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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ...
Autoren: S Hogan
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erwiderte Jade abweisend.
    Roxanne stieß einen verächtlichen Laut aus. „Nein, natürlich nicht. – Los, gehen wir.“
    Jade blieb nichts anderes übrig, als darauf einzugehen. Roxanne wusste jedenfalls, dass Peter ein blinder Passagier war. Und sie hatte auch begriffen, dass Jade ihn kannte. Um Peter zu schützen, musste Jade verhindern, dass Roxanne mit diesem Wissen zum Kapitän ging.
    Wenig später standen sie sich in Jades Kabine gegenüber. Roxanne lächelte zuckersüß und schloss die Tür.
    „Nun sag schon, was du von mir willst!“ Jade bemühte sich, selbstbewusst aufzutreten.
    „Warum denn so kratzbürstig? Ich hoffe nur, dass du zu deinem Freund, dem blinden Passagier, netter bist.“
    Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. „Woher weißt du das, Roxanne?“
    „Oh, ich habe zwei und zwei zusammengezählt. Es heißt zwar immer, Blonde wären blöd. Aber ich bin da wohl eine Ausnahme. Ich habe gesehen, wie du diese selten hässlichen Männerklamotten gekauft hast. Als ich mir wenig später deine Kabine vorgenommen habe, konnte ich sie aber nirgendwo finden. Das hat mich schon etwas misstrauisch gemacht.“
    Wütend fuhr Jade sie an: „Du warst es also! Du hast meine Sachen durchwühlt, die Videokamera und das Notebook geklaut!“
    „Du merkst aber auch alles, Süße. Das war eine kleine Rache dafür, dass du mir so auf die Nerven gegangen bist.“
    „Ach, wirklich?“, entgegnete Jade höhnisch. „Und warum hast du die Videokamera dann im Wäscheschrank versteckt, statt sie über Bord zu werfen? Oder hoffst du darauf, dass Ann dich nicht erkannt hat, als du den Kerl umgebracht hast?“
    „Was für eine Ann? Und ich soll eine Mörderin sein? Bist du jetzt völlig ausgetickt?“ Roxanne schien nicht wütend, sondern nur grenzenlos überrascht zu sein.
    Dadurch verwirrte sie Jade vollends. Sie verdrehte die Augen. „Ann Brockwell, meine Vorgängerin – ihr gehörte die Videokamera. Und sie berichtet in ihrem Videotagebuch von einem Mord, den sie auf der MS Kyrene beobachtet hat.“
    Sichtlich genervt betrachtete Roxanne ihre Fingernägel. „Mag sein, aber ich habe niemanden umgelegt. Glaube es oder lasse es bleiben. Ich habe die Kamera und das Notebook im Schrank versteckt, weil ich vielleicht gar nicht so fies bin, wie du glaubst. Ich wollte dir nur eine Lektion erteilen.“
    Sie zuckte die Schultern. „Ich weiß ja, dass du arm bist wie eine Kirchenmaus. Darum hätte ich dir die Sachen später zurückgegeben.“
    Langsam ging sie in der Kabine auf und ab. „Aber zurück zu deinem Freund, dem blinden Passagier. Ich habe ihn ein wenig ausgehorcht und weiß jetzt, dass er kein Ticket hat. Was meinst du, Jade? Soll ich zum Kapitän gehen und ihm davon erzählen? Soll ich ihm auch noch sagen, wie tatkräftig du deinen Typen unterstützt hast?“
    Jade verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Mach doch, was du willst. Dann bin ich eben meinen Job los. Und dann hast du deine Rache, du konntest mich doch von Anfang an nicht ausstehen.“
    „Und das beruht ja auf Gegenseitigkeit, oder etwa nicht?“ Roxanne presste die Lippen aufeinander. „Aber ich bin bereit, mein Wissen für mich zu behalten. Vorausgesetzt, du erweist mir einen kleinen Gefallen.“
    „So etwas nennt man Erpressung.“
    „Wie auch immer. Ich bin etwas knapp bei Kasse.“
    „Hast du die Juwelensuche schon aufgegeben?“
    „Juwelensuche?“ Roxanne lachte. „Du hast wirklich eine blühende Fantasie! Glaubst du, ich greife den reichen alten Ladys in die Schmuckschatullen? Daran habe ich nun wirklich nicht gedacht.“
    Jade wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Also war Roxanne gar nicht hinter den Juwelen her? Dann konnte sie auch keinen Komplizen ermordet haben, der an der Schmucksuche beteiligt gewesen war. Sicher, Roxanne konnte ihr natürlich auch Lügen auftischen – aber warum sollte sie das jetzt tun? Jade fiel kein Grund ein. Offenbar sagte Roxanne die Wahrheit. „Sprich weiter! Du warst an der Stelle, wo du mich erpressen wolltest.“
    „Ja, richtig.“ Roxanne überging Jades ironischen Tonfall. „Wie gesagt, ich brauche Geld. Ich war auf der Suche nach ein paar reichen alten Passagieren, die ich um ihr Vermögen erleichtern könnte. Aber es ist natürlich viel einfacher, wenn ich mich an dich halte.“
    Das war es also, was sie im Gespräch mit Nelligan gemeint hatte! Roxanne war gar nicht hinter den Juwelen her, sondern wollte wohlhabende Männer umgarnen – um sie anschließend
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