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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
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und drückten sich ängstlich in eine Ecke.
    »Gafunkel!« stieß Mythor bebend hervor.
    Auch Gerrek und Sadagar sahen ihn – vielmehr sein Schattenbild hinter den durchsichtigen Wänden und Decken und vor einem runden Gebilde, aus dem die Lichtspeere hervorzuckten. Und noch etwas. Eine zweite Gestalt bedrohte den Feinwerker.
    »Wir sind zu spät gekommen!« rief Mythor verzweifelt. »Er hat die Macht der Steine schon geweckt! Jetzt mögen die Götter uns gnädig sein!«
    Er sah eine halb durchscheinende Treppe und lief darauf zu.
*
    Orlabal stand im Eingang der Werkstatt, in der Gafunkel mit gebieterischer Geste vor dem Rotarium kniete. Der verhaßte Creata wandte ihm den Rücken zu. Orlabal ging lautlos, langsam, staksend. Das Silberblut wallte in ihm auch ohne des Creata Beschwörung. Aber es gab keine Schmerzen mehr.
    Die leeren Augenhöhlen sehen mit den magischen Linsen, die Gafunkel ihm eingepaßt hatte. Sie sahen den Besessenen die Hände gegen die Kristalle schleudern.
    Die einmal tauben Ohren hörten durch das magische Gespinst, das Gafunkel hineingesetzt hatte. Sie hörten das irre Lachen des Creata.
    Das zweite Gesicht sah den Pfeil, wie er brannte, und die Sehne des Bogens, der zu zerreißen drohte.
    Orlabal setzte einen Schritt vor den anderen, zunächst noch unbeholfen, dann immer sicherer. Gafunkel hörte nichts, und als er den Kopf einmal drehte, sah sein Geschöpf die Blindheit in den vorquellenden Augen.
    Der Pfeil schnellte von der Sehne und traf. Doch er kehrte zum Bogen zurück.
    Das Licht der Kristallmacht hatte den Creata geblendet. Er aber schien es gar nicht zu spüren. Nun sprang er auf und begann wieder, um das Rotarium herumzurennen, das von seinen Händen geschaffen war.
    Orlabal ging weiter zur Mitte der riesigen Werkstatt, neben der er sein zweites Leben in Nacht und Qual verbracht hatte. Seine Arme hoben sich langsam Gafunkel entgegen.
    Der Pfeil brannte und flog. Und kehrte ein weiteres Mal zurück.
    Der Creata war taub, sein Trommelfell von seinen eigenen Schreien oder dem Singen der Zaubersteine zerrissen, das nur für Orlabal hörbar war.
    All seine Magie vermochte den Wahnsinnigen nun nicht mehr zu schützen – nicht vor dem, was er zum Leben erweckt hatte, und das wahre Magie war.
    Aber er sah es noch ohne Augen, rannte um das Rotarium, wie eine Motte das Licht umflog. In des Creata häßlichem Schädel war kein Verstand mehr. Es hatte ihn endgültig ausgebrannt.
    Orlabal spreizte die Finger. Er konnte kein Mitleid mit dem Mann fühlen, der ihn vom Krüppel in etwas noch viel Schlimmeres verwandelt hatte. Oh, er hatte ihm Hände aus Stahl gegeben, und diese Hände sollten es sein, die sein Schicksal besiegelten.
    Die Rollen hatten sich verkehrt. Blind und taub war nun Gafunkel, das Opfer seiner Gier nach Macht. Gehen und hören konnte sein Geschöpf – an diesem letzten aller Tage.
    Orlabal blieb stehen und wartete, bis der Creata eine weiter Umrundung vollendet hatte. Dann griff er zu. Seine eisernen Finger legten sich um den Hals des Feinwerkers. Sie drückte zu und…
    …der Pfeil löste sich von der Sehne und bohrte sich flammend in den Leib Gafunkels, traf sein Herz, kehrte nicht mehr zum Bogen zurück.
    Der Creata starb in der Umklammerung. Er sank zu Boden.
    Der letzte Tag. Das hieß, auch Orlabal würde mit seinem Peiniger sterben. Und es schmerzte ihn nicht. Die Rache, die ihn am Leben erhalten hatte, war vollendet.
    Orlabal drehte sich und ließ den Toten auf dem Boden liegen. Er sah in das Funkeln und Strahlen der Steine und schritt mitten hinein.
    Das Rotarium drehte sich rasend schnell. Die Lichtspeere durchschnitten die Wände. Orlabal wurde von der Bewegung erfaßt und hineingerissen. Sein letzter Gedanke war: Vernichte den Zauber!
    Seine Hände berührten einen Kristall – und setzten die ziellos gerichtete Macht endgültig frei. Die Welt um ihn herum verging mit ihm.
    Er war frei.
*
    »Zurück! Mythor, zurück!« Der Schrei hallte in den Ohren des Gorganers, und fast kam die Warnung zu spät. Mythor sprang von der Treppe zurück. Gerrek packte ihn und riß ihn mit sich aus dem Gebäude. Kaum im Freien, schlugen sie sich die Arme vor die Augen und warfen sich auf den harten Boden, um nicht von dem überweltlichen Licht verzehrt zu werden.
    Ein Heulen und Singen war zu hören, wie kein menschliches Ohr es jemals vernommen hatte. Es währte nicht lange, doch in ihm schien alles zu liegen, was Macht über die Elemente besaß.
    Mythor lag noch mit dem Kopf in
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