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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts
Autoren: Christian Jacq
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abscheuliche und gefährliche Gebräu aus
Nesselgewächsen trinken. Es hemmt den Blutfluß und kann den Kreislauf sogar zum
Stillstand bringen, doch das kommt selten vor… Wenn du erbrichst, bist du tot.
Ameni würde ich ein solches Experiment nicht vorschlagen, aber deine robuste
Natur dürfte damit fertig werden. Danach bist du gegen den Biß etlicher
Schlangen gefeit.«
    »Nicht aller?«
    »Gegen die größten muß man sich täglich eine kleine
Dosis verdünnten Kobrabluts verabreichen. Solltest du dich für diesen Beruf
entscheiden, wird diese besondere Behandlung natürlich auch dir zuteil. Trink
jetzt.«
    Es schmeckte grauenhaft.
    Kälte schlich sich in die Blutbahnen, Ramses drehte
sich der Magen um.
    »Halte durch.«
    Diesen quälenden Schmerz erbrechen, ausspucken und
sich dann hinlegen und schlafen…
    Setaou packte Ramses am Handgelenk.
    »Halt durch, mach die Augen auf!«
    Der Prinz faßte sich wieder. Im Ringkampf war er von
Setaou nie besiegt worden. Sein Magen entkrampfte sich, das Kältegefühl wich.
    »Du bist wirklich zäh, aber regieren wirst du nie.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil du mir vertraut hast. Ich hätte dich doch
vergiften können.«
    »Du bist mein Freund.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es.«
    »Ich vertraue nur den Schlangen. Sie gehorchen ihrer
Natur und Verstellen sich nicht. Bei den Menschen ist das anders. Sie
verstellen sich ein Leben lang und wollen Gewinn schlagen aus ihren
Gaunereien.«
    »Du auch?«
    »Ich habe die Stadt verlassen und lebe hier.«
    »Wäre mein Leben in Gefahr gewesen, hättest du mich
dann nicht gerettet?«
    »Zieh das Hemd wieder über, wir wollen hinausgehen. Du
bist nicht so dumm, wie du aussiehst.«
    Ramses erlebte eine prachtvolle Wüstennacht. Weder das
unheimliche Kichern der Hyänen noch das Geheul der Schakale oder die
tausenderlei Geräusche aus einer anderen Welt vermochten sein Entzücken zu
trüben. Aus Seths roter Erde schallten die Stimmen der Wiedergeborenen. Hatte
ihn vorhin noch die Schön-Heil des Niltals bezaubert, so bannte ihn hier die
Macht des Jenseits.
    Die wahre Macht… Hatte Setaou sie nicht hier entdeckt,
in der gespenstischen Einsamkeit der Wüste? Zischen rundum.
    Setaou lief vor ihm her und schlug mit einem langen
Stab auf den Boden. Er eilte auf einen Steinhügel zu, der im Glanz des
Vollmonds gespenstisch wirkte. Ramses ging hinter seinem Führer her verwandte
keinen Gedanken mehr an die Gefahr. Am Gürtel der Schlangenkundige Beutelchen
mit Arzneien für den Fall, sie doch gebissen werden sollten. Zu Füßen des
Hügels machte er Halt.
    »Dort wohnt mein Lehrmeister«, verriet Setaou. »Es ist
nicht sicher, daß er sich zeigt, denn Fremde schätzt er nicht. Seien wir
geduldig und bitten wir den Unsichtbaren, uns seinen Anblick zu gewähren.«
    Setaou und Ramses setzten sich in Schreiberpose auf
den Boden. Der Prinz fühlte sich so leicht, fast schwebend, und sog genüßlich
die Wüstenluft ein, als sei sie von besonderer Süße. Die Mauern der
Studierstube waren einem Himmel mit Tausenden von Sternen gewichen.
    Eine elegante und gewundene Silhouette zeichnete sich
in der Mitte des Hügels ab. Eine schwarze Kobra, drei Ellen lang, mit
schimmernden Schuppen, kroch aus ihrer Höhle und richtete sich majestätisch
auf. Der Mond hüllte sie in Silberglanz, doch ihr Kopf pendelte hin und her,
stets bereit zu vernichten.
    Setaou ging auf sie zu, die schwarze Kobra zischte.
Mit einer Handbewegung bedeutete der Schlangenbeschwörer Ramses, er solle neben
ihn treten.
    Das Reptil zögerte und wand sich, welchen der beiden
Eindringlinge sollte es zuerst angreifen?
    Setaou trat nochmals zwei Schritte vor und stand jetzt
dicht vor der Kobra. Ramses tat es ihm nach.
    »Du bist die Herrin der Nacht und befruchtest die
Erde, damit sie Frucht trage«, sagte Setaou betont langsam, Silbe für Silbe,
mit getragener Stimme.
    Etwa zehnmal wiederholte er die Beschwörungsformel und
befahl Ramses, es ihm gleichzutun. Der Klang der Wörter schien die Schlange zu
beruhigen. Zweimal streckte sie sich, wollte wohl zubeißen, doch kurz vor
Setaous Gesicht hielt sie inne. Als er ihr die Hand auf den Kopf legte,
erstarrte die Kobra. Ramses vermeinte ein rotes Leuchten in den Augen zu
erkennen.
    »Und nun du, Prinz.«
    Der junge Mann streckte den Arm; das Reptil schoß vor.
    Ramses glaubte sich gebissen, aber das Maul hatte sich
nicht geschlossen, weil der Zwiebelgeruch dem Angreifer zu widerlich war.
    »Leg ihr die Hand auf den Kopf.«
    Ramses
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