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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ...
Autoren: S Hogan
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du den Laden gerockt hast. Dein Tanzwettbewerb ist wohl super angekommen bei den Passagieren, gratuliere. Und du siehst in einem Minikleid verdammt sexy aus. Ich bin übrigens Bruce.“
    „Danke, Bruce. Aber ich wollte eigentlich nicht über den Tanzwettbewerb reden. Ich habe gerade gesehen, wie ein schwarz gekleideter Typ an Bord geklettert ist.“
    „Hey, das ist cool! Machst du jetzt auch ein Detektivspiel, so eine Art rätselhaften Mörderjagd? Auf diese Idee sind die anderen Animateurinnen noch nicht gekommen. Aber du solltest deinen Rätselkrimi lieber tagsüber ablaufen lassen. Der Kapitän sieht es nicht gern, wenn die Passagiere die ganze Nacht lang durch das Schiff geistern.“
    Jade riss die Augen auf. Dieser Matrose mit der Figur eines Türstehers glaubte ernsthaft, sie würde mitten in der Nacht eine Bespaßung für die Urlauber planen? „Bruce, da ist wirklich jemand auf dem Schiff, der nicht hierher gehört. Er ist an einem Tau an Deck gekommen, ich habe ihn ganz deutlich gesehen. Das hat nichts mit meinem Job als Animateurin zu tun. Mit solchen Dingen mache ich keine Scherze.“
    „Du meinst – ein blinder Passagier?“
    „Ja, genau.“
    „Und du bist sicher, dass du dich nicht getäuscht hast? An Bord eines Schiffes kann es für Mädchen schon manchmal unheimlich sein, vor allem nachts. Da hält man einen Bootskran für ein Monster und einen Lüfterkopf für einen lauernden Vampir.“
    „Hallo? Geht’s noch? Ich bin keine hysterische Tussi, falls du das glaubst. Und ich habe keine Monster und keine Vampire gesehen, sondern einen blinden Passagier. Er hatte sogar einen Rucksack dabei, wenn du es genau wissen willst. Und jetzt suchst du gefälligst nach dem Kerl, wenn du nicht den Ärger des Jahrhunderts kriegen willst!“
    Abwehrend hob Bruce beide Hände. Er lächelte und zeigte Jade damit, dass er ihr kein Wort glaubte. „Okay, okay. Immer mit der Ruhe. Du musst keine Angst haben, Süße. Du bleibst am besten hier, ich gehe nachschauen.“
    Mit wiegendem Seemannsgang setzte er sich in Bewegung. Jade kochte inzwischen innerlich vor Wut. Was bildete sich dieser aufgepumpte Muskelmann eigentlich ein? Sie konnte es nicht ausstehen, wenn man sie nicht ernst nahm. – Ob es Ann Brockwell ähnlich ergangen war? Vielleicht hatte sie sich ja genauso jemand anders als dem Kapitän anvertraut und war nur auf großes Unverständnis gestoßen.
    Um das zu erfahren, musste Jade unbedingt den Rest vom Videotagebuch ansehen. Jedenfalls bereute sie es, Bruce um Hilfe gebeten zu haben.
    Jade behielt mit ihrer Annahme recht, als Bruce zu ihr zurückkehrte. Er zuckte seine imposanten Schultern. „Da ist niemand zu sehen. Ich glaube, deine Fantasie hat dir doch einen Streich gespielt.“
    „Wahrscheinlich. Da kann man nichts machen. Ich danke dir trotzdem – und weiterhin viel Spaß beim Musikhören.“ Sie ließ den verdutzt dreinblickenden Bruce stehen.
    Was ist ein Wachposten eigentlich wert, dem die Ohren von den Bässen seines MP3-Players dröhnen, fragte Jade sich im Gehen ärgerlich. Zwanzig Piraten hätten die MS Kyrene entern können, ohne dass Bruce auch nur etwas davon mitbekommen hätte. Und dann seine Herablassung gegenüber Jade – als ob alle jungen Frauen verängstigte Hühner wären!
    Aber es hatte keinen Sinn, sich über den Kerl aufzuregen. Jade ging davon aus, dass Bruce nicht gerade intensiv gesucht hatte. Aber wo hätte Bruce den Schwarzgekleideten auch aufstöbern sollen? Unter Deck bot das Schiff unzählige Versteckmöglichkeiten.
    In dem großen weißen Stahlrumpf der MS Kyrene war ein dunkles Geheimnis verborgen. Daran zweifelte Jade nicht. Ob Ann Brockwells Videotagebuch der Schlüssel zu dem Mysterium war?
    Als Jade wieder in ihrer Kabine war, wurde sie endgültig von Müdigkeit und Erschöpfung überwältigt. Sie kam noch nicht einmal dazu, ihre Jogginganzug aus- und den Schlafanzug anzuziehen. Sobald sie sich auf ihre Koje fallen gelassen hatte, wurde sie sofort von einem tiefen Schlaf übermannt.
    Und eins, zwei, drei, vier, fünf – Wechsel zum linken Bein. Wieder eins, zwei …“
    Jade war selbst überrascht, dass sie nach der vergangenen Nacht ausgeruht und frisch geduscht auf dem Promenadendeck erstmals ihr Power Workout für Frauen abhielt. Sie hatte eigentlich erwartet, völlig übernächtigt und reizbar zu sein. Doch sie war tatsächlich fit. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie in der Regel sehr gesund lebte, sie trank gerne Gemüsesäfte und Eiweißdrinks. Zwar
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