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Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier

Titel: Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Autoren: Elaine Cunningham
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Türen erkennen. Es gab keinen Boden, sondern nur eine Grube, die weit nach unten reichte. Fernes, furchterregendes Heulen drang aus der Tiefe empor und trug einen schwachen Leichengeruch und das Versprechen des Vergessens mit sich.
    Der Magier trat in die Luft, zählte einige Schritte nach links und ging dann zielsicher über die Leere. Er durchschritt drei weitere, mit magischen Fallen versehene Türen, ehe er sein Ziel erreicht hatte.
    Von dem rubinroten Kristall abgesehen, der in der Mitte des Raums schwebte, war dieser leer. Der Kristall hatte die Form eines vielzackigen Sterns, und in ihm brannte ein Licht, das den Raum in rotes Leuchten tauchte.
    Der Magier ließ seine Verkleidung fallen und entpuppte sich als der sanftmütige Mann mittleren Alters, der vor über zweihundert Jahren diesen Stern für sich beansprucht hatte. Er ging auf ein Knie und begann den schwierigen Prozeß, der bei jedem Besuch erforderlich war: Er mußte seinen Geist von allen Gedanken und sein Herz von jeglichem Bedauern und aller Schuld befreien. Als die Ruhe in seinem Inneren der Stille im Raum entsprach, erhob er sich, sah den Edelstein an und sprach.
    »Das Herz Halruaas bittet um Rat«, sagte König Zalathorm mit leiser Stimme.
    Mit knappen Worten beschrieb er die Kampfzauber, die zwei Tage zuvor Hunderten von Männern sämtliche Flüssigkeit entzogen hatte, um ein gewaltiges Wasserelementar zu schaffen und die soeben verstorbenen Männer zu einer Armee aus Untoten auferstehen zu lassen.
    »Welche lebende oder tote Magier könnte einen solche Zauber gewirkt haben?« fragte er dann.
    Er konzentrierte sich auf die stumme Antwort, die vertrauten elfenhaften Stimmen von Weisen, die vor langer Zeit gestorben waren. Sie sprachen in einem Chor wortlosen, überwältigenden Entsetzens. Gefühle überspülten ihn wie ein eisiger Sturm und raubten ihm den Atem und ließen sein Herz stillstehen.
    Verheerender Schmerz legte sich um Zalathorms Brust und ließ ihn nach hinten taumeln. Er prallte mit großer Wucht gegen die einzige Tür der Kammer, unfähig, sich zu bewegen oder auch nur Luft zu holen. Lange Zeit glaubte er, er werde in diesem Raum sterben.
    Schließlich aber strahlte der karmesinrote Stern heilende Magie aus, die noch älter war als die Furcht, derer die Weisen sich entsannen.
    Das Herz König Zalathorms begann, schmerzhaft zu schlagen, bis es seinen Rhythmus wiedergefunden hatte. Allmählich legte sich der rasende Schmerz. Einmal mehr hatte der Stern seinem Schöpfer das Leben gerettet.
    Einmal mehr hatte er Zalathorm eine Antwort gegeben, die er nirgends sonst hätte finden können. Der Edelstein war unsterbliche Geschichte, Erfahrung aus Jahrhunderten, die in ewiger Unmittelbarkeit erhalten waren. In der langen Geschichte Halruaas kannte Zalathorm nur einen Magier, der in den Herzen der in der Zeit eingefrorenen Weisen solche Angst hätte auslösen können. Auch wenn kein Wort gesprochen worden war, hatte Zalathorm eine Antwort erhalten.
    Irgendwie hatte Akhlaur es geschafft, zurückzukehren.

ZWEITES KAPITEL
    I n den Straßen unterhalb des Palastes König Zalathorms wimmelte es vor Leben, obwohl die Sonne kaum über die östliche Stadtmauer gestiegen war. Matteo stand an der Seite des Königs und hörte zu, wie Zalathorm eine schier endlose Reihe von Bittstellern empfing.
    Es war Matteos erster Tag als Ratgeber Zalathorms, und schon jetzt mußte er gegen seine Unruhe ankämpfen. Zalathorm hatte ihm die Verteidigung der Königin aufgetragen. Warum aber ließ er ihn jetzt nicht daran arbeiten?
    Matteo begriff nicht, warum der König darauf bestand, seiner Gepflogenheit täglicher Audienzen nachzugehen. In diesen außergewöhnlichen Zeiten schienen ihm so alltägliche Abläufe so fehl am Platz wie ein dummes Schaf unter Einhörnern.
    Überall wurde man an die jüngsten Schlachten erinnert. Noch immer wurden Schutt und Trümmer aus der Königsstadt geschafft, die Feuer in den Beisetzungsstätten vor den Stadtmauern brannten unentwegt, und professionelle Trauernde sangen, bis sie heiser waren und verstummten und ihren Platz dem nächsten räumten. Ihre schrillen Gesänge stiegen hinauf bis in die Rauchwolken und befahlen den Geist der gefallenen Halruaaner den Göttern und ihren Leichnam dem Himmel an.
    Die Halruaaner waren ein stolzes, trotziges Volk, das Trauerrituale mit wilden Siegesfeiern vereinte. Die Studenten der Zauberschulen wurden bis nach Neumond nach Hause geschickt. Händler und Handwerker schlossen ihre Geschäfte
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