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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg
Autoren: Andreas Nentwich
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Tratsch aus der Siedlung, verzichtet sie gerne. Allerdings konnte sie nicht umhin, unseren Nachbarn von dieser Neuerung zu erzählen. Die wechselten dann prompt eine Woche später zum Reinigungsdienst.
    So funktioniert Outsourcing im Kleinen. Sie schaffen sich ein Problem vom Hals, indem Sie es von anderen lösen lassen. Sie sparen in jedem Fall Nerven und unter Umständen sogar Kosten. In Unternehmen, vor allem den internationalen, wird dieser Prozess in großem Stil betrieben. Es gibt zwei Trends:
    Erstens die Verlagerung der Arbeit innerhalb der Verwandtschaft.
    Die großen Schwesterfirmen übernehmen den Service für die kleinen. Abgerechnet wird nach einem konzernstandardisierten Allokationsschlüssel.
    Wenn Sie also in einer kleinen Service-Einheit arbeiten, könnte es sein, dass sich Ihr Boss gerade mit Outsourcing beschäftigt. Er macht sich so bei seinen internationalen Kollegen beliebt und sichert sich obendrein das Wohlwollen der Konzernführung. Vielleicht bekommt er ja dann auch mal eine große Gesellschaft zur Leitung übertragen.
    Er kann dabei nichts falsch machen, denn die Kosten werden international festgelegt. Sollte der outgesourcte Prozess teurer kommen als die interne Organisation davor, bleibt ihm immer noch der Goodwill der Zentrale. Dort sind dynamische Manager willkommen, die den Wandel ohne Wenn und Aber vorantreiben.
    Variante Zwei ist das tatsächliche Outsourcing an geschäftswillige Dienstleister mit internationalem Service.
    Kein Konzern, der etwas auf sich hält, verzichtet auf die Buchhaltung in Indien, die Personalabrechnung in Polen, die Fakturierung in UK und das allgegenwärtige Callcenter, von dem keiner weiß, ob es tatsächlich physisch existiert.
    Natürlich gibt es für jeden Bereich Service Level Agreements.
    In einer vernetzten Welt, die Mobilität zum obersten Ziel erklärt hat, spielt der Standort keine Rolle mehr. Der historische Satz „Wer spricht?“ beim Telefonieren wurde längst von der Standardbegrüßung „Wo bist du gerade?“ verdrängt. Schließlich haben Sie in Ihrem Mobiltelefon alle Kontakte gespeichert und sehen, wer anruft, die Koordinaten Ihres Gesprächspartners werden trotz Google Maps noch nicht mitgeschickt. Sie wissen oft nicht, wo die Server geparkt sind, die Ihr Arbeitgeber verwendet. Denn Sie loggen sich über das Intranet ein. Und wenn Sie ein technisches Problem haben, dann kontaktieren Sie den Helpdesk per Mail. Dieser greift dann über das System auf Ihren PC zu und repariert ihn im Fernsteuerungsmodus.
    In einer mobilen Welt wandern auch die Büros. Denn die sprachlichen Grenzen werden genauso schnell überwunden wie die geografischen. Die meisten Englisch sprechenden Mitarbeiter finden Sie bereits in Indien. Die virtuelle Distanz zwischen zwei Abteilungen kann Millisekunden ausmachen, die physische einige tausend Kilometer. Selbst die vielgepriesene Kundennähe relativiert sich in vielen Produkt- und Dienstleistungskategorien. Konsumenten werden zunehmend selbständiger und nutzen das Internet als günstige und vielseitige Einkaufsquelle. Geliefert wird schließlich immer noch vom altbekannten Briefträger oder vom neu kennengelernten privaten Zustelldienst. Solange also die Logistik zum Kunden zufriedenstellend organisiert ist, kann ein Unternehmen sich bei der Flexibilisierung des „Back-Office“ voll austoben.
    Die beschriebene Vorgehensweise klingt im Sinne einer effizienten Unternehmensführung auch durchaus vernünftig.
    Warum also hat die „Unwort des Jahres“-Gesellschaft den Begriff „Outsourcing“ 1996 als „Imponierwort“ gerügt, „das der Auslagerung/Vernichtung von Arbeitsplätzen einen seriösen Anstrich zu geben versucht“ 6 ?
    Sollten Sie jetzt damit argumentieren, dass derart entwurzelte Lösungen nicht für Ihren Markt, geschweige denn Ihre Organisationseinheit anwendbar seien, weil jeder halbblinde Betriebswirtschaftsstudent im ersten Semester sieht, dass sich das Outsourcing A nicht rechnet und B nichts fürs eigentliche Geschäft bringt, vergessen Sie es. Das kleine Dorf in Gallien gibt es nur in Comicbüchern.
    Je exklusiver Ihr Arbeitsfeld, desto größer die Gefahr, es zu verlieren.
    Kein Mitleid mit dem Henker
    Ich sehe, Sie fühlen sich unwohl und beäugen nun voller Argwohn Ihre Umgebung. Doch bevor Sie jetzt auf Ihren Chef schimpfen wegen seiner
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