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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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bildeten sich zurück, weil sie nicht beansprucht wurden. »Sintara, wenn du dich nicht um deine Schwingen kümmerst, wie ich es dir sage, wirst du sie bald überhaupt nicht mehr bewegen können.«
    »Wage es nicht, so etwas auch nur zu denken!«, zischte Sintara sie an. Sie schlug einmal kräftig mit dem Flügel, sodass er Thymara entglitt und sie mit den Knien im Morast landete. Das Mädchen sah zu der Drachin auf, die entrüstet die Schwingen zusammenfaltete.
    »Warte. Warte, was ist das? Sintara, mach die Flügel noch mal auseinander. Lass mich druntersehen. Das sah wie eine Raspelschlange aus!«
    Die Drachin hielt inne. »Was ist eine Raspelschlange?«
    »Sie leben in den Baumkronen, dünn wie Zweige, aber lang. Sie schlagen blitzschnell zu, und sie haben auf ihrer Schnauze einen Zahn – wie ein Eizahn. Damit beißen sie zu, klammern sich fest und bohren ihren Kopf hinein. So bleiben sie dann hängen und fressen. Ich habe Affen gesehen, die hatten so viele Raspelschlangen, dass es aussah, als hätten sie hundert Schwänze. Normalerweise bilden sich rund um die Köpfe Entzündungen, und die Tiere sterben daran. Das sind gemeine Viecher. Spreize deinen Flügel und lass mich nachsehen.«
    Direkt vom Flügelansatz hing ein langer, hässlicher Schlangenkörper herab. Als Thymara all ihren Mut zusammennahm, um das herabbaumelnde Tier zu berühren, zappelte es wild hin und her, und Sintara stieß einen schrillen Schmerzenslaut aus. »Was ist das? Mach das weg!«, rief die Drachin, steckte den Kopf unter den Flügel und schnappte nach dem Schmarotzer.
    »Halt! Nicht beißen, du darfst nicht daran zerren! Wenn du sie herausziehst, reißt du ihr den Kopf ab. Dann bleibt er in deinem Fleisch und verursacht eine furchtbare Entzündung. Lass sie, Sintara. Lass sie los, ich kümmere mich darum.«
    Sintaras Augen waren wie zwei sich drehende Kupferscheiben und funkelten. Doch sie kam der Aufforderung nach. »Mach das weg!«, sagte die Drachin mit gepresster, wütender Stimme, und Thymara zuckte zusammen, als sie unter Sintaras Zorn auch ihre Angst spürte. Einen Atemzug später setzte diese zischend hinzu: »Beeil dich! Ich spüre, wie es sich bewegt. Es versucht, sich tiefer einzugraben, um sich in meinem Fleisch zu verstecken.«
    »Sa steh uns bei!«, rief Thymara aus. Vor Ekel würgte es sie, und sie versuchte, sich die Erklärung ihres Vaters ins Gedächtnis zu rufen, wie man Raspelschlangen wieder loswurde. »Kein Feuer, nein. Wenn man ihnen mit Feuer kommt, fressen sie sich nur tiefer hinein. Es war etwas anderes.« Verzweifelt grub sie in ihren Erinnerungen, und dann fiel es ihr ein: »Whisky. Ich muss schauen, ob Kapitän Leftrin Whisky an Bord hat. Rühr dich nicht.«
    »Beeil dich«, flehte Sintara.
    Thymara lief zum Kahn, bemerkte unterwegs aber den Kapitän, der mit Alise über den Uferstreifen schlenderte. Da änderte sie ihren Kurs, rannte auf die beiden zu und rief: »Kapitän Leftrin! Kapitän Leftrin, ich brauche Eure Hilfe!«
    Als Alise und ihr Begleiter Thymaras Stimme hörten, wandten sie sich um und eilten ihr entgegen. Ganz außer Atem kam sie bei ihnen an. »Was ist passiert?«, fragte Leftrin besorgt, worauf sie keuchend herausbrachte: »Eine Raspelschlange. Bei Sintara. Die größte, die ich je gesehen habe. Hat sich in ihren Rumpf verbissen. Unterm Flügel.«
    »Diese verdammten Miststücke!«, schimpfte er, und Thymara war froh, dass sie ihm nichts weiter erklären musste.
    Sie schnappte japsend nach Luft. »Mein Vater hat sie mit Gebranntem dazu gebracht, sich zu lösen.«
    »Ja, gut, aber Terebenöl wirkt besser. Das kannst du mir glauben, denn ich musste mal eine aus meinem Bein entfernen. Komm, Mädchen. Ich habe welches an Bord. Alise! Wenn einer der Drachen eine Raspelschlange hat, kann es gut sein, dass die anderen auch welche haben. Sagt den Hütern, dass sie ihre Drachen untersuchen sollen. Und auch die Braune, die nicht mehr aufsteht. Schaut mal an ihrem Bauch nach. Sie suchen sich eine weiche Stelle, wo sie gut durchkommen, und graben sich dort ein.«
    Leftrin eilte zu dem Kahn zurück, und Alise war froh, eine Aufgabe zu haben. Eifrig hastete sie über das Gelände, von Hüter zu Hüter, und verbreitete seine Anweisung. Greft entdeckte sogleich eine Raspelschlange, die verdeckt vom Hinterlauf an Kalos Bauch hing. An Sestican hatten sich drei dieser Schmarotzer geheftet. Kurz hatte Alise den Eindruck, sein Hüter Lecter würde in Ohnmacht fallen, als dieser die drei Schlangenleiber aus
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