Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
nach Sintara Ausschau. Sintara, nicht Himmelspranke, rief sie sich missmutig ins Gedächtnis. Warum hatte es ihren Stolz so sehr verletzt, als sie erfahren hatte, dass andere Drachen ihren wahren Namen nicht vor ihren Hütern verheimlicht hatten? Wahrscheinlich hatte Jerd den Namen ihrer Drachin vom ersten Tag an gekannt. Sylve ebenfalls. Thymara knirschte mit den Zähnen. Sintara war zwar die Schönste von allen, aber warum musste sie nur einen derart schwierigen Charakter besitzen?
    Die Blaue lag trostlos auf einem morastigen Streifen Schilf und Gras. Ihr Kopf ruhte auf den Vorderpranken, während sie auf die Bewegungen im Wasser starrte. Mit keiner Regung deutete sie an, Thymaras Anwesenheit bemerkt zu haben, bis sie plötzlich sagte: »Wir sollten weiterziehen, anstatt hier zu warten. Wir haben nur noch wenige Tage, bevor die Winterregen einsetzen, und dann steigt das Wasser, der Fluss strömt schneller. Wir sollten die Zeit davor ausnutzen, um Kelsingra zu finden.«
    »Dann meinst du, dass wir die braune Drachin zurücklassen sollen?«
    »Relpda«, gab Sintara zurück, und eine Ahnung von Rachsucht war plötzlich zu spüren. »Warum sollte ihr wahrer Name geheim blieben, wenn meiner allgemein bekannt ist?« Sintara hob den Kopf, streckte die Vorderläufe und fuhr die Krallen aus. »Und sie wäre nicht braun, sondern kupfern, wenn sie richtig gepflegt würde. Sieh her. Meine Kralle ist eingerissen. Das kommt vom vielen Laufen auf den Steinen im Wasser. Ich möchte, dass du Zwirn besorgst und sie zusammenbindest. Dann trägst du eine Teerschicht auf, wie du es beim Schwanz des Silberdrachen getan hast.«
    »Lass sie mich mal ansehen.« Die Kralle war ausgefranst und weich, weil sie zu lange im Wasser gewesen war. An der Spitze war sie gespalten, aber glücklicherweise ging der Riss nicht bis zum Fleisch. »Ich frage Kapitän Leftrin, ob er etwas Zwirn und Teer übrig hat. Und wo wir schon einmal dabei sind, lass uns dich mal genauer anschauen. Sind die anderen Krallen noch heil?«
    »Sie weichen ein wenig auf«, gestand Sintara, streckte Thymara auch die andere Pranke entgegen und fuhr die Krallen aus. Die Hüterin biss sich auf die Lippen, während sie sie untersuchte. Denn die Krallenspitzen waren allesamt leicht ausgefranst, wie hartes Treibholz, das in der Feuchtigkeit allmählich zerfaserte. Der Gedanke an Holz brachte sie auf eine mögliche Lösung. »Vielleicht könnten wir sie ölen. Oder glasieren, damit sie das Wasser abweisen.«
    Ruckartig zog die Drachin die Pranke zurück, und um ein Haar stieß sie Thymara dabei um. Dann warf sie selbst einen Blick auf ihre Klauen und gab kühl zurück: »Vielleicht.«
    »Steh bitte auf und mach dich lang. Ich muss dich nach Schmutz und Schmarotzern absuchen.«
    Die Drachin grummelte missmutig, kam der Bitte aber nach, wenn auch nur langsam. Bedächtig schritt Thymara um Sintara herum. Mit diesen Veränderungen hätte sie nicht gerechnet. Der Drache hatte abgenommen, war aber muskulöser geworden, und obwohl der ständige Aufenthalt im Wasser den Schuppen nicht guttat, wurde das Wesen durch den Kampf gegen die Strömung kräftiger. »Breite bitte deine Schwingen aus«, bat Thymara.
    »Lieber nicht«, gab Sintara steif zurück.
    »Willst du, dass sich darunter Schmarotzer einnisten?«
    Wieder grummelte die Drachin, ließ dann aber ihre Flügel erzittern, um sie schließlich anzuheben. Die Spannhäute klebten aneinander wie bei einem Regenschirm, der zu lange in der Nässe gelegen hat. Es roch unangenehm. Die Schuppen darunter sahen kränklich aus, und ihre faserigen Ränder hatten weiße Flecken wie Laub, das anfängt zu schimmeln.
    »Das ist nicht gut«, rief Thymara entsetzt aus. »Wäschst du die denn nie? Oder schüttelst sie mal aus und bewegst sie ein bisschen? Deine Haut braucht Sonne und muss gründlich geschrubbt werden.«
    »So schlimm sind meine Schwingen doch gar nicht«, schnaubte die Drachin.
    »Nein, sie stinken, und in den Falten hat sich Feuchtigkeit gesammelt. Lass sie wenigstens so lange ausgebreitet, bis ich die Sachen geholt habe, um deine Klaue zu verbinden.« Sintaras würdevolles Gebaren missachtend, griff sie einen der fingerdicken Knochen und klappte die Schwinge ganz aus. Die Drachin wollte sie wieder zu sich heranziehen, aber Thymara hielt hartnäckig dagegen. Sintara daran zu hindern, den Flügel anzulegen, ging viel zu leicht. Sie hätte viel kräftiger sein müssen. Thymara suchte nach dem richtigen Wort dafür. Rückbildung. Die Muskeln
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher