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Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Titel: Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Autoren: Elaine Cunningham
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weiter sie sich von dem leuchtenden Portal entfernten. Kiva spürte Triumph – und plötzlich ein Ziehen, das durch und durch ging. Sie wurde mit Akhlaur in die Ebene des Wassers gerissen!
    Sie sank durch eine See der Magie und entfernte sich immer weiter vom Wald, von ihrem Clan und ihresgleichen. Fort vor ihrer Vergangenheit und ihrem Erbe. Fort von ihr selbst. Sie fiel zu weit, um je zurückkehren zu können.
    * * *
    Etwas in ihr sagte Kiva, sie sei in einem Traum gefangen. 200 Jahre waren seit dem Sieg über Akhlaur vergangen. Sie erwachte abrupt, aber nicht mit dem plötzlichen Zucken, das üblicherweise einem unterbrochenen Alptraum folgte.
    Zu ihrem Entsetzen fiel Kiva noch immer und wirbelte hilflos durch dünne Bergluft. Die Vision von Akhlaurs Turm war natürlich nur ein Traum gewesen, doch dieser Alptraum hier war völlig real!
    Die Elfe wirbelte umher, überschlug sich und versuchte, sich an etwas in der leeren Finsternis festzuhalten. Der Wind pfiff in ihren Ohren und trug ihre Schreie in die Nacht, die sich nicht darum scherte. Die Sterne drehten sich hoch über ihr und verhöhnten sie mit der seit langem vergessenen Erinnerung an Tänze auf Elfenlichtungen im Sternenschein. Kiva empfand kein Bedauern über den Verlust ihrer Unschuld. Er lag zu lange zurück, um jetzt noch zu trauern. Während sie in den sicheren Tod fiel, bedauerte sie nur, daß sie die Rache, die sie 200 Jahre lang am Leben gehalten hatte, nicht hatte ausüben können.
    Ein plötzliches, verwischtes Licht und Farben zuckten an ihr vorbei, kreisten um sie und gerieten aus dem Blickfeld. Kiva fiel auf etwas Weiches, Nachgiebiges, als würde sie in starken, seidenen Armen gehalten.
    Einige Augenblicke lang lag sie bäuchlings, zu benommen, um sich zu bewegen und ihren Sturz und ihre Rettung zu verstehen. Dann hob sie den Kopf ein wenig und sah das kunstvolle Muster eines Teppichs direkt vor ihrer Nase. Der Wind wehte noch, war aber weder kalt, noch verhöhnte er sie.
    Ein fliegender Teppich. Kiva tastete nach den Rändern des magischen Transportmittels und rollte sich weiter in die Mitte und damit in Sicherheit. Langsam setzte sie sich auf und sah Akhlaurs Gesicht.
    200 Jahre im Exil in der Ebene des Wassers waren nicht spurlos an Akhlaur vorübergegangen. Sein volles, schwarzes Haar war einer Glatze mit feinen, blaßgrünen Schuppen gewichen. Zwischen seinen langen Fingern hatten sich Schwimmhäute gebildet, und an den Seiten seines Halses waren Kiemen zu sehen, die wie gezackte Blitze wirkten. Doch der leicht verächtliche, amüsierte Gesichtsausdruck war schrecklich vertraut. Einen Moment lang wünschte sich Kiva, sie hätte ihn in seinem Wassergefängnis gelassen.
    »Du bist eine unruhige Schläferin, Kiva«, bemerkte Akhlaur.
    »Elfen schlafen nie«, erwiderte sie, fragte sich aber, warum sie sich überhaupt die Mühe machte. Akhlaur interessierte sich nicht für Elfen, außer es ging um seine Experimente.
    »Ich darf annehmen, dein kleines Abenteuer hat dir keinen Schaden zugefügt«, sagte er und parodierte die Sorgen eines Meisters um seinen treuen Diener.
    Kiva brachte ein flüchtiges Lächeln zustande, war aber sicher, daß Akhlaur sie lieber vom Teppich gestoßen hätte, um sich an ihrem Sturz und ihrem Entsetzen zu weiden.
    »Es war ... anregend«, meinte sie nur und verlieh ihren Worten den finster-ironischen Tonfall, den Akhlaur so mochte. »Trotzdem bin ich dir für die Rettung dankbar.«
    Der Nekromant deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an und schien ihren Dank als ehrlich hinzunehmen. Akhlaur hatte guten Grund zu der Annahme, daß Kiva es ernst meinte. Zwischen ihnen existierte eine Todesbindung, die vor 200 Jahren geschaffen worden war, damit sie die Geburt des Laraken überleben konnte. Kiva konnte Akhlaur nichts tun, ohne selbst Schaden davonzutragen, und genau darauf zählte sie, um den Magier von der Ernsthaftigkeit ihrer Absichten zu überzeugen.
    »Schlaf«, wies er sie an. »Wir haben morgen viel zu erledigen.«
    Kiva rollte sich gehorsam auf dem Teppich zusammen und tat so, als glitte sie wieder in ihre Meditation ab, doch angesichts der bevorstehenden Schlacht rückten die Träume in den Hintergrund.
    Während dieses Kampfes würde Akhlaur, der Magier, der so knapp davor gestanden hatte, ganz Halruaa zu erobern, nicht als ihr Meister agieren, sondern als ihr tödliches, ahnungsloses Werkzeug.

ERSTES KAPITEL
    E in kleiner, dunkelhäutiger junger Mann schlich wie ein brauner Schatten durch ein Labyrinth aus
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