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Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit

Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit

Titel: Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit
Autoren: Manfred Wegener
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zielsicher durch die große Schleuse der HERAKLES wie jeder andere auch.
    Einer nach dem anderen verließ durch einen schlauchartigen Tunnel das angedockte Shuttle.
    Stafford, der es als letzter verließ, verabschiedete sich mit einem Gruß von den beiden Piloten. Ein Knopfdruck, und hinter ihm wurde die Schleuse geschlossen. Sekunden später legte auch das Shuttle ab und kehrte zur Erde zurück.
    Von jetzt an waren sie allein auf sich gestellt. Neun Männer und drei Frauen, die unverzüglich ihre Plätze einnahmen.
    »Theoretisch kennen wir das Schiff bis ins letzte Detail«, sagte Stafford in die gespannte Ruhe hinein. »Wir haben es im Simulator so lange geflogen, daß jeder mit seiner Aufgabe fest verwachsen ist. Da wir bis zum Start noch fast zwei Stunden Zeit haben, werde ich Sie durch die wichtigsten Stationen führen, damit sich jeder einen persönlichen Überblick verschaffen kann. Das gilt auch für Sie, Mr. Gray, obwohl Ihr Tastsinn besonders fein ausgeprägt ist.«
    »Ja, Sir«, erwiderte der Blinde. Er blickte Stafford direkt ins Gesicht, obwohl er ihn nicht sehen konnte. Aber er sah deutlich und klar das Infrarotbild, das sich abzeichnete und erkannte die spezielle Aura des Kommandanten, die irisierend bläulich-orange schimmerte. Jeder hatte eine andere Aura, und so konnte Gray alle Mitglieder der Crew mühelos unterscheiden. Er sah sie nach dem Kirlian-Effekt in den schillerndsten Farben, auch wenn sie sich – emotional bedingt – mitunter schnell veränderten.
    Feste Gegenstände waren für Gray ebenfalls kein Problem. Der zartgliedrige Mann mit dem schmalen Gesicht sah bei unbelebten Gegenständen regelmäßige, unveränderliche Auren, die auf ihn wie ein Radarbild wirkten. Zudem konnte er Stimmungen und Launen ganz genau und schon aus der Ferne einschätzen. Wie er allerdings in einem übergeordnetem Kontinuum sah, vermochte Stafford sich bei aller Fantasie nicht vorzustellen.
    Die Biosphäre lag – vom oberen Pol aus gesehen – im zweiten Deck und reichte bis tief zum unteren Pol.
    Als das Doppelschott lautlos zurückglitt, verschlug der Anblick fast allen den Atem, obwohl er von irdischen Verhältnissen durchaus vertraut war.
    Sie befanden sich übergangslos in einer Landschaft mit kleinen Palmenhainen, die bis an einen Strand wuchsen. Dahinter erstreckte sich bis zum künstlichen Horizont ein Ozean, den auf der linken Seite eine dschungelähnliche Flora begrenzte. Die Luft war schwül und warm, als hätte es gerade geregnet. Verborgene Lichtquellen sorgten für tropische Helligkeit.
    »Das Betreten der Biosphäre ist aus verständlichen Gründen verboten«, erklärte Stafford kühl. »Das ökologische Gleichgewicht ist so kompliziert, daß es nicht gestört werden darf. Auf der Erde liefen ähnliche Versuche bereits in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Es erwies sich, daß die Biosphäre nur etwa vier Jahre existieren konnte, ehe die einzelnen Biotope zusammenbrachen und abstarben. Dieses System ist bis ins letzte Detail verbessert worden. Die Lebenserwartung der künstlichen Sphäre beträgt etwa zwölf bis fünfzehn Jahre, vermutlich sogar zwanzig.«
    Stafford führte die Gruppe über genau festgelegte Markierungen weiter bis zu gläsernen Tanks, die in die Wände integriert waren.
    »Die sogenannten Algen-Bakterien-Verbundreaktoren«, erläuterte er weiter. »Damit wird lebensnotwendiger Wasserstoff erzeugt, der in einem komplizierten Verfahren aufbereitet wird und für Frischluft sorgt. Das dabei gewonnene Algenprodukt ist Grundlage unserer Nahrung. Gleichzeitig dient es der Luftversorgung und ständigen Erneuerung.«
    Es ging weiter durch unterschiedliche Klimazonen, die durch Fiberglastüren getrennt waren. Die Biosphäre wirkte wie ein riesiges Treibhaus. Auf dem Boden befanden sich Insekten, in der Luft schwirrten Vögel, und im Wasser tummelten sich Fische.
    Ein fremder Besucher hätte nie geglaubt, sich in einem Raumschiff zu befinden.
    Hather Torlan stand mit seinen beiden Assistentinnen neben einem der Hydrotanks, in dem eine braungrüne Suppe schwappte. Der Hydrologist war dürr und hager, mit einem melancholisch wirkenden Gesicht, das Wehmütigkeit ausstrahlte. »Alle Systeme arbeiten einwandfrei, Sir«, berichtete er. »Der Rechner meldet keinerlei Unregelmäßigkeiten.«
    Stafford nickte den beiden Frauen zu. Sie waren Spezialistinnen auf dem Gebiet der Biologie und kannten die Sphäre bis ins letzte Detail. Die eine war Wendre Torlan, Schwester des
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