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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
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den Armen, als es vollkommen still war. Erst langsam wagte er sich aufzurichten.
    Von Gafunkels Palast stand nichts mehr außer den Grundfesten. Dort, wo das mächtige Gebäude sich erhoben hatte, klaffte ein finsterer Krater. Es gab keine Trümmer. Nichts war eingestürzt. Es war, als hätte die Macht der Kristalle den Palast – und Gafunkel mit ihm – in eine andere Welt im Jenseits geschleudert.
    Mythor stand auf. Neben ihm kamen Sadagar und Gerrek in die Höhe. Die Kaezinnen flüchteten sich zur Straße. Von Wachen war nichts mehr zu sehen.
    Noch halb wie in einem Traum, näherte sich Mythor dem Krater. Und als er an seinem Rand stand, sah er die sich wie rasend drehende Kugel an der tiefsten Stelle. Sie verschleuderte immer noch ihre Lichtspeere, allerdings nicht mehr ganz so grell wie zuvor.
    Mythor achtete nicht auf die Warnungen der Freunde. Er suchte nach einem Abstieg und fand ihn. Mehrere Male stürzte er und raffte sich wieder auf. Dann stand er vor der Kugel, die Augen zusammengekniffen und genau wissend welcher Gefahr er sich ausgesetzt hatte.
    Indem er mehrere Male ganz kurz hintereinander blinzelte, gelang es ihm, Einzelheiten zu erkennen. Die Kugel zeigte sich ihm als ein skelettartiger Gegenstand, in dessen Lücken die neun DRAGOMAE-Kristalle eingesetzt waren. Sie mochte einen Durchmesser von etwa einem Fuß besitzen, doch dies konnte durch die Lichteffekte auch trügen.
    Aber sie mußte aufhören, sich zu drehen! Mythor spürte bereits, wie ihn das Licht in seinen Bann zu schlagen drohte, und er war geistig nicht darauf vorbereitet, abermals mit den Steinen zu experimentieren. Zu schnell geschah es, daß der eigene Wille in ihrer Macht unterging. Gafunkel konnte nur versucht haben, sich diese Macht dienstbar zu machen – und war dabei wie sein Palast von unglaublichen Kräften vernichtet worden. Von Kräften, die auch Mythor vielleicht nie ganz zu begreifen lernen würde, obgleich er inzwischen vieles dazugelernt hatte.
    So wußte er, daß jeder einzelne Baustein des DRAGOMAE eine besondere Aufgabe und Wirkung hatte. Keiner war wie der andere, jedem wohnten spezielle Kräfte inne, jeder besaß besondere Eigenschaften, und doch ergänzten sie sich gegenseitig. Von allen 21 Bausteinen des Zauberbuchs der Weißen Magie standen jeweils drei für das Wissen, drei für den Geist, drei für die Sinne, drei für das Tierreich, drei für das Pflanzenreich, drei für das Stoffliche und drei für die Kraft. Und zu jeder Dreiergruppe gehörte ein Stein mit dem Wirkungsbereich »Entstehen, Deuten, Schaffen«, einer stand unter dem Blickwinkel »Entstehen, Deuten, Binden«, der dritte stand für »Vergehen, Zerstören, Auslöschen«.
    Doch was nützte Mythor dieses Wissen nun? Er war versucht, seinen Geist in die Kugel zu schicken, um sie zur Ruhe zu bringen. Solange sie drehte, konnten noch schlimmere Dinge geschehen als das, was bereits vorgefallen war.
    Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg. Bald würden die Bewohner der Nachbarhäuser ihren Schrecken überwunden und die Krieger alarmiert haben. Dann mußte er mit den Freunden und den Kristallen von hier verschwunden sein.
    Shaya! rief es in seinen Gedanken. Zeige mir einen Weg!
    Er erhielt keine Antwort. Doch täuschten ihn seine Sinne, oder wurde die Drehung schon langsamer?
    »Mythor!«
    Sadagar stand oben am Kraterrand und warf ihm etwas zu. Er fing es auf, ein Tierfell so groß und breit wie ein Mantelumhang.
    »Ich habe es hier oben gefunden!« rief der Steinmann hastig. »Lege es über die Kugel, damit wenigstens das Licht erstickt wird!«
    Wie sollte ein einfaches Fell etwas ersticken können, das massive Mauern durchdrang?
    Und plötzlich stand die Kugel still, brachen die Zauberkristalle nur noch das Licht vom Goldenen Strom.
    Mythor sah jetzt, daß das Kugelskelett von zwei Ringen umgeben war. Bevor sie zum Stillstand gekommen war, hatte er noch genau erkennen können, daß die Kugel sich nicht nur zur Seite, sondern auch von oben nach unten und im Zusammenwirken beider Bewegungsebenen in jede beliebige Schrägrichtung drehte. Offenbar war also einer der Ringe für die seitliche, der andere für die oben nach unten verantwortlich. Das Skelett war am inneren Ring verankert, der auf Schienen im äußeren kreisen mußte.
    »Worauf wartest du noch!« schrie Sadagar. »Komm endlich!«
    Er mußte sich mit Gewalt von dem Anblick und den tausend Fragen lösen, die ihm durch den Kopf schossen. Schnell versuchte er noch die dreieckigen Einsatzflächen
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