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Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Titel: Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Autoren: Elaine Cunningham
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Gängen, das tief unter dem Palast König Zalathorms lag. Der Anbruch des neuen Tages war noch Stunden entfernt, und das einzige Licht an diesem Ort ging von einer kleinen blauen Kugel aus, die der Magier in der Hand hielt.
    Mit der Sicherheit langer Erfahrung bewegte er sich durch die Gänge und warf nur einen flüchtigen Blick auf die alten Skelette, die in Seitenkorridoren lagen und ein Symbol sowohl für den Abenteuergeist der Halruaaner wie auch für die Wirksamkeit der Schutzzeichen waren, die die verborgenen Schätze des Landes bewachten.
    Er begab sich zum Mittelpunkt des Labyrinths und trat in einen Kreis, der von tief eingeritzten Runen umgeben war. Während er in der alten, geheimen Sprache halruaanischer Magie sang, zerschmolz der Stein unter seinen Füßen und senkte sich wie dichter grauer Nebel herab, um die Form einer schmalen Wendeltreppe anzunehmen.
    Er ging hinunter und drang dabei immer tiefer ins Herz des Landes vor. Bei jedem Schritt stimmte er das erforderliche Zauberwort an. Voller Respekt vermied er es, auf die schwarzen Flecken zu treten, die die letzte Ruhestätte jener Magier kennzeichneten, deren Gedächtnis versagt hatte.
    Am Fuß der Treppe lag ein großer Saal, der zu beiden Seiten von lebenden Wachen gesäumt wurde. Viele große halruaanische Nekromanten kamen hier zusammen und hüteten Geheimnisse, die zum letzten Mal im Flüsterton über die Lippen eines Mannes gekommen waren, der inzwischen nur noch Asche und Erinnerung war. Die Anwesenden nickten dem jungen Mann zu, als er an ihnen vorüberging, und bezeugten ihm den Respekt, der dem Boten des Königs angemessen war. Keiner von ihnen erahnte die wahre Identität des jungen Mannes mit den schwarzen Augen und der braunen Haut.
    Der verkleidete junge Magier blieb vor einer riesigen Tür stehen, verneigte sich vor dem alten, vertrockneten Erzmagus, der sie bewachte, und überreichte ihm eine Schriftrolle.
    »Ein Erlaß des Königs«, sagte er mit dem melodischen Akzent, der typisch war für die Inseln vor der Küste.
    Der Erzmagus sah auf das Schreiben, dann richtete er seinen altersgetrübten Blick auf den Boten. »Auf Geheiß des Königs müssen wir Eure Fragen so wahrheitsgemäß beantworten, als würde er sie stellen. Ich schwöre bei meinem Magiereid, daß es so sein wird.«
    Der junge Magier neigte in einer Geste der Dankbarkeit den Kopf. »Ich möchte wissen, wer die untote Armee aufstehen ließ und befehligte, die in den Kampf gegen die Invasoren aus Mulhorand eingegriffen hat.«
    Die Wächter sahen einander irritiert an. »König Zalathorm persönlich wird dieser Sieg zugeschrieben«, sagte der Erzmagus.
    Der Bote schnaubte verächtlich. »Seit wann ist König Zalathorm ein Meister der Nekromantie? Sagt mir, wer aus Euren Reihen so etwas bewirkt haben könnte.«
    Der alte Mann preßte die Lippen aufeinander, als wolle er die Antwort zurückhalten, die zu geben er geschworen hatte. »Es liegt nicht in meiner Macht«, räumte er schließlich ein. »Niemand hier könnte einen solchen Zauber wirken. Jeder von uns kann Untote auferstehen lassen und befehligen, daran besteht kein Zweifel, aber nicht so viele. Wenn nicht der König diesen Zauber gewirkt hat, dann ein ihm Ebenbürtiger.«
    »Wer ist denn dem König ebenbürtig?« fragte der verkleidete Magier. Aus seinem Tonfall war eine Mischung aus Beleidigung und Besorgnis herauszuhören, wie sie ein treuer junger Kurier einfließen lassen würde.
    »Ich nehme an, das ist eine rhetorische Frage, so wie ich auch rhetorisch gesprochen habe«, fügte der Erzmagus hastig an. »Wer könnte schon König Zalathorm ebenbürtig sein?«
    In der Tat. Wer schon? Der junge Magier verkniff sich das ironische Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte. Die Erwiderung des alten Erzmagus war so geschwind wie die eines Meisters am Schwert, doch tatsächlich begannen sich Magier zu fragen, ob sie sich als dem König ebenbürtig erweisen könnten. Die Frage des Wächters mochte rhetorisch gemeint gewesen sein, doch sie würde nicht allzu lange Zeit im blutleeren Reich der Rhetorik bleiben.
    Der Magier verbeugte sich und wies auf die Tür. Der Erzmagus trat einen Schritt zur Seite und schien erleichtert, diese unangenehme Unterhaltung hinter sich zu bringen.
    Gewaltige, eisenbeschlagene Türen drehten sich geräuschlos in ihren Scharnieren, ohne daß die Hand eines Sterblichen sie berührte. Fackeln entlang der Wände erwachten zu feurigem Leben und ließen einen kreisförmigen Raum mit zahlreichen
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