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Ratgeber Parkinson

Ratgeber Parkinson

Titel: Ratgeber Parkinson
Autoren: Bernd Leplow
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zu erinnern. Diese Form der „ Selbstbelohnung “ ist sehr wichtig, da viele Menscchen dazu neigen, negative Erlebnisse besser im Gedächtnis zu behalten.
    Beispiel
    Herr M. geht extra auf das Gemeindefest, obwohl er dort nur wenige Personen kennt. Im Gegensatz zu früher lässt er sich auch ein Getränk reichen, ohne dass er das Glas nur halb voll füllen lässt. Bevor er zugreift, hält er jedoch einen Moment inne, unterbricht seinen ängstigenden Gedanken („bloß nicht kleckern“) durch eine gedanklichen, aber energischen HALT-Ruf, spannt die Oberarmmuskulatur ganz kurz an (lässt anschließend wieder locker) und freut sich darüber, dass er als neurologischer „Patient“ völlig normal am Gemeindeleben teilnimmt.
    Eingesetzt werden können diese Stufen der Exposition bei allen Alltagssituationen:
    –   Sprechen über die Symptomatik,
    –   feinmotorische Herausforderung (z. B. Essen und Trinken, Bezahlen, Schreiben etc.),
    –   verbale Herausforderung (z. B. Vorlesen, Sprechen etc.),
    –   soziale Herausforderung (z. B. Mittelpunktsituationen beim Vortragen),
    –   individuelle Herausforderung (z. B. Durchsetzungssituationen).
    Diese Beispielsituationen sind unterschiedlich schwierig. Es empfiehlt sich, mit der einfachsten Situation zu beginnen und sie hinreichend oft zu üben. Dafür ist es im Regelfall notwendig, derartige Alltagssituationen gezielt aufzusuchen.
4.4   Der Parkinson-Patient und seine Angehörigen
    Grundsätzlich ist bei der Parkinson-Krankheit immer auch der Angehörige mit betroffen. Damit sind nicht nur eventuell erforderliche Hilfestellungen bei der körperlichen Pflege gemeint. Vielmehr zeigt sich die Mitbetroffenheit auf vielen Ebenen:
    Dieses betrifft zunächst die Kommunikation , welche durch Beeinträchtigungen des Sprechens und der Mimik erschwert ist. Da sich die Unterbeweglichkeit auch auf die Mimik auswirkt, kann nicht mehr so gut wie früher ausgedrückt werden, wie etwas gemeint ist. Und da außerdem die Sprechstörungen den sprachlichen Ausdruck behindern und die besonderen Veränderungen der Ausführung geistiger Leistungen (s. Kapitel 2.4 ) die Kommunikation erschweren, kommt es oft vor, dass Angehörige den vom Patienten angefangenen Satz selbst zu Ende sprechen, ihm ungefragt den Mantel schließen und ganz allgemein eine immer größere Zahl von Alltagshandlungen übernehmen. Das führt nicht nur zu einem Grad an Unselbstständigkeit, der durch die Krankheit in keiner Weise erzwungen ist, sondern bewirkt auch eine zunehmende Überlastung des Angehörigen. Die wissenschaftliche Literatur belegt, dass diese Art der unfreiwilligen Bevormundung auf Seiten der Patienten zu selbstwertschädigenden Gefühlen von Unselbständigkeit und Wertlosigkeit führt und seitens der Angehörigen mit einem völlig unnötigen Maß an Gesundheitsstörungen verbunden ist.
    Deshalb muss die erste Frage für den Angehörigen lauten: „Wo muss ich überall nicht helfen?“ Wie die Erfahrung zeigt, kann auch stärker beeinträchtigten Patienten ein sehr viel größeres Maß an Freiraum gelassen werden, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Hilfreich ist hierfür ein systematischer Katalog von Fragen:
    –   Was hat der Betroffene für sich und andere früher an Alltagsfunktionen erledigt?
    –   Was übernehmen heute andere für ihn?
    –   Was geht nur noch unter Schwierigkeiten?
    –   Welche Aufgaben erfordern zwingend den Einsatz von Hilfsmitteln?
    –   Worauf muss trotz aller Anpassungen der Umfeldbedingungen verzichtet werden?
    Wichtig sind aber auch die Fragen nach den Kompetenzen:
    –   Was kann der Betroffene doch selbst erledigen?
    –   Was tut er im Laufe eines Tages häufiger, was seltener?
    –   Welche Verhaltensweisen werden heute gezeigt, die früher nicht zum Repertoire gehörten (z. B. neue Hobbies; Interessen)?
    Eine entsprechende Analyse ist für die Betreuungsperson vorzunehmen:
    –   Was hat der zu Betreuende früher für mich erledigt?
    –   Was übernehme ich jetzt – und was davon muss ich wirklich übernehmen?
    –   In welchem Ausmaß werden materielle oder personenbezogene Hilfsmittel organisiert – und welche davon sind wirklich unumgänglich?
    –   Worauf verzichte ich wegen der Betreuungssituation – und worauf muss ich wirklich verzichten?
    –   Welchen der früheren Alltags- und Freizeitaktivitäten gehe ich noch problemlos nach – und welchen könnte ich vielleicht noch nachgehen?
    –   Welche derzeitigen Aktivitäten
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