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Ratgeber Parkinson

Ratgeber Parkinson

Titel: Ratgeber Parkinson
Autoren: Bernd Leplow
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entlegenen Bahnhöfen aus.
    „Idiopathische, unbekannte Ursache“
    Wird die Zugverspätung am Provinzbahnhof nicht weitergegeben, kann es schnell zu schlimmen Konsequenzen – bis hin zu „idiopathischen“ Unfällen – am nächsten Zentralbahnhof kommen, und zwar ohne dass dem Bahnhofsvorsteher am Zentralbahnhof die Ursache klar ist.
    „Wirkung der Medikamente“
    Muss ein großes Gepäckstück von einem Gleis auf das Nachbargleis gebracht werden, benötigt man einen Gepäckwagen. Eine solche Transporthilfe ist beim Parkinson nicht ausreichend verfügbar, so dass die Information (das „Gepäckstück“) nicht mittels einer geeigneten Transporthilfe (dem Dopamin oder anderer chemischer Botenstoffe) von einem Nerven auf den nächsten („von einem Gleis auf das andere“) gelangen kann. Genau diesen Ersatz der natürlichen Transporthilfe leisten die Medikamente.
    „Abhängigkeit von Außenreizen“
    Funktioniert die automatische Fehlermeldung nicht, weil die entsprechenden Computer nicht zuverlässig arbeiten, kann ein Telefonanruf diesen Ausfall kompensieren. Bei der Marine würde man in einem solchen Fall mit Licht- oder Flaggensignalen arbeiten, und auf diese Weise den Ausfall der sonst internalen Informationsübertragung ersetzen.
    So lässt sich auf diese Weise die enorme Außenreizabhängigkeit der Parkinsonsymptome verständlich machen: Jede (optische, akustische, gedankliche) Information, die in ein derartiges System eingeführt wird, verändert dessen Informationslage und Reaktionsmöglichkeit. Beim Parkinsonsyndrom führt jede emotionale Belastung zur kurzfristigen Verschlechterung vieler Symptome. Andererseits verbessern auch viele Selbsthilfestrategien (z. B. optische Reize wie etwa Zebrastreifen, psychologische Methoden etc.) das emotionale und auch körperliche Beschwerdebild erheblich.
    Wie die Erfahrungen zeigen, wirkt sich gerade die Kompetenz, über die oft „unpassend“ empfundenen Symptome adäquat sprechen zu können, ausgesprochen angstreduzierend aus. Und weniger Angst bedeutet, dass sich die anspannungsabhängigen Anteile der Symptome nicht so stark ausbilden (vgl. Abbildung 2 im Kapitel 2.2 ). Dieses lässt sich durch die folgenden Maßnahmen noch weiter unterstützen.
4.2   Wie kann ich situative Symptomanstiege oderblockaden unterbinden?
    Um die kurzfristigen, übermäßigen Symptomanstiege besser kontrollieren zu können, ist es nicht unbedingt notwendig, eine Entspannungsmethode vollständig zu erlernen. Da es sich beim Parkinsontremor um einen Ruhetremor handelt, wird dieser unter Entspannung anfänglich sogar noch stärker. Erst bei weitergehender Entspannung bildet er sich wieder zurück. Natürlich gibt es gute Gründe, eine Entspannungsmethode zu erlernen. Das sollte aber auf jeden Fall unter Anleitung geschehen, damit die gerade beim Parkinson auftretenden Besonderheiten (Rigor, Schmerzen, Versteifungen) berücksichtigt werden können. Zu empfehlen ist dann die Methode der „Progressiven Relaxation“ (z. B. Hofmann, 2005; Ohm, 2003).
    Bei plötzlichen Symptomanstiegen besteht eine gute Selbsthilfestrategie darin:
    –   die Hand leicht zur Faust zu schließen und dabei
    –   die rumpfnahe Muskulatur möglichst kurz und stark (aber nicht zu stark!) anzuspannen, gleich darauf die Anspannung wieder zu lösen und sich zu entspannen.
    Der Körper hilft Ihnen dabei, da er nach bewusster Anspannung automatisch wieder versucht, in seine anfängliche Ruhelage zurückzukehren. Wenn diese Technik systematisch geübt wird, kann sie besonders in den vielen Aufregungssituationen des Alltages ausgesprochen hilfreich eingesetzt werden.
    Unterstützen können Sie die Wirksamkeit dieser Methode durch die genaue Überlegung, wann , wo und wie die aufregungsbedingten Symptomanstiege auftreten.
    Gegebenenfalls ist es hilfreich, sich diese Überlegungen für einige Zeit auf einem vorbereiteten Zettel zu notieren. Hierzu finden Sie im Anhang das Arbeitsblatt 3 (vgl. Seite 64).
    Beispiel: Blockadetechnik
    Herr M. möchte als ehemaliger Mitarbeiter an einer Betriebsfeier teilnehmen und hat sich deutlich verspätet. Als er eintrifft, sind alle schon anwesend und sehen ihn an. Schon der Gedanke daran („Wie peinlich!“) führte zu ersten Anstiegen seiner Tremorsymptomatik. Da er diese jedoch rechtzeitig wahrnahm, sagte er zu sich selbst schnell in Gedanken „HALT! – FAUST MACHEN! – ALLES O.K.!“. Auf diese Weise schaukelte sich der Tremor gar nicht erst hoch. Bei früheren Gelegenheiten
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