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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ...
Autoren: S Hogan
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Wie geht es ihm? Was wird nun mit ihm geschehen?“
    „Er ist von einer unbekannten Person mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen worden. Soweit ich weiß, ist die Tatwaffe bisher nicht gefunden worden. Das ist die Aussage, die ich auch bei der Polizei zu Protokoll gegeben habe.“
    Er legte ihr einen neuen Verband an, während er redselig fortfuhr: „Henry hatte Glück, weil er nur wenige Minuten nach der Tat von einem älteren Passagierehepaar gefunden worden ist. Die Leute haben sofort den ersten Offizier alarmiert, der wiederum mich verständigt hat. Das Blut an seinem Hinterkopf war noch nicht einmal geronnen. Er war allerdings ohne Bewusstsein, doch sein Kreislauf war stabil. Ich habe veranlasst, dass er im Krankenhaus aufgenommen und untersucht wird. Die Platzwunde an seinem Kopf hätte ich auch nähen können. Aber wir haben hier an Bord nicht die Möglichkeit, eine Röntgenaufnahme zu machen. Den Verdacht auf Schädelbruch konnte ich zunächst jedenfalls nicht ausschließen.“
    Jade nickte nur stumm. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Zumindest für diese Tat hatte Roxanne ein perfektes Alibi. Sie war schließlich die ganze Zeit mit den Ausflugsteilnehmern im Bus gewesen.
    Aber natürlich konnte einer von Roxannes Komplizen die Tat begangen haben – wer sollte es sonst gewesen sein? Noch war die Polizei an Bord. Jade war drauf und dran, zu den Beamten zu gehen und ihnen alles zu sagen, was sie wusste. Doch im nächsten Moment wurde ihr wieder klar, wie dürftig das Belastungsmaterial gegen Roxanne war. Genau genommen hatte Jade überhaupt nichts in der Hand.
    Sogar für den Anschlag auf sie gab es keinen einzigen Zeugen. Dagegen hatten viele mitbekommen, dass Jade und Roxanne mehrfach aneinandergeraten waren. Wenn also Jade sie des Mordes und versuchten Mordes bezichtigte, konnte ihr das als eine heimtückische Racheaktion ausgelegt werden. Das war jedenfalls ihre Befürchtung.
    Jades einzige Hoffnung bestand darin, dass die Polizei Indizien fand, die auf Roxanne und ihre Komplizen als Täter hindeuteten. Den Beamten standen schließlich modernste technische Hilfsmittel zur Verfügung. Und wenn sie den Polizisten wenigstens das Videotagebuch übergab? Aber auch das lieferte keinen Beweis für einen Mord. Darauf war lediglich eine verängstigte junge Frau zu sehen, die darüber sprach, ein Verbrechen beobachtet zu haben. Solange niemand vermisst wurde, würde niemand glauben, dass Ann tatsächlich einen Mord gesehen hatte.
    Sie räusperte sich und stand auf. „Sir, ich möchte Henry Glover gern in der Klinik besuchen.“
    „Ich bin nicht sicher, ob das schon möglich sein wird, Miss Walker. Aber die norwegischen Kollegen haben mir die Telefonnummer des hiesigen Krankenhauses gegeben. Angeblich spricht dort auch jemand Englisch.“
    Der Schiffsarzt nannte Jade die Nummer, und sie speicherte sie sofort in ihr Handy.
    Kaum hatte sie den Behandlungsraum verlassen, rief sie auch schon in der Klinik an.
    „Sind Sie eine Verwandte?“, fragte die Krankenschwester am Telefon auf Englisch.
    „Ich bin seine Verlobte“, schwindelte Jade. Und sie klang so besorgt, dass die Norwegerin ihr offenbar glaubte.
    „Ihn geht es den Umständen entsprechend gut. Seine Vitalfunktionen sind stabil. Er hat eine leichte Gehirnerschütterung erlitten, aber keinen Schädelbruch. Die Platzwunde hat unser Chirurg genäht. Allerdings hat Ihr Verlobter das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt.“
    Jade gab der Krankenschwester ihre Handynummer und bat sie darum, sofort verständigt zu werden, wenn sich Henrys Zustand änderte. Dann beendete sie das Gespräch.
    Aus Jades Sicht gab es nur zwei Gründe für den Anschlag auf Henry. Entweder wollte Roxanne Henry ausschalten, weil er Jades Verbündeter war, und hatte ihren Komplizen auf ihn angesetzt. Oder Henry hatte etwas entdeckt, was geheim bleiben sollte – womöglich den Aufenthaltsort von Ann!
    Wieder versuchte Jade verzweifelt, sich an die Ungereimtheit zu erinnern, die durch ihren Kopf spukte. Aber es war wie verhext. Je mehr sie darüber nachdachte, desto weiter schien sich der Gedanke von ihr zu entfernen. Während sie über das Promenadendeck ging, sah sie zwei uniformierte Polizisten, die gerade das Schiff verließen. Sie stiegen in den Streifenwagen und fuhren davon.
    Erschöpft ging sie zu ihrer Kabine. Sie musste sich nach dem Landausflug umziehen. Außerdem hatte sie hier einen Job. Sie würde sich in ihre Arbeit stürzen, um nicht völlig
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