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Ratgeber Parkinson

Ratgeber Parkinson

Titel: Ratgeber Parkinson
Autoren: Bernd Leplow
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hatte er die Hand immer in der Hosentasche versteckt und dann schüttelte sie deutlich sichtbar durch die Hose hindurch.
    Wenn Sie die Blockadetechnik einsetzen, bevor sich die Symptome hochgeschaukelt haben, werden Sie eine gute Wirksamkeit feststellen. Nicht wirksam ist diese Methode allerdings bei zu starken Tremorformen, bei denen der gesamte Rumpf geschüttelt wird. Auch beim Kopftremor kann nur eine gezielte verhaltenstherapeutische Technik Erleichterung bringen (das „habit reversal“), welche jedoch bei einem im Umgang mit neurologischen Patienten erfahrenen Psychotherapeuten eingeübt werden muss.
    Die beschriebene Methode hilft aber auch bei Zuständen der Unterbeweglichkeit . Hier können die kurzfristigen An- und Entspannungen genutzt werden, um bei Bewegungsblockaden nicht in einen Zustand übermäßiger innerer Erregung zu geraten. Werden diese Maßnahmen durch motorische oder verbale Hilfen ergänzt (Kommandos wie z. B. „Los!“, „Jetzt!“ etc., dem rhythmischen Schlagen auf den Oberschenkel, das Wegtreten eines (imaginierten) Balls oder dem Einsatz von Zählstrategien), lassen sich Bewegungsblockaden oft schnell auflösen.
    Die Selbsthilfestrategien der Kommunikation und Symptomkontrolle sollten mit Maßnahmen zur Steigerung der Stresskompetenz ergänzt werden.
4.3  Wie lässt sich meine Stresskompetenz steigern?
    Auch diese Selbsthilfestrategie beginnt mit einer systematischen Selbstbeobachtung :
    –   Wo und wann (genau) ging es mir gut ?
    –   Wann und wo (genau) ging es mir etwas weniger gut?
    –   Welches sind meine persönlichen „Hochrisikosituationen“?
    –   Was passierte davor, was danach?
    –   Was genau passierte
a) mit meinem Körper,
b) welche Gefühle hatte ich dabei,
c) welche Gedanken gingen mir durch den Kopf,
d) und was habe ich konkret getan?
    Diese Art der systematischen Wahrnehmungsschulung bewirkt, dass Sie nicht mit der Negativlupe alles grau in grau sehen, sondern die besonders relevanten Problemsituationen in Ort und Zeit und vor dem Hintergrund der spezifischen Rahmenbedingungen verankern können. Ist das geleistet, können Sie mit dem „ Expositionsteil “ der Übungen beginnen. Unter „Exposition“ versteht man das „Vermeiden des Vermeidens“: Sie suchen gerade die Situationen gezielt auf, die sich in Ihrer Hochrisikosituationsanalyse als besonders problematisch herausgestellt haben. Beginnen Sie dabei nicht gleich mit der schwierigsten Situation.
    Bevor Sie mit einer Exposition („Konfrontationsübungen“) beginnen, halten Sie für einige Sekunden inne. Durch die Wahrnehmungsschulung sind Sie in der Lage, bereits sehr frühe Anzeichen des körperlichen Aufschaukelungsprozesses zu erkennen. Erst wenn Sie Ihre jeweilige Handlung kurz unterbrochen haben, beginnen Sie mit der zweiten Stufe des fünfstufigen Expositionsprozesses:
    5 Stufen der Exposition
    1. Innehalten
2. Symptomblockade
3. Gedankenstopp
4. Neubewertung
5. Selbstbelohnung
    Die „Symptomblockade“ beinhaltet die im vorigen Abschnitt beschriebene Blockadetechnik. Ergänzen Sie diese zeitgleich mit einer Art gedanklicher Blockadetechnik . Bei den meisten Betroffenen werden die körperlich-psychischen Aufschaukelungsprozesse von negativen Gedanken wie zum Beispiel: „Hoffentlich sieht mich jetzt keiner“, „Hoffentlich kleckere, zittere oder wackele ich nicht gerade jetzt“ oder „Hoffentlich denken die anderen nicht …“ etc. begleitet. Natürlich gehen solche Gedanken mit einer inneren Anspannung einher, durch welche sich die körperliche Symptomatik weiter aufschaukelt.
    Deshalb rufen Sie sich parallel zur Durchführung der körperlichen Blockadetechnik in Gedanken ein deutliches „Halt“ oder „Stopp“ zu. Gegebenenfalls ergänzen Sie diesen Befehl durch die Vorstellung eines realen „Stopp“-Schildes. Sie werden nach einiger Übung feststellen, dass sich die körperliche Symptomatik merkbar beruhigt.
    Nutzen Sie den gewonnenen Zeitraum für den Einsatz eines eher förderlichen Gedankens, wie zum Beispiel: „Ich probiere es einfach mal“ (eine Ansprache zu halten, aus einem Glas zu trinken, mit Kleingeld vor aller Augen zu bezahlen etc.). Diese „ Neubewertung “ einer kritischen Situation muss systematisch eingeübt werden.
    Anschließend sollten Sie sich die Erfolge Ihrer Selbsthilfestrategien in einem „Erfolgstagebuch“ notieren. Dann haben Sie in den unvermeidlich eintretenden beschwerdereichen Tagen eine Möglichkeit, sich Ihrer erfolgreichen Strategien
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