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Ratgeber Parkinson

Ratgeber Parkinson

Titel: Ratgeber Parkinson
Autoren: Bernd Leplow
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alten, frisch abgetriebenen menschlichen Embryonen benötigt. Die Möglichkeit einer Übertragung dopaminergen Materials anderer Spezies auf den Menschen ist derzeit noch völlig offen. Das Gleiche gilt für die Transplantation dopaminproduzierender Zellen der Retina (sogenannte hRPE-Zellen) aus Organspenden. Ihr Einsatz befindet sich ebenso im Experimentalstadium wie die Nutzung von Stammzellen aus Föten.
3.3   Psychotherapie
    Neben den zahlreichen medizinischen Behandlungsformen gibt es aber viele psychologische Methoden, mit denen man das Beschwerdebild in erheblicher Weise lindern kann. Diese Maßnahmen sind jedoch immer „adjuvant“, dass heißt, dass sie die medizinische Behandlung begleiten und ergänzen, niemals jedoch ersetzen können.
    Psychotherapeutische Maßnahmen zielen beim Parkinson auf das „handicap“, also auf die psychosozialen Beeinträchtigungen des täglichen Lebens und nur indirekt auf die motorischen Behinderungen („disability“). Vor allem soll erreicht werden, dass die durch die Erkrankung bewirkten Einschränkungen der sozialen Integration nicht größer als unbedingt notwendig werden. Wenn Beeinträchtigungen des sozialen Funktionsniveaus unvermeidlich sind, dann geht es um die Entwicklung neuer Betätigungsfelder mit hohem Belohnungswert.
    Eine professionelle Psychotherapie zeichnet sich dadurch aus, dass zunächst eine genaue psychologische Diagnostik vorgenommen wird (vgl. Kasten). Es ist klar, dass diese Fragen nur von einem spezialisierten Fachpsychologen (mit Approbation!) oder einem entsprechend weiter gebildeten Arzt beantwortet werden können. Auf den Ergebnissen einer solchen Diagnostik lassen sich psychologische Maßnahmen aufbauen, die spezifisch auf bestimmte Problembereiche abzielen. Die häufigsten Indikationen sind zum Beispiel:
    –   Soll eine krankheitswertige Depression oder Angststörung behandelt werden?
    –   Bedarf die Bewältigung des Krankheitsgeschehens einer fachkundigen Unterstützung?
    –   Sollen die situativen Abhängigkeiten der Symptomatik psychologisch beeinflusst werden?
    –   Sind bestimmte Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit zu behandeln?
    Diagnostische Fragen
    –    Liegt zusätzlich („komorbid“) eine psychische Störung mit Krankheitswert vor (vor allem aus dem Bereich der depressiven und Angststörungen)? Wenn ja, war eine solche Störung eventuell schon vor der Diagnosestellung des Parkinson latent vorhanden?
    –    Liegt eventuell eine übermäßige affektive Reaktion auf den Parkinson, die Konfrontation mit der Diagnose oder mit den Besonderheiten des Verlaufes vor?
    –    Sind die psychischen Veränderungen möglicherweise als integraler Bestandteil des Parkinson-Syndroms anzusehen?
    –    Gibt es situative Gegebenheiten, welche zu einer – medizinisch nicht zwingend notwendigen – Verschlechterung der Symptomatik beitragen? Lassen sich emotionale Auslöser oder Reaktionen der Umwelt erkennen, welche mit dem situativen Symptombild in Zusammenhang stehen (besonders Depression/Depressivität und Angst/Ängstlichkeit)?
    –    Ist die Furcht vor dem geistigen Abbau berechtigt? Sind eventuell vorhandene Veränderungen im Rahmen einer Demenz einzuordnen oder handelt es sich – was weitaus häufiger der Fall ist – um spezifische Teilleistungsstörungen, auf die man sich gut einstellen kann?
    Inzwischen gibt es für die Parkinson-Erkrankung bereits eine Reihe von überprüften psychotherapeutischen Vorgehensweisen. Neben dem eigenen, auf die soziale Integration zielenden Programm (Leplow, 2007) sind das die Interventionsansätze von Macht (2003) und Macht und Ellgring (2003) sowie ein stark auf die motorische Regulation in Alltagssituationen zielendes Programm von Birbaumer und Strehl (1996).
    Bei der Entscheidung, ob Sie zusätzlich eine psychotherapeutische Maßnahme (Beratung oder Therapie) in Anspruch nehmen wollen, ist zunächst zu klären, ob der/die Anbieter/in der Maßnahme über die Berechtigung zur Ausübung der Heilkunde („Approbation“) verfügt und ob der „Fachkundenachweis“ Verhaltenstherapie vorliegt. Kennt er/sie sich mit neurologischen Krankheitsbildern aus? Die derzeitige Zertifizierung als „Klinischer Neuropsychologe GNP“ ist zwar sinnvoll und hilfreich, allein jedoch nicht ausreichend (da es hier um psychotherapeutische Maßnahmen geht).
    Ob die vorgeschlagene Maßnahme selbst seriös ist, erkennen Sie an einer Reihe von klaren Indikatoren (vgl. Kasten). Grundsätzlich gilt,
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