiven Bezeichnung „Restrukturierung“.
    Nehmen wir mal an, Sie haben ein Problem mit dem Haushaltsbudget. Sie räumen Ihr Haus auf und stellen die Möbel um, damit Sie ein Zimmer frei bekommen. Das können Sie dann vermieten und somit Ihr privates Einkommen aufbessern. Stellen Sie in diesem Fall nur die Möbel um oder werfen sie auch mal was weg? Na also.
    Genauso passiert das in Organisationen. Statt des Mobiliars werden allerdings Organigramme durchforstet, auf der Suche nach überflüssigen FTEs. Hat man Glück, stößt man gar auf ganze Organisationseinheiten, von denen das analysierende Management-Team nicht genau weiß, was die so tun. Und wenn diese FTEs noch im Backoffice arbeiten, dann fällt es nicht mal den Kunden auf, dass die nicht mehr da sind. Die Anzahl der FTEs wird mit den „Anderen Sonstigen Kosten“ multipliziert und schon errechnet sich der Einsparungseffekt der Restrukturierung. Also eine schöngerechnete Problemlösung.
    Natürlich entsteht in jedem sich wiederholenden Prozess ein gewisser Lerneffekt. Viele General Manager haben bereits die Erkenntnis gewonnen, dass bei dieser Berechnung umso mehr Ersparnis rauskommt, je höher die „Anderen Sonstigen Kosten“ pro FTE sind.
    Sprich: Wenn Sie als Top-Führungskraft ordentlich viel Kohle verdienen, servieren Sie Ihrem Arbeitgeber gleichzeitig das beste Einsparungspotenzial. Auf einem silbernen Tablett.
    Können Sie sich noch erinnern, als Sie darüber zum ersten Mal im Economist gelesen haben? Die Titelstory, den großen Bericht über die Umstrukturierung im Was-war-das-noch-mal-für-ein-Konzern? Stand da was von Arbeitern in der Fabrik oder Belegschaft der Zentrale? Nein, die schrieben über Hierarchiestufen im oberen und mittleren Management, die da beinhart rausgestrichen wurden. Also ausgeholzt, damit die anderen Bäume mehr Licht bekommen. Flache Strukturen. Netzwerk statt Pyramide.
    Unfähige Top-Manager mit Supergehältern, die gesunde Unternehmen mit inferioren Leistungen zielsicher in den Ruin treiben und dafür mit fetten Bonuszahlungen oder überdimensionierten Abfertigungen belohnt werden, sind das beliebte Feindbild in der Publikumspresse. Allerdings verloren in den letzten Jahren tausende Arbeitnehmer aus dem mittleren Management ebenso wie aus der Top-Ebene ihren Arbeitsplatz ohne nennenswerte Medienpräsenz.
    Sie wollen das Buch weglegen, weil Sie sich nicht betroffen fühlen? Weil Sie ja nicht zum Top-Führungskreis gehören, sondern einen soliden Angestelltenposten bekleiden. Weil Sie ein Experte und daher in Ihrer Funktion unersetzbar sind. Weil Sie im Vergleich zu Ihren Kolleginnen und Kollegen kompetenter sind. Mit einem Wort, weil Ihr Arbeitgeber einfach nicht auf Sie verzichten kann.
    Dann beantworten Sie mir davor bitte noch folgende Fragen: Wohnen Sie in einem tollen großen Haus, so wie es sich für einen Manager Ihrer Klasse gehört? Beschäftigen Sie eine Haushaltshilfe, eine Putzfrau, ein Kindermädchen, gar einen Gärtner?
    Praktisch, nicht wahr? Kostet zwar einiges, aber Sie brauchen die Arbeit nicht selber machen und können dafür länger im Büro bleiben.
    Meine liebe Gattin hat letztens die beschäftigte Putzfrau gegen einen Reinigungsdienst getauscht. Sie war es einfach leid, zu hören, warum diese wieder einmal nicht kommen konnte. Sie wollte nicht selbst einspringen, wenn die Putzfrau krank war. Und ihr wurde es einfach zu viel, hundert Mal etwas anzuschaffen, was dann doch nicht erledigt wurde.
    Jetzt hat sie ein Service Level Agreement mit einem Reinigungsdienst. Darin ist minutiös alles festgehalten, was wann in welchen Abständen zu geschehen hat. Vom Kehren der Kellerstiege bis zum Fensterputzen, vom Glühbirnenwechseln bis zum Leeren des Altpapierbehälters. Ihr persönlicher Kundenbetreuer sorgt dafür, dass alles wie am Schnürchen klappt. Das Serviceteam besteht aus mehreren Personen, die alle wissen, was zu tun ist, und es auch sorgfältig erledigen. Brav haken sie jeden Punkt auf ihrer wöchentlichen Checklist ab und lassen einen Durchschlag davon auf der Vorzimmer-Kommode liegen.
    Meine Frau ist glücklich. Die Mehrkosten sind unwesentlich und stehen in keinem Verhältnis zum gesteigerten Wohlfühlfaktor. Und auf das Insiderwissen der Putzfrau, sprich:
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