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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg
Autoren: Andreas Nentwich
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an der Aktienkursentwicklung gemessen. Kreative Ideen, Visionen „und andere Spinnereien“ werden in einen Budgetrahmen gezwängt, der wenig Verständnis für Abweichungen zeigt. Das Controlling als Unternehmensfunktion löst die Bereiche Marketing und Vertrieb in seiner hierarchischen Bedeutung ab. Der Co-Pilot des Chefs kommt heutzutage aus dem Finanzbereich. Er stellt das Kennzahlen-System als Steuerungsinstrument in den Mittelpunkt. Und sorgt damit für einen sehr strikten Kurs. Obwohl prinzipiell unternehmerischer Fortschritt gewünscht ist, steht man bei der Freigabe von zusätzlichen Budgetmitteln auf der Vollbremse.
    Gearbeitet wird an der Steigerung des Profits mit der Devise: „Bevor wir draußen das Feld neu bestellen, lass uns doch mal drinnen die Futterkammer aufräumen.“ Mit anderen Worten: „Statt Zeit und Geld für neue Ideen zu riskieren, optimieren wir mit Enthusiasmus das derzeitige Geschäft.“ Dieses grundsätzlich positiv anmutende Vorhaben wandelt sich oft sehr schnell zu einem reinen Kostensenkungsprogramm, völlig losgelöst von anderen Zielvariablen wie Umsatz, Marktanteil oder Konsumentenzufriedenheit. Sparen, wo’s geht, denn Geiz ist bekanntlich geil, wenn es darum geht, Erfolgsmeldungen zu schreiben. Das gilt auch für Ihre Firma.
    Bei der Suche nach Einsparungspotenzial konzentriert sich der effiziente Manager auf die sogenannten „quick wins“, oder noch illustrativer „low hanging fruits“. Schließlich gibt es bei Optimierungsprojekten regelmäßige Meetings, in denen sich der Boss nach dem Fortschritt der Initiative erkundigt. Und es ist stets besser, einen schnellen Erfolg vorzuweisen, als langmächtig an Erklärungen für Ausstehendes zu feilen. Erfolge werden kaum hinterfragt, wie die geübte Führungskraft weiß. So kann es sein, dass sich niemand den Kopf darüber zerbricht, warum die Früchte so niedrig hingen, ohne von jemandem bemerkt worden zu sein. Hatte der Projektverantwortliche wirklich so viel Gespür oder einfach nur Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein? Oder ist an der Sache doch etwas faul? Der Augenblick des Optimierungserfolges weilt oft nur so lange wie der verantwortliche Manager in seiner Funktion.
    Es wird dort gespart, wo es für den kurzfristig agierenden Manager am schnellsten und einfachsten geht. Reichlich Potenzial findet er in jenen Bereichen, wo die Auswirkung der vorgenommenen Mittelkürzung erst langfristig spürbar wird. Womit sich der Negativeffekt der Maßnahme kurzfristig vortrefflich negieren lässt. Beliebte Einsparungspotenziale sind:
Werbeausgaben
insbesondere dann, wenn sie imagebildenden Charakter haben und nicht als kurzfristige Verkaufsförderungsmaßnahme gedacht sind;
Investitionen in Forschung & Entwicklung
insbesondere dann, wenn es sich um Grundlagenforschung und langfristige Entwicklungsprojekt mit noch unsicherem Ausgang handelt;
Budget für Aus- und Weiterbildung
denn derartige Sparmaßnahmen wirken bekanntlich doppelt (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht an Trainings teilnehmen, verfügen über mehr „echte“ Arbeitstage);
Nicht zuletzt: Personal
    Womit wir beim Kern des Buches angelangt wären.
    Das Wort „Einsparung“ im Zusammenhang mit beschäftigten Menschen kommt in der Öffentlichkeit allerdings nicht allzu gut an. Unternehmen bemühen sich, den auftretenden Erklärungsbedarf mit Fachbegriffen zu befriedigen, wie der nachfolgende Punkt beschreibt. Ihnen als Manager werden sie wohlvertraut sein.
    Umbau mit Auslagerung
    Die Grundeinstellung zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat sich in vielen Unternehmen drastisch geändert.
    Während man bei der Stilllegung von Produktionsanlagen immer noch behutsam agiert, indem alle Auswirkungen auf Logistikkette, Lieferservice und Marktposition in die Berechnungen einfließen, macht man sich bei der Umgestaltung der Organisation weniger Sorgen.
    Aus Mitarbeitern werden FTEs („Full time equivalents“). Diese Kennzahl rechnet Teilzeitarbeitsplätze in Vollbeschäftigte um. So verwandeln sich z.B. zwei nette Sekretärinnen mit Halbtagsjob (zwei Köpfe, wie dies in der Personalsprache etwas nüchterner ausgedrückt wird) in ein FTE. Aus Humankapital, oft als wichtigstes Gut des Unternehmens gepriesen, werden „Andere Sonstige Kosten“. Wenn nun die Aufgabe darin besteht, „sauber zu
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