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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ...
Autoren: S Hogan
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Passagierin gesehen worden. Ich dachte im ersten Moment, sie hätte dich entdeckt.“
    Peter sah sie anerkennend an. „Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam nach Ann Brockwell Ausschau halten? Es muss schlimm sein, von Verbrechern als Geisel gehalten zu werden. Ich kann mich auch schon allein umsehen, wenn du arbeiten musst.“
    „Okay. Aber bitte denk daran, wie gefährlich Roxanne ist. Und sie hat noch mindestens einen Komplizen, und zwar nicht Nelligan. Du musst vorsichtig sein, versprich mir das.“
    Peter lächelte süß und nahm Jade noch einmal in die Arme. „Klingt ja ganz danach, als ob dir etwas an mir liegen würde, Jade.“
    „Hast du das noch nicht gemerkt, du norwegischer Dickschädel? Und nun mach dich am besten aus dem Staub. Und lass dich nicht noch einmal von Roxanne erwischen!“
    „Werde ich nicht, keine Sorge.“
    Er ging zur Tür. Vorsichtig sah er sich auf dem Gang vor der Kabine um. Erst dann eilte Peter davon. Jade blieb allein zurück.
    Während sie sich umzog, dachte sie weiter über Roxanne nach. Diese Frau wurde immer gefährlicher. Jade begriff, dass sie sie zunächst unterschätzt hatte. Sie hatte sie für eine eitle und eingebildete Ziege gehalten, die sich nicht beherrschen konnte und beim kleinsten Anlass gewalttätig wurde. Natürlich war das keine Fehleinschätzung. Aber Jade hätte nicht gedacht, dass Roxanne eine so gewissenlose – und clevere – Verbrecherin war. Sie hatte genau den richtigen Moment abgepasst, um Jade in die Tiefe zu stürzen. Oder war es nur Glück gewesen, dass genau in dem Augenblick niemand zum Felsen geschaut hatte?
    Und dann die Geschichte mit Peter – Roxanne hatte zumindest geahnt, dass er ein blinder Passagier war. Aber wenn sie es nun wusste – wieso war sie mit dieser Neuigkeit nicht schon längst zum Kapitän gegangen? Oder hatte sie es getan, und sämtliche Matrosen suchten bereits nach Peter?
    Jade wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Sie schloss ihre Kabinentür sorgfältig ab, setzte ein Lächeln auf und leitete den Malkurs für die Kinder, den sie wegen des Wanderausflugs auf den Nachmittag verschoben hatte.
    Da die MS Kyrene im Hafen lag und viele Familien an Land waren, fanden sich nur wenige Kinder bei Jades Workshop ein. Doch das war ihr ganz recht so. Sie konnte mit der verbundenen Hand zwar arbeiten, aber es tat ihr gut, wenn sie sich etwas schonte. Und die Kinder amüsierten sich trotzdem.
    Zwischen dem Malkursus und dem nächsten Disko-Unterhaltungsprogramm, das Jade betreuen sollte, hatte sie noch etwas Zeit. Sie ging schnell in die Personalkantine und aß dort einen Joghurt. Richtigen Appetit hatte sie nicht.
    Bald sollte die MS Kyrene wieder in See stechen. Traurig dachte Jade daran, dass Henry im Krankenhaus bleiben musste. Selbst wenn er innerhalb der nächsten Stunden aus der Bewusstlosigkeit erwachte, war er noch nicht transportfähig. Das hatte der Schiffsarzt Jade erklärt, nachdem sie ihn danach gefragt hatte. Jade fragte sich, ob sie Henry überhaupt wiedersehen würde. Vielleicht war er bis zum Ende der Kreuzfahrt nicht wieder genesen.
    Um vor der Diskoveranstaltung noch etwas frische Luft zu schnappen, ging Jade später an Deck. Viele Passagiere hatten sich auf dem Achterdeck versammelt. Sie machten Fotos, während das Kreuzfahrtschiff in der Abenddämmerung im Hafen von Bergen ablegte. Die hell erleuchteten Häuser vor dem Hintergrund der dunklen Berge und der heraufziehenden Nacht boten einen malerischen Anblick. Aber Jade war in keiner romantischen Stimmung. Sie stand einfach nur da, beide Hände auf der Reling, und dachte nach.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass sie in der ganzen Aufregung völlig vergessen hatte, mit Peter einen neuen Treffpunkt zu vereinbaren. Und sie wusste ja nicht, wo er sich versteckte. Jetzt konnte sie nur darauf hoffen, dass Peter bei der Suche nach Ann nichts zustieß.
    „So allein, Jade?“
    Erschrocken drehte sie sich um. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass Rick auf sie zu gekommen war. Außer ihnen befand sich niemand auf dem Sonnendeck. Die Passagiere standen weiter unten auf dem Achterdeck und beobachteten immer noch, wie das Schiff zwischen den Massiven der Küstengebirge hindurch seinen Weg durch den Fjord hinaus auf das offene Meer fand.
    Jade fühlte sich nicht wohl. Ricks spöttisches Lächeln und seine lauernde Art – er hatte irgendwie etwas Hinterhältiges an sich. Jetzt fragte sie sich, was sie an ihm bloß so faszinierend gefunden hatte. Dabei kannte sie die
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