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Ratgeber Parkinson

Ratgeber Parkinson

Titel: Ratgeber Parkinson
Autoren: Bernd Leplow
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konkrete Aussagen gesprochen werden. Menschen neigen in Belastungssituationen stets zu Verallgemeinerungen, welche dann lediglich Gegenaggressionen hervorrufen. Deshalb sollte immer ein möglichst kurz zurückliegendes konkretes Beispiel gesucht werden. Darüber hinaus ist es notwendig, in der „Ich“-Form zu sprechen. Also nicht zu sagen: „Du verhältst dich doch immer wie eine Oberschwester!“, sondern besser Formulierungen zu finden wie zum Beispiel: „Ich fühle mich von dir wie von einer Oberschwester behandelt“. Eine solche Aussage beinhaltet keinen Vorwurf, denn über das Vorhandensein des beim Betroffenen entstandenen Gefühls kann schlecht gestritten werden. Es ist einfach vorhandenen und nun können die Beteiligten überlegen, durch welche sprachlichen Wendungen dieses Gefühl entstanden ist und wie derartige emotionale Reaktionen in der Zukunft vermieden werden können.
    Gerade die Familien der Parkinson-Patienten sind besonders anfällig für kontraproduktive Kommunikationsmuster, da die genannten Einschränkungen des mimischen Ausdruckes, der Sprechmotorik und mancher Ausdrucksformen der geistigen Leistungskraft die schnelle Verständigung stark erschweren. Werden die Besonderheiten der parkinsonspezifischen Kommunikation jedoch berücksichtigt und werden die krankheitsbedingten Einschränkungen sowohl auf Seiten des Patienten als auch auf Seiten des Angehörigen im Hinblick auf die oft sehr viel größer als gedacht vorliegenden Ressourcen abgeklopft, können nicht nur viele alte Aktivitäten wieder reaktiviert sondern auch neue Lebensziele entwickelt und realisiert werden.
4.5   Was man besser nicht tun sollte
    Die in Tabelle 3 aufgelisteten Verhaltensweisen sind ausgesprochen ungünstig.
    Tabelle 3: Ungünstige Verhaltensweisen und ihre Folgen
Verhalten
Folgen
Ängstliche Selbstbeobachtung ohne gezielte Expositionsübungen …
… führt durch die zunehmende Aufregung und Sorge zur Verschlimmerung vieler körperlicher Symptome sowie des allgemeinen Beschwerdebildes. Die Folge kann in übermäßiger Medikamenteneinnahme und unnötiger Inanspruchnahme medizinsicher Dienstleistungen bestehen.
Vermeidung unangenehmer Situationen …
… führt zwar kurzfristig zum Wegfall der Anspannung, bereits mittelfristig jedoch zur Zunahme der Ängstlichkeit vor eben diesen gemiedenen Situationen und damit zur allgemeinen Verschlechterung der körperlichen Symptomatik.
Absichtliche Nicht-Beschäftigung („Verleugnung“) mit der Erkrankung …
… ist eine Art Vermeidungsverhalten auf der gedanklichen Ebene. Sie führt dazu, dass in belastenden, aber unausweichlichen Alltagssituationen keine Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Die einseitige Orientierung auf medizinische und technische Hilfen …
… verhindert darüber nachzudenken, welche konkreten Strategien selbst eingesetzt werden können.
Durch die Beobachtung eines schwer betroffenen Patienten auf den eigenen Verlauf zu schließen …
führt zu massiver Angst vor dem Verlauf. Dabei sind die Verläufe und Symptommuster außerordentlich unterschiedlich. Erst bei sehr langer Krankheitsdauer beginnen sie sich zu ähneln – doch dann greifen oft andere schwere Erkrankungen in den Lebenslauf ein. Bis dahin gilt: Es gibt so viele Parkinson-Erkrankungen wie es Parkinson-Patienten gibt!
Vergleich mit Patienten, denen es noch schlechter geht.
Vergleiche mit vermeintlich Schlimmeren („Der hat ja Krebs!“) verhindern aktives, positives Handeln und begünstigen psychische „Abstürze“ bei komplizierteren Verläufen.
Unaufhörliche Suche nach der noch besseren Therapie …
… hat ständige ängstliche Selbstbeobachtung und „Doctor-Shopping“ zur Folge und verhindert die Wahrnehmung der positiven Lebensumstände sowie deren Fortentwicklung.
    Stattdessen kommt es darauf an, das körperliche Geschehen zwar ernst zu nehmen, etwaige Veränderungen zu registrieren und gegebenenfalls mit dem Arzt zu besprechen, ansonsten aber konsequent die persönlichen Lebensziele zu verfolgen:
    Welche Vorstellungen möchte ich realisieren; wie lebe ich mit, aber nicht gegen oder durch die Erkrankung?
4.6   Umgang mit Verschlechterungen
    Zwar verschlechtert sich die Parkinson-Erkrankung im Laufe der (vielen) Jahre unausweichlich. Doch kommt es neben der allgemeinen Progredienz immer auch zu phasischen Verschlechterungen. Diese äußern sich zum Beispiel in Sätzen wie: „Mir geht es immer schlechter!“
    Ein solcher Satz ist durch die Befürchtung der
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