Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
sauber, jeder Fingerbreit. Keine Schlangen. Jetzt kann ich Euch mit Relpda helfen.«
    Aus Stolz wollte Alise eigentlich antworten, dass sie alleine zurechtkam. Stattdessen aber hörte sie sich sagen: »Danke.« Und sie klang äußerst dankbar. Das Mädchen lächelte sie an, und kurz reflektierten ihre Lippen blitzend das Sonnenlicht. War etwa auch ihr Mund geschuppt? Ruckartig wandte Alise den Blick ab und bürstete weiter. Eine feine Schlammkaskade rieselte von Relpdas Hüfte auf die feuchte Erde. Als sie Sylve zum ersten Mal gesehen hatte, war das Mädchen ihr noch nicht so schuppig erschienen. Veränderte es sich in derselben Weise wie die Drachen?
    Als Sylve sich zu Alise gesellte, hielt auch sie eine Schilfbürste in der Hand. »Das ist wirklich eine gute Idee. Bisher habe ich Äste von Nadelbäumen genommen, wenn es welche gab. Und wenn nicht, habe ich Blätterbüschel benutzt. Aber damit geht es viel besser.«
    »Wenn ich Zeit hätte, die Halme und Blätter zu verflechten, würde es noch besser gehen. Aber ich glaube, damit bekommen wir es auch hin.« Es fiel Alise schwer, zu schrubben und gleichzeitig zu reden. Während der Jahre in Hests Haus war sie verweichlicht. Als Mädchen hatte sie stets beim Reinemachen geholfen, da ihre Familie sich nicht viele Diener hatte leisten können. Jetzt fühlte sie den feuchten Schweiß auf ihrem Rücken, und sie bekam allmählich Blasen an den Händen. Auch die Schultern taten ihr bereits weh. Na, dann sollte es eben so sein! Ein bisschen schwere Arbeit hat noch niemandem geschadet. Und wenn sie sich die Hautpartien ansah, die sie schon gereinigt hatte, empfand sie Stolz.
    »Was ist das? Was ist das? Ist das ein Schlangenloch?« Die Angst und die Sorge in Sylves Stimme schienen auf ihren Drachen überzuspringen. Mercor stapfte herbei und schwenkte seinen großen Kopf herab, um an einer Stelle am Hals des Kupferdrachen herumzuschnüffeln.
    »Wie sieht es denn aus?«, fragte Alise, die nicht wagte, näher zu treten, solange der Golddrache so konzentriert darauf starrte.
    »Eine wunde Stelle. Der Schmutz ringsum war feucht, vielleicht von Blut. Im Moment blutet sie nicht, aber …«
    »Etwas hat sie hier gestochen«, sagte Mercor. »Aber es ist kein ›Schlangenloch‹, meine Liebe. Dennoch, das Blut riecht eigenartig, deshalb muss sie viel Blut verloren haben.«
    Alise war wieder zu einem klaren Gedanken fähig. »Ich glaube nicht, dass Schlangen ein Loch machen und hineinkriechen. Sondern sie stecken ihren Kopf hinein und saugen Blut.«
    Mercor blieb völlig regungslos. Sein Kopf schwebte noch immer über dem Kupferdrachen, die Augen schwarz auf schimmerndem Schwarz. Dennoch hatte Alise den Eindruck, als würde die Schwärze in ihnen langsam herumwirbeln. Dann schien er für einige Momente abwesend zu sein. Mit einem Schütteln, das seine Schuppen durchlief und Alise mehr an eine Katze als an ein Reptil erinnerte, kehrte er zurück, und sie spürte erneut seine geistige Präsenz. Sie staunte. Wenn er nicht kurz von ihr abgelassen hätte, hätte sie nie begriffen, wie sehr er sie beeinflusste, wenn er sich auf sie konzentrierte.
    »Ich weiß nichts über Raspelschlangen. Von dem, was du beschreibst, habe ich vor langer Zeit gehört, und damals nannte man sie Wühler. Sie graben sich tief ein. Womöglich sind sie gefährlicher als die Raspelschlangen, von denen die anderen Hüter berichtet haben.«
    »Sa steh uns bei«, sagte Sylve leise. Mit dem Schilfschrubber in der Hand stand sie einen Moment stumm da. Dann ging sie um die Drachin herum und stieß sie an. »Relpda!«, rief sie, als wolle sie durch die Teilnahmslosigkeit der Drachin dringen. »Roll dich auf den Rücken. Ich will deinen Bauch sehen. Dreh dich um!«
    Zu Alises Überraschung bewegte sich die kranke Drachin. Schwach stemmte sie die Hinterbeine in den Morast, auf dem sie ruhte. Dann hob sie den wackelnden Kopf, schlug die Augen auf, und ließ ihn wieder zur Erde fallen. »Geht zur Seite«, befahl Mercor grob, und die beiden Frauen beeilten sich, ihm Platz zu machen. Mercor senkte den Kopf, schob die Schnauze unter Relpda und versuchte, sie herumzuwälzen. Die Drachin beschwerte sich grummelnd und ruderte mit den Beinen, als bereite ihr die Bewegung Schmerzen.
    »Frisst er sie? Ich glaube nicht, dass sie schon tot ist!« Diesen Einspruch erhob ein anderer Hüter, der plötzlich neben ihnen aufgetaucht war. Rapskal, dachte Alise. Hieß er nicht so? Trotz seiner Regenwildzeichnung war er ein hübscher Kerl. Sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher