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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ...
Autoren: S Hogan
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Wände dünn wie Papier gewesen waren. Wer dort seine Ruhe haben wollte, war schlicht und einfach fehl am Platz. Auf der MS Kyrene war es hingegen so leise wie in einem schwimmenden Sarg.
    Bei dem Gedanken fragte Jade sich erneut, was wohl mit Ann geschehen sein mochte. Ob sie tot war?
    Jade schüttelte den Kopf. Das ergab keinen Sinn. Wieso hätten ihre sämtlichen Sachen außer der Videokamera dann verschwunden sein sollen? Andererseits … Wenn ein Mörder sämtliche Spuren hatte verwischen wollen … Nein, das kann nicht sein. Jetzt geht wirklich die Fantasie mit mir durch, sagte Jade sich.
    Ob Anns Verschwinden mit dem Auftauchen dieses Vermummten zusammenhing?
    Während Jade darüber nachdachte, stapfte sie eine Treppe hoch, öffnete eine Tür und befand sich nun auf dem Deck. Eine kühle Brise wehte ihr ins Gesicht. Sie fröstelte ein wenig in ihrem Jogginganzug. Die Sportschuhe an ihren Füßen schluckten jedes Geräusch. Ihre Schritte waren nicht zu hören, als sie an der Reling entlangschlenderte.
    Niemand hörte sie. Auch nicht die schwarz gekleidete Gestalt, die sich soeben an einem Tau entlang an Bord hangelte.

3. KAPITEL
    Jade biss sich auf die Zunge, um nicht laut zu schreien.
    Ob das derselbe Unheimliche war, der Ann Brockwell gedroht hatte?
    Jade wusste es nicht. Instinktiv presste sie sich so eng wie möglich gegen die Metallwand. Auf keinen Fall wollte sie von dem seltsamen Typen gesehen werden.
    Aber das war gar nicht so einfach, denn das Deck war hell erleuchtet. Es gab kaum Ecken, in denen man sich vor neugierigen Blicken verbergen konnte. Am einfachsten wäre es gewesen, schnell wieder unter Deck zu huschen … Dafür hätte Jade allerdings die Tür wieder öffnen müssen, und das würde der Schwarzgekleidete garantiert bemerken.
    Er war nur einen Steinwurf weit von Jade entfernt. Er hatte sie nur noch nicht gesehen, weil er bisher nicht in ihre Richtung geblickt hatte. Nun schwang er sich über die Reling und landete auf dem Deck. Er war schlank und hochgewachsen. Und sportlich musste er sein, sonst hätte er die Seilkletterei wohl kaum erfolgreich hinkriegen können. Was hatte der Typ an Bord zu suchen?
    Urplötzlich drehte er sich um. Ob er gespürt hatte, dass sie ihn anstarrte?
    Sie hatte keine Ahnung. Aber Jade stellte fest, dass er nicht vermummt war. Sie schaute für Sekunden in sein überrascht wirkendes Gesicht. Bedrohlich wirkte er eigentlich nicht, eher genauso verblüfft wie sie. Außerdem sah er gar nicht schlecht aus …
    Bevor sie ihn ansprechen konnte, rannte er davon. Jade konnte ihm nur verwirrt hinterhersehen. Auch er trug Sportschuhe, jedenfalls machten seine Schritte keine Geräusche auf dem stählernen Deck. Jade sah noch, dass er einen kleinen Rucksack bei sich trug. Was er damit wohl vorhatte?
    Sie wollte ihm gerade nacheilen, als er eine Tür aufriss und im Inneren des Kreuzfahrtschiffs verschwand.
    Jade fand erst jetzt ihre Sprache wieder. „Hey, was haben Sie hier zu suchen? Kommen Sie zurück!“
    Natürlich tat er das nicht. Wahrscheinlich hatte er sie schon gar nicht mehr hören können und war unter Deck schnurstracks weitergerannt.
    Ob sie ihm folgen sollte? Jade war kein Feigling, wollte aber auch nicht auf Biegen und Brechen die Heldin spielen. Immerhin konnte sie nicht ausschließen, dass der Kerl bewaffnet war. Es wäre auf jeden Fall besser, Hilfe zu holen.
    Aber wo?
    Die Gangway war nachts bestimmt bewacht. Sonst konnte ja jeder an Bord kommen. Und der Schwarzgekleidete hätte bequem über die Gangway spazieren können, statt sich an einem Tau auf die MS Kyrene zu hangeln.
    Die Gangway befand sich mittschiffs. Jade rannte dorthin. Schon von weitem sah sie einen großen breitschultrigen Matrosen, der lässig an der Reling lehnte. Er hatte sie noch nicht bemerkt. Im Näherkommen sah Jade, dass er über einen MP3-Player Musik hörte. Erst als sie in seinem Gesichtsfeld war, zog er die Ohrstöpsel heraus und grinste sie an.
    Es war nicht derselbe Matrose, der die Namensliste kontrolliert hatte. Dieser Typ hatte die Figur eines Bodybuilders und wollte offensichtlich genau eins auf diesem Schiff: Spaß. Seine Blicke ließen keinen Zweifel daran, dass er in Flirtlaune war. Vielleicht erhoffte er sich auch nur eine Abwechslung bei seiner langweiligen Nachtwache.
    „Hallo“, sagte Jade außer Atem. „Du kennst mich noch nicht, aber ich bin die neue Animateurin.“
    „Doch, ich weiß, wer du bist. Ich musste vorhin am Spotlight vorbei, da habe ich gesehen, wie
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