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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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dem Fleisch des Drachen herausragen sah. Sie fuhr ihn an, um ihn aus seiner Schreckensstarre zu reißen, und erklärte ihm, er solle seinen Drachen zu Sintaras Lager führen und dort auf Leftrin warten. Offenbar war der Junge verblüfft darüber, dass sie einen so strengen Tonfall einzuschlagen vermochte. Er schluckte, fasste sich und kam ihrer Aufforderung nach.
    Doch auch sie musste ihren Schock hinunterschlucken, bevor sie weiterhastete. Als sie bei Sylve und ihrem Golddrachen, der die Braune bewachte, anlangte, musste sie kurz innehalten, um wieder Mut zu fassen. Es fiel ihr nicht leicht, Mercor anzusprechen – am liebsten hätte sie kehrtgemacht und wäre getürmt. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr klar wurde, dass dieser Impuls nicht von ihrer Feigheit herrührte, sondern von dem Drachen ausging. Sie richtete die Schultern auf und schritt auf ihn und seine Hüterin zu.
    »Ich komme, um die braune Drachin auf Schmarotzer zu untersuchen. Einige andere Drachen sind von Raspelschlangen befallen. Deine Hüterin sollte dich absuchen, während ich bei der Braunen nachsehe.«
    Eine Weile starrte der Goldene sie nur an. Wie vermochten schwarze Augen nur so trostlos zu funkeln?
    »Raspelschlangen?«
    »Das ist eine parasitische Wühlschlange. Thymara meint, sie kennt sie aus den Baumkronen. Allerdings glaubt sie, dass diese hier aus dem Fluss kommen. Sie sind viel größer. Das sind Schlangen, die sich festbeißen und in den Körper hineinfressen, um sich zu ernähren.«
    »Widerlich!«, erwiderte Mercor. Unvermittelt erhob sich der Golddrache und breitete die Flügel aus. »Mich juckt es, wenn ich nur daran denke. Sylve, such mich sofort nach diesen Kreaturen ab.«
    »Ich habe dich heute von Kopf bis Fuß geputzt, Mercor. Ich glaube nicht, dass mir eine solche Schlange nicht aufgefallen wäre. Aber ich sehe trotzdem nach.«
    »Und ich muss mir die Kupferdrachin vornehmen und nachsehen, ob sie welche hat«, sagte Alise mit Nachdruck.
    Eigentlich hatte sie mit Widerspruch von Mercor gerechnet, doch der schien von dem Gedanken, selbst von diesen Schmarotzern befallen zu sein, vollkommen abgelenkt zu sein.
    Alise trat zu der teilnahmslosen, eingefallenen Kupferdrachin. Diese lag so, dass es schwer, wenn nicht unmöglich war, ihren Bauch zu untersuchen. Und Sylve hatte recht. Das Wesen war so gleichmäßig mit Schlamm bedeckt, dass man meinen konnte, es wäre Absicht. Erst musste Alise diese Schicht entfernen, wenn sie irgendetwas erkennen wollte.
    Hilflos sah sie zu Sylve hinüber, doch das kleine Mädchen war voll und ganz mit Mercor beschäftigt. Im nächsten Moment schämte sie sich schon. Was war mit ihr los? Hatte sie das Regenwildmädchen herbeizitieren wollen, damit es die Drachin putzte und Alise die Kreatur untersuchen konnte, ohne sich die Hände schmutzig zu machen? Welch arroganter Gedanke! Jahrelang hatte sie behauptet, eine Expertin auf dem Gebiet der Drachen zu sein, doch bei der ersten Gelegenheit, sich um einen zu kümmern, schreckte sie vor etwas Dreck zurück? Nein, nicht Alise Kincarron!
    Nicht weit vom Liegeplatz der Drachin war ein Fleck mit Schilfgras, das noch nicht niedergetrampelt war. Die Halme mit ihren gefiederten Ähren reichten Alise bis zur Hüfte. Sie zog ihr kleines Messer aus dem Gürtel, schnitt ein halbes Dutzend davon ab und wickelte sie zu einem groben Bündel zusammen. Zurück beim Liegeplatz, begann sie, die Drachin kräftig damit abzubürsten, ausgehend von der oben liegenden Schulter.
    Bei dem Schlamm handelte es sich um getrockneten Schlick aus dem Fluss, und er löste sich erstaunlich leicht. Alises grobe Bürste legte Kupferschuppen frei, die hübsch glänzten. Dabei gab Relpda keinen Laut von sich, aber Alise meinte, vage Dankbarkeit von der lang gestreckten Drachin zu spüren. Da strengte sie sich noch mehr an und fuhr mit kräftigen Bürstenstrichen weiter über die Wirbelsäule. Natürlich war ihr die Größe der Drachin immer bewusst gewesen, nun spürte sie die Ausmaße auch in allen Knochen. Die Mannschaft fiel ihr ein, zu deren wiederkehrenden Pflichten es gehörte, Teermanns Deck zu schrubben. Und dies war noch ein kleiner Drache. Über die Schulter warf sie einen Blick auf Mercor mit seiner goldglänzenden Schuppenhaut und machte sich bewusst, wie klein dagegen das rosa geschuppte Mädchen war, das sich um ihn kümmerte. Wie viel Zeit verwendete Sylve wohl jeden Abend auf ihre Aufgabe?
    Als hätte Sylve ihren Blick gespürt, wandte sie sich zu ihr um. »Er ist
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